Kurpfalz Hofgerichtsordnung um 1480



Kurpfalz Hofgerichtsordnung um 1480 :: Transkription Klaus Bender 1967 :: Elektronische Bearbeitung Heino Speer 2010 / 2013

Quelle: Klaus Bender, Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, Diss. jur. Mainz 1967, S. 71 – 108.
Handschrift: HStA München, Allg.StA Opf., Lit.100, Fol.88-103. Datum: um 1480. Elektronische Bearbeitung mit Zustimmung des Herausgebers durch Heino Speer 2010 / 2013. Die Artikelzählung ist für die elektronischen Bearbeitung eingefügt worden. Die Zahlen in eckigen Klammern bezeichnen Blatt und Zeile der Handschrift.

[Vorrede]

[In dem Namen]
[88, 1] der heyligen unnd ungescheiden trivaltigkeyt
seliglichen amenn / von gnaden gottes wir
philips pfaltzgrave by ryne hertzog in beyern
des heiligen römischen rychs ertzdruchses und
kurfurst haben betracht das wir von gott un
serm schöpffer gewirdigt sin anndern menschenn
fur zu sin / den zu herschen / sie auch zu schuten
unnd schirmen / unnd dabey den fridden zu buwen /
des wir sovil uns gott gnad verlihet emssiglichen
[88, 10] gesehen und erfunden wollen werden / als wir gott
unnserm schöpffer rechnung darumb thun sollen
und wann aber alle ordenung und fridelich same-
lung flusset unnd gefestet wirdet ursprunglich
uß der gerechtigkeyt und in alle weg als zu hoffen
ist unnser geschefft / dester glucklicher ergeen
sollenn / so wir gericht und recht hanthaben
und meniglich / die des by unns notturfftig
sin / des bitten unnd begerenn recht ergenn
lassenn unnd zu fridden helffen / so dretten
[88, 20] wir hiemit inn die fußstaffen unnser elternn
die des ein erlich lop hinbracht hann und
sind auch der selben neygung wo sie es gelassen
hand unnd besunder der hochgeborn furst
unnser lieber vetter und vatter pfaltzgrave
friderich seliger / der des ein schrifftlich ordnung
gebrucht hat an zufahen und haben dem all-
mechtigen gott zu lob / dem gemeinen nutz zu
furderung unnd besunder unnsers furstenthums
der pfaltzgraveschafft land luten unnderthon
[88, 30] und zugewanten prelaten graven hernn ritter [Seite 72]
knechten edeln unedeln rich unnd armen / das
einem yeden furderlich recht gedihen und widder
faren möge / unnser hoffgericht geoffent und
besetzt und des ein ordenung mit zittigem treffen-
lichem ratt / nach unnser selbs besten verstentnis
unnd auch unnser pfaltz gelidder gelerten und leyen
geistlicher und weltlicher rete furgenomen die also
verstiglichen zu halten und zuhanthaben unnd
schaffen gehanthabt und gehalten werden wie es
[88, 40] von puncten zu puncten wort zu worten hernach-
volgt wir setzen orden wollenn und meynenn
auch in crafft diß brieffs das unnser erbenn
pfaltzgraven by ryne welicher der kurfurst
ist / solich hoffgericht halten haben und hant-
habenn das truwelich mit reten und personen
gelerten unnd leyen / dar zu tuglich unnd besund
die leyen / von der ritterschafft unnsers fursten-
thums darzu ordenen und also besetzen und beharen
soll als das yetz angefangen und inn ubung ist /
[88, 50] damit wir unser erben die kurfursten sindt be-
laden innmaß wir uns des beladen hannde als
sie des auch ere lop unnd nutz entpfahen wollenn

[Art. 1] Wie offt im jare und zu welichen zyttenn
daz hoffgericht gehalten werden solle

Zum ersten wollen wir das unser hoffgericht
zu vier malen im iar gehalten werden solle
das erst uff den nechsten gerichts tag nach
unser lieben frauwen tag zu latin assumptio
genant angefengt werden das ander uff den
nechsten gerichts tag nach aller heyligenn
tag das dritt uff den nechsten gerichtstag
[89, 10] nach dem sontag invocavit das vierde und
letst uff den nechsten gerichts tag nach dem
sontag trinitatis zu den vier obgemelten
zyttenN1 sollen alle sachen / die fur unser
hoffge-[Seite 73]
richt zu rechtfertigen angenomen werden
rechtlich gehandelt und ein gerichts tag nach
dem andern gehalten und also eins yeden iars
inn zu kunfftigen zyten gehalten werden / on
underlaß / so lang sich das geburt nach dem
der sachen vil oder lutzel sint doch das sich
[89, 20] keyn hofegericht uber viertzehen tag verziehe /
es hett dan merglich ursach / mag das ein
tag zwen oder dry erstreckt werden ungeverlich

[Art. 2] Das hoffegericht nit
uff zu schlagenn

Item es soll auch ein iglich unser hoffgericht zu den
obgemelten vier getziten im iar furgang han
unnd on merglich grob ursach nit uffgeslagenn /
oder verrugt werden es begebe sich dann / das nit
sachen verhanden an den rechttag gesetzt wordenn
[89, 30] weren und als dan soll doch solich hofegericht
nit dester mynder zu andern zyten sinen fur-
gang han und gehalten werdenn

[Art. 3] Das die gesatzten tag nit lichti-
glichen verruckt werdenn

Item wan rechttag gesetzt werden / die sollen von
anbringen der parthyen und sunder redelich
ursach nit geandert oder uffgeschlagen werden /
es geschech dan durch richter unnd rete in sytzen
dem rechten / oder das wir solichen uffschlag
[89, 40] teten merglicher redlicher ursachen halb und
solich uffschlagen beyden parthien zuvor zy-
tlich verkunt wurde und keyner parthy in
sunderheit zu gut geschee

[Art. 4] Durch wen die sachen angenomen
und tag gesetzt werdenn sollenn

Item wan rechttag also gesatzt werden sollenn
das soll gescheen durch unser hoffmeister und
cantzler / oder ander unser rete zu yeder zytt an [Seite 74]
ir statt sin.N2 Und sollen die selben rechttag
[89, 50] nit lychtiglich und unbetrechtlich gesatzt sundern
angesehen und betracht werden / ob soliche sachen
an andern enden / als fur den amptluten unnd
in den ampten dar inn die gehorn oder an denn
gerichten inn den die guter gelegen / oder an andern
enden fuglich ußgericht werden mochten als dann
solten sie dahin auch solich sachen wysen und
nit vor unnserm hoffegericht ußgetragen werden
darumb sollen unser hofemeister cantzler und
ander rete / dar zu an ir statt geordent / uffsehen han
und flyß thun was cleyner lychter sachen sint an
den nit vil gelegen ob sie die mit glympff und fu-
gen entschlagen / und die von unserm hoffgericht
[90, 10] abewysen mogen doch das nyemant dar inn ver-
kurtzt werde / oder anders gehandelt / dan nach ge-
burlicheyt

[Art. 5] Ob und wann man ußwendig des hofe-
gerichts zyten rechttag setzen moge

N3

Item sollen unser hoffemeister cantzler und
ander rete in allen sachen / die uff uns und
unser rete zu ußtrag gebotten und uffgenomen
werden rechttag bescheiden und setzen lassen /
fur unser hofegericht es wer dan das sie be-
[90, 20] ducht groß und gestalt der sach erfordert / daz
wir es selbs in eygner person / oder durch un- [Seite 75]
sern sunderlichen richter und rete verhoren
solten oder wan wir uns inn sunderheyt /
ettlicher sachen beladen und uff uns nemen /
als dan sollen und mogen sie ußwendig der zytt
des hofegerichts wie obgemelt ist rettag fur
uns / oder unser richter und rete / die wir zu yed
zytt / dar zu ordenn werden setzen lassenn doch
das solich tagsatzung ußwendig unser hofe-
[90, 30] gerichts vermitten werde so ferrner das mit
eynichem fug oder glympff gesin mage

[Art. 6] Daz zu yedem hofegericht
eyn richter geordent werden soll

Item zu eyner yeden zytt solich unser hofegericht
gehalten werden soll / an unser statt ob wir
selbs nit zu gegen sin / ein richter uß unßn
retenn geordent werden / der an unser statt
unnd in unserm namen / das hoffgericht
besitzen und des getruwlich und flyssiglich
[90,40] warten und dem fursin und alles das han-
deln und thun soll / das eynem richter nach
wysung der recht oder sunst nach gewonheytt
und herkomen der lande und besunder unsers
furstenthums der pfaltzgraveschafft by
ryne von ampts wegen zu thun geburtt.

[Art. 7] Wie man sittigkeitt inn reden haben und
schelt oder schmee wort vermyden soll

Item soll auch der obgedacht unnser hoffrichter
mit unnsern reten / die wir in nachfolgender
[90, 50] maß ime zu orden und zu yeder zytt zu
ime setzen werden ernnstlich daran sin / dz
fur dem rechten / sittigkeyt gebrucht unnd
ungestumigkeit vermitten werde von den
parthyen iren fursprechen auch den umb-
stendern und ein parthy die ander so ir ge-
burt ungehindert reden lasse auch alle
schellt und schmee wort zum rechten not- [Seite 76]
turfft der Sachen nit dienen deßglich
uberflussig und schuertzig teyding abge-
stalt werden / so best das gesin mag

[Art. 8] Wer und wievil zu reten zu dem
[91, 10] hofrichter gesetzt werden sollenn

N4

Item es sollen auch by dem obgemelten unserm
hofrichter zu yeder zytt des hofgerichts / als
ob geschriben stett zu recht sitzen und recht
helffen sprechen sechs rete / der uff das myst
zwen oder drey doctores oder licenciaten sin
sollen / die in allen hofegerichten by dem genan-
ten unserm hoferichter sitzen und wie sich in
recht geburt handeln sollen und ine zur zytt
des hofegerichts on merglich treffenlich ur-
[91, 20] sach nit erlaubt oder ander ende geordent
werdent

Item sollen auch zu den obgenanten unserm
hoferichter und sechs reten zu yedem unserm
hofgericht beschryben und gesetzt werdenn
noch sechs / oder uff das mynst vier rete / den ob-
gemelten andern reten in recht helffen han-
deln wie sich nach herkomen und gewonheyt
unsers hoffegerichts geburt die wir auch zu
eynem yetlichen hofegericht ernuwen und an-
[91, 30]dern
mögenn / nach unser gelegenheyt und
gefallenn

[Art. 9] Die hofegerichts zytt zu
sitzen und off zu steen

Item invocavit von sieben biß zu eyffen vormittags
nach mittag von eyni biß zu funffen oder zwischen
funffen und sechßen ungeverlich

[91, 40] Item trinitatis vor essens von sechßen biß
zu nun dar nach von zwolffen biß zu funffen
[Seite 77]

Derglichen zum hofgericht assumpcionis marie

Item zu aller selen tag vor essens von sieben biß
zu zehen dar nach von eym biß zu viern
oder biß das man die liecht uffzundet

Doch so stett es zu unser hoferichter
und reten anderung nach gestalt und ge-
legenheyt
der sachen

[Art. 10] Daz die hofegerichts rete nyemant
[91, 50] vor hofegericht helffen tagleistenn

Item wollen wir auch das die vorgenanten
unser richter und rete / die unser hofegericht
besitzenn nyemant sinen tag vor dem gemelten unßm
hofegericht leysten / helffen sollen es be-
scheche dan mit unsermN5 besundern gunst
wissen und willen

Item orden wir auch ob sich zu zyten bege-
benn wurde / das einer uß den vorgemelten
[91, 60] unsers hofegerichts reten uß ursach nit sprechen
wolt oder yme zu sprechen nit geburt inn sachen
die vor hofegericht gehandelt werden / daz er
[Seite 78]
N6
dann auch nyemant inn der selben sach in den
reten underricht auch nit inn der underrede
sy / so die urteil gefaßt wirtt

[Art. 11] Daz hofegericht zu zytten mit mer
reten besetzt werden solle

[Anmerkung: Dieser Artikel fehlt in der HGO von Amberg.]

Item ob sich begebe das die sachen in recht groß
und mercklich auch treffelich personell als
fursten graven und hern beruren werendt
und gelegenheyt der sachen erfordert wolten
[92, 10] wir uns selbs zu solichen rechttagen müssigen
oder unsern hofemeyster cantzler mar-
schalk faut zu heydelberg und ander unser
rete / die wir by uns teglich inn unsem hofe
gebruchen auch zu solichen sachen orden
und bescheiden damit und by zu sin und
thun als ander unser richter und rete

[Art. 12] Das hofemeister cantzler und ander
dem hoferichter schuldig sint zu raten
wann sie des erfordert werdenn

N8

[92, 20] Item es sollen auch unser hofemeyster cantzler
marschalck und ander unser rete die teglichs
by uns sin uff gesumen und erfordern des egenanten
unser hoferichters iren ratt mit teylen oder
so es die notturfft und gelegenheyt der sachen
erheischt wie obgemelt ist / me rete zu den
obgestympten hoferichter und reten von un-
sernt wegen beschrieben und ine zu bescheiden

[Art. 13] Wie der richter und rete underrede
und frage mit den reten haben soll

N9

[92, 30] Item wann die parthyen die Sachen zu recht ge-
[Seite 79]
satzt haben und die parthyen mit sampt den
umbstendern usgangen sin so soll der richter
underrede thun und einen yeden ratt / nach
dem andern fragen sin meynung zu erken-
nen geben doch unbeschlußlich wes er meynt
recht sin sollt und soll yeder ratt / den andern
guttlichen nach der ordenung uß reden lassen
und dar inn nit hindern / byß er sin meynung
zu erkennen geben hatt und als dan so mogen
[92, 40] sich die rete gutlich underreden und eyner dem
andernn zu luterung der Sachen inn sin fur-
nemen reden und darnach soll der richter umb-
fragen enntlich alle rete was yeder zu recht
sprechen will der glich er auch sprechenn
soll zu letst und beschliessen und was dar
inn ir aller / oder des mererteyls recht spruch
sein wirdet / by dem soll es beliben der uff-
getzeichent und der urteile brieff daruber be-
gryffenn werdenn

[92, 50] [Art. 14] Wie die rete nit scheiden sollenn
die urteile sy dan beschlossenn

Item wan die Sachen zu recht gesetzt sin sollen
auch richter und rete nit von ein komen / der
rechtspruch sy dann zuvor beschlossen es begebe
sich dann / das richter und rete inn der sach me-
rers rats pflegen wollen / das mogen sie thun
und sollen die sachenn nit sunder redelich ur-
sachen ungeendet uffgeschlagen / oder angehenckt
werden und soll der rete keyner vom rechten
geen / ee der ußspruch geschicht es werde im
dan vom richter erleubet ursachen halben

[Art. 15] Wie des Urteils nyemant vor dem
[93, 10] ußspruch gewarnet werden soll

Item sollen richter und rete keyn parthy warnen
oder melden
in dhem wise zuversten geben
vor oder nach auch wan die sachen zu recht ge-
satzt waz zu recht gesprochen sy / oder versehen-
[Seite 80]
lich zu recht gesprochen werden soll so
lang biß die urteile geoffent wirt uff daz
kein parthy fur der urteile furteile / oder
geverde suchen möge

[Art. 16] Wie richter und rete dz hoffgericht
[93, 20] zu besitzen geloben und schweren sollen

Item uff das unser hofegericht dest uffrechter
und on allen argwon von meniglich ge-
halten werden moge so soll ein hoffrichter
und iglicher urteilsprecher der nu furbaß
inn unnserm hofegericht sitzen und urteil
sprechen wirdet dissen nachgeschriben
puncten und artickel geloben und schweren.

ItemN10 das eyn yede nach verhorung der sachenn
so er recht sprechen soll und wirdet inn so-
[93, 30] lichem rechtspruch / alleyn gott fur augen haben
unnd nach der parthyen furbringen und siner
gewyßheyt recht sprechen woll / nach siner
vernunfft und besten verstentnis glich dem
armen als dem richen und sich dar inne halten
unparthylich und glichN11 und solichs nit lasß
wolle umb hasse gunst forcht schenck myet
eigen nutz oder icht daz die gerechtigkeyt ver-
keren mag
in maß er am furderlichstenn
dem strengen richter gott dem almechtigen
[93, 40] antwort darumb zu geben pflichtig sy /
und darinn gebruchen keynerley geverdeN12
[Seite 81]

[Art. 17] Daz zwen schriber off daz
hofegericht warten sollen

Item orden und setzen wir daz nun hinfur
zwen schriber uff das hofgericht warten
sollen der ein uff zu schriben und der ander
zu lesen die sollen auch geloben und schwe-
ren als hernachgeschriben stett

[Art. 18] Des hofegerichts schribers
[93, 50] eyt der da uffschribet

N13

Ich N gelobe und schwere alle gerichts hendel
brieff register kuntschafft und ander / dz
inn schrifften in recht furbracht und inge-
legt wirt getruwelich und mit flys by dem
gericht zuhalten und bewaren auch sunst waz
in recht gerett wirt getruwelich uff zuschribn
und mich dar inn glych und unparthylich halten
keynem teyle mer dann dem andern zu legung
thun inn dem uffschriben oder lesen unnd wez
also in gericht gelegt oder uffgeschriben wirt keiner
parthy / oder yemant von iren wegen ubergeben
offen lesen / hören / oder abschrifft davon wer-
den lassen es wer dann zugescheen von richter
[94, 10] und reten erkant oder ein parthy / daz der andern
mit wissen willen und in irem bysin verhing
und zugeb. Und das ich keyner parthy noch
sunst yemants urteil oder meynung die gefaßt
und noch nit offentlich ußgesprochen sint offen
oder abschrifft davon geben und das ich heim-
lichkeit des rats und wie sich richter und rete im
urteilsprechen halten ewiglich verschwigenn
und daz nit lassen umb haß / nyde lieb gunst
schenk miet oder keyner andern sach willen

[94, 20] alles ungeverdeN14
[Seite 82]

[Art. 19] Des schribers eyt
der da ließtt

N15

Ich N globe und schwere das ich mynem gne-
digen hern pfaltzgraven und kurfursten /
getruwe und holt will sin / siner gnaden
schaden warnen fromen und bestes werben
alle gerichts henndel brieff register kunt-
schafft und anders das inn schrifften in
recht furbracht und ingelegt wirt / getruwe-
[94, 30] lich helffen bewaren und by dem gericht
zu behalten auch getruwelich und unparthy-
lich zu lesen / keynem teyle me dan dem andern
inn dem lesen / oder sunst zulegung thun und
mich flyssen verstentlich und wol zu lesenn
und keinerley geverde dar inn zugebruchen
auch keiner parthy oder yemants von irent we-
gen des das in gericht gelegt ist / ubergeben offen
horen / oder abschrifft werden lassen davon es
wer dan zugescheen vom richter und retenn
[94, 40] erleubt oder daz ein parthy / dz der andern mit
wissen willen und irem bysin verhing und
zugebe und das ich keyner parthy / oder sunst
yemants urteile oder meynung die gefaßt und
noch nit offentlich sin / offen oder abschrifft
davon geben und daz ich auch heimlichkeytt
des rats und wie sich richter und rete im urteil
sprechen halten und waz yetlicher sprech / oder
gesprochen habe ewiglich verschwigen und
daz nit lassen umb lieb leid gunst schennck
[94, 50] miet oder keynerley ander sach willen
auch
keyn schenck miet oder mietwan nemen von
solicher sachen wegen inn dhein wise unnge-
verlich [Seite 83]

[Art. 20] Antreffen wysung
geistlicher sachen

Item waz geistlicher Sachen in recht an un-
serm hofegericht furbracht werden / die selbn
sachen sollen an geistlich gericht mit recht
gewiesen werden es wer dan / das sich die
parthyen verwilkurt hetten in sachen darumb
sie das thun mochten / des rechten / fur unserm
hofegericht zu sin ungeverlich

[Art. 21] Antreffen wisung
ligender güter

Item waz sachen ligend guter antreffen an unserm
hofegericht furbracht werden sollen an die gericht
dar inn die guter gelegen sint / mit recht gewiesen
werdenN16 es wer dan das sich die parthyen verwil-
[95, 10] kurtt hetten / ein ander fur unserm hofegericht
des rechten zu sin doch dz solich wilkur inn
cleynen sachen / die under zweintzig gulden sint
nit angenomen oder tag darumb gesetzt werden
sollenn.

[Art. 22] Von wysung der
lehen güterr

N17

Item was lehen sachen in recht an unserm hofe-
gericht furbracht werden / die den grund unnd
ursprung der lehen beruren und zwyfel haben
[95, 20] dermaß ob die lehen verfallen / oder verwirckt
sin oder wer der nechst erbe sy wer die entpfahen
und ob die inn gemeynschafft oder inn sunderheit
entpfangen und getragen werden / oder wem[Seite 84]
die geluhen werden sollen als dann sollen
die selben sachen fur den lehenherren oder die
lehen mann / wie sich geburt gewisen werden /
ob aber eyner sins lehen guts mit gewalt
beraupt oder entsetzt / oder ein lehen mit be-
willigung lehenhern verussert wer uber
[95, 30] solich entwerung und entsetzen auch ob
die verwilligung krafft haben solt auch
berurn erschienen nutzung der lehen guter /
einer dem andern entwert hett oder ime
verschrieben werN18 daruber soll unser hoffe-
gericht auch erkennen und rechtsprechen
doch unvergriffen dem lehenhern an siner
gerechtigkeytt des eygenthumbs und manschafft

Item wan auch die parthyen in sachen lehenn
berurn wilkurlich und mit willen des lehen-
[95, 40] hern sich begeben / fur unser hofegericht zu
komen recht darumb zunemen so sollen die
sachen nit gewisen sunder gesprochen werden

[Art. 23] Wie es gehalten werden soll so rechttag
gesetzt sint und ein parthy erschynt
unnd die ander nit

ItemN19 wan wir uff ersuchen beyder parthyenN20 recht-
tag setzen lassen erschynt dan der antworter
uff dem gesatzten tag und der cleger nit / leßt
auch ehafft nit furbringen / der inn recht
[95, 50] gnug ist so soll dem antworter dann siner
gehorsam ein urkund gegeben werden das
er dem rechten gehorsamlich erschienen sy /
und gewart habe und daz furter die heupt-
sach in recht nut zugelassen werde dem[Seite 85]
antworter der gehorsam gewest ist / sy dann
zuvor sin kuntlicher cost und schade gekeret /
den er des tagwartens genomen hat und das
auch der cleger zuvor gelobt hab daz er dem
rechten gehorsam sin will doch her inn vor-
behalten ob ein ancleger ußbliben wer und
darnach keme fur gericht in rechtlicher zytt
ungeverlich und erschint ehafft sins usbelei-
bens der zu recht gnug wer / das soll im rechten
zugelassen und verhort werden und darub
auch gescheen waz recht wirt denn egenanten
costen und schaden antreffen wie dan solichs
[96, 10] der nechst obgemelt punckt von dem ancleger
ußwyßt.

Belipt aber der antworter ußN21 und erschinet nit /
leßt auch kein ehafft furbringen / der im rechten
genüg und die ungehorsam nit offenbare ist
und am tag lyt so mogen unser richter und
rete so sie des billich dunckt einen andernn
rechttag erkennen und erschinet als dann
der antworter aber nit so wollen wir dem
cleger beholffen sin zu sinem rechtenn
[96, 20] dem antworter in der selben sach nit geleit
geben / oder schirm gescheen lassen / unnd
gestatten / dz der cleger uff des antworters
guter mit recht clagen möge inn allen unßn
gebieten und gerichten und ob der selb antworter
von dem cleger mit ußlendigen gerichten
furgenomen wirdet so wollen wir den
innhalt unser fryheyt nit widerheischen

ItemN22 so beide parthyen uff den erst gesatzten tag
erschinen in recht / der cleger sin forderung und
[96, 30] der anclagt sin antwort dut inn der heupt-
sach mit ja oder neyn und mit recht eynander[Seite 86]
tag erkant wirt und uff dem selben andern
tag der cleger erschinet und der antworter nit /
oder der antworter erschint und der cleger nit /
welicher also erschint und das ander eehafft
sins usbelibens der zu recht gnug ist nit
furbracht wirt der mag syn gerechtigkeyt
kuntschafft und anders in recht furbringen
und darlegen und soll als dann uff solich sin
[96, 40] furbringen gescheen was recht ist inn der
heuptsach

[Art. 24] In waz sachen man costen
und schaden
wisen soll

N23

Item soll umb allen costen und schaden hinfur
an unserm hofegericht erkennt werden
wie recht ist.

[Art. 25] Wie eyner by siner gesprochen urteil
von der nit appellirt ist gehanthabt
werdenn soll

[96, 50] Item nach dem wir billich geneigt hillfflich
und furderlich sin sollen das solichem so
mit recht von unsern richter und reten oder
dem mererteile gesprochen / davon nit appel-
liert wirtN24 nachkomen werde so wollen wir
den jhennen die solichem rechtspruch nit nach-
komen widder den selben rechtspruch keynerley[Seite 87]
hilff schirm oder bystant thun / auch kein ge-
leit oder trostung
geben / oder gedihen lassen
inn unsern landen und gebieten. Wir wollen
auch die unsern und der wir mechtig unnd
uns underworffen sint ernstlich darzu halten /
das sie den urteiln nachkomen und gnüg thun /
die sie an unserm hoffgericht verlorn unnd
[97, 10] nit davon appelliert haben darzu wollen
wir auch gonnen das die jhennen die an unsßm
hofgericht verlustig werden wann sie die ur-
teil in crafft komen lassen und der nit gnüg
thun / mit uslendigen rechten furgenomen
werden und sust gestatten wie solich recht-
spruch und wz mit recht erlangt ist innbracht
werdenn mag

[Art. 26] Wie appellaciones angeno-
menn werden sollenn

[97, 20] Item nach dem appellirn und beruffen itzt fast
gemeyn und die appellacion und beruffung
zu memaln frevenlich sunder redelich
ursach bescheen da durch rich und arme
zu zyten beschwert werden darumb orden
und setzen
wir auch / das ein yetlicher der
sich fur unns als den land und kurfurstenN25
berufft und appellirt das sich desselbenn
appellacion nit angenomen noch inn der
sach rechttag gesetzt werden sollen fur unser
[97, 30] hofgericht es sy dan der selb der appellirt
hat zuvor den zweintzigisten teile des die sach
darumb appellirt werde ist inn unnser cantzly
ingelegt werde / daruff dan rechttag gesetzt
werden sollen geweindt er dan durch die
appellacion die heuptsach mit recht so soll
yme solichs / dz er hat ingelegt wider werden[Seite 88]
ist des nit / so soll solichs gelt unser cantzly ver-
fallen sin auch mogen unser hofmeister und
cantzler / die gemelt pen meren / nach eygen-
[97, 40] schafft der personen / ob die licht oder zu hade-
rung geneigt sin nach irem wilkur.

[Art. 27] Daz frevenlich mütwillig appellacos
nit zugelassen sollenn werdenn

Item ob aber yemant wer der wer frevenlich
und mutwilliglich
on redelich ursach und
beschwerde von unsern / oder unsern richter
und reten rechtspruch / appelliren wurde
der selben appellacion soll nit geacht noch
zu gelassen / oder der deferiert sunder volfaren
[97, 50] und der rechtspruch gehanthabt werden als

obgerurt.

Daruff so ordenn und setzen wir welicher
von uns oder unsern hoferichter und reten
appellirt so der selb zur zyt der verkundigung
siner appellacon uns oder dem gemelten un-
serm richter solich appellacon inn eigner p[er]son
nit verkunden kan / das der selb sin appellacon
unserm hofemeister cantzler oder prothonota-
rienN26 verkunden mag welichem er will /
den wir an dem ende fur unsern richter orden
und setzen
in crafft disser schrifft der als dan
so er erfordert wirt applos geben moge

[Art. 28] Das man von unserm hofegericht
fur uns nit appelliern soll

N27

Item ob yemant von unserm hofgericht an uns[Seite 89]
[98, 10] appelliern wurde solicher appellacion wollen
wir uns nit annemen und die fur uncreff-
tig und nicht halten.

Wir wollen auch als obgemelt ist das cleyn
lycht sachen / die under zweintzig guldenn
sint / durch appellacon an unser hofgericht
nit bracht noch angenomen werden sollen
sunder wan sich begibt / das in solichen
cleynen sachen under zweintzig gulden
antreffen in unserm furstenthum appelliert
[98,20] wirt wollen wir dz ein yetlich solich appellcon
fur unsern amptman under dem sie geschicht
bracht werde der als dan von unser und ampts
wegen macht habenn soll / die parthyen fur
sich bescheiden und in die appellacon zu se-
hen die beswerde od er eynich in dem urteyl
find hin zulegen abzustellen und die parthien /
ob ime das volgen wolt gutlich zuvertragen
[98, 30] und so er beswerde in der urteil findt und die
gutlich nit abgeteidingen kan / die sach der
appellacon fur des gerichts / davon appellirt
ist / oberhofe wysen wo er aber fund / das fre-
venlich und mutwilliglich
appelliert wer /
dem der appelliert hett by einer zimlichen pene
uns unableßlich zu geben by gesprochener urteile
zubeliben / zugebieten uff daz die appellaciones
in cleynen und lychten sachen nit zugemeyn
und auch die armen nit zuvil durch appelliern
[98, 40] beschwert werdennN28
[Seite 90]

[Art. 29] Wie geverde in appellacon sachen
furkommen werden sollen

Uff das geverde in dem anbringen der appellacon
sachen vermitten und furkomen werde orden
und wollen
wir / so einer der sin appellacon
anbrocht und furgeben hatt / das die sach der
appellaconn uber zweintzig gulden ist / das
[98, 50] der selb sovil in unser cantzly verfallen sin /
und geben soll was die sach darumb er appelliert
hett under zweintzig gulden antrifft / er gewinn
oder verlier
die sach es hang dan daran / das eyne
sin ere und glimpff antreffen und wo sich erfind
in volnfurung der appellacion sachen das
der zweintzigist teile nit gnugsam ingelegt
ist / wollen wir / dz inn der selben sach still-
gestanden und nit ferrer procedirt werd /
so lang biß die inlage gentzlich geschicht wie sich nach anzale der sach geburtN29

[Art. 30] Wie von denn dorffgerichten
appelliert werdenn solle

Item als nach ußwysung der recht von eynem
[99, 10] ende urteile mit munt und on alle schrifft
appelliert werden mag so der richter der die
urteile gesprochen hat noch zugericht sitzt
orden und setzen wir das im hinfur in
unserm furstenthum ein yetlicher der fur
uns oder unser hofgericht appelliern will /
so es ein end urteil antrifft / solichs tun
mag in obgeschriebener maß mit lebendiger[Seite 91]
styme und mag sich desN30 bezugen mit dem
gericht / auch mit den umbstendern / das er
[99, 20] damit dem richter und parthyen verkund
woll han also das ime nit noit sy darnach
mit notarien und gezugen zu appelliern
oder die appellacion zuverkunden und ap-
postell zu heischen und darumb wollen
wir auch / das solich appellacoes an unßm
hofgericht angenomen werden sollen / die als
obgemelt von end urteiln und inn sitzendem
gericht gescheen und das die gericht vonn
den also appelliert wirt under irem sigell
[99, 30] oder sust / so sie eigner sigell nit han under
andernn glaubhafftigen sigeln erkennen /
das wie obgerurt ist appelliert syN31

[Art. 31] Urteil brieff
antreffen

Item alle gesprochen urteile daruber brieff ge-
geben werden die selben urteil sollen under
unserm hofgerichts insigel ußgeen unnd
richter und retenn in den urteils brieffen
benant werden als von alterher unnsers
[99, 40] hoffs gewonheyt gewest ist es hett dan
ursach darumb das nit geschee

[Art. 32] Die urteil brieff uß der
cantzly zu losenn

Item wan urteil an unserm hofegericht ge-
offent werden welich parthy dan der
urteil brieff begern und doch die in zitt
so inen bestimpt oder an unser cantzly
thurN32 offentlich verkunt wirt / oder inn
achttagen ungeverlich darnach nit lö-
[99, 50] senn so wollen wir uns der selben par-
thyen nit mer bekommern noch im rechten
annemen
/ oder ander rechttag setzen lasß
so lang biß er solichen brieff erloßet des
glych soll es gehalten werden mit abscheiden
verkunden commission und anderm / das inen
die parthyen begern zu machen und das nit
lössen doch wollen wir das die parthyen
inn unnser cantzly umb die urteile urkund /
oder ander gerichtshendel nit beswerd sunder
die selben brieff sollen ime umb ein zimlich
gelt gegeben und dar inn angesehen werden /
ob die sach groß oder cleyn ob lang oder kurtz
[100, 10] inn gericht gehandelt sy / und soll auch da
by gelegenheitt der person und sach ange-
sehen werdenn.

[Art. 33] Wie und in welicher maß man
abschrifft uß dem hofegericht
geben soll

N33

Item wan die sachen weytleuffig sin oder vil
kuntschafften gefurt / oder auch sunst vil
schrifft gelesen das noit ist sollen die par-
thyen nit versumpt werden / das inen
dan uff ir erfordern zu ir beheltnis ab-
[100, 20] schrifft werden wan dan die widerpar-
thy die es fordert mit sinem rechten be-
helt abschrifft des bylegens notturfftig
sin so sollen inen die puncten us den brie-
fen und zugnis die sie fordern und zu den
sachen diennend ußgezeichent gegeben wer-
den doch das man sich des ungeverlich bruch.

[Art. 34] Wie man commissarien geben
und fur hofegericht benennen soll

Item wan yemant an unserm hofegericht
[100, 30] kuntschafft erteilt und eins commissarien
noit ist der soll inen offentlich vor hofe-
gericht und in bysin des widerteils fordern
und benennen
und ist der selb dem wider-
teile verdechtlich und des ursach furbringt
mög er sin inrede darinn thun und als
dann soll und mag inen unser hofrichter
einen geben den sie schuldig sin uffzune-
men wer es aber ußwendig der zytt des
hofegerichts so soll solichs gescheen durch
[100, 40] unsern hofmeister cantzler oder ander rete
die wir dazu ordenN34 uff das nyemant an
sinem rechten deshalb verhindert oder
verkurtzt
werde.

[Art. 35] Von den fursprechenn

Item es soll kein fursprech das wort fur
unserm hofgericht zu thun zugelassen
werden / er sy dan zuvor von unsernn
wegen zugelassen uffgenomen und das
er dissen hernachgeschriben eidt gethon
[100, 50] habe

[Art. 36] Der fursprechen eyt

Ich N globe und swere das ich den parthyen
der sach ich mich annemen in den selben
sachen mit gantzen und rechten truwen
meynenn und die sach im rechten nach mynem
besten verstentniß den parthyen zu gut fur-
bringen und handelnN35 auch darinn keynerley
falsch noch unrecht wissentlich bruchen das
ich auch mit der selben myner parthy keinerley
furgeding oder furwort machen darumb

ich ein teil von der sach / darumb die parthy

die in recht steet warten sy auch heimlicheit
und behellff
/ so ich von der selben parthy
[101, 10] vernemen oder nach underrichtung der sach
von mir selbs vermercken werde der parthy
zu schaden nyemant wissentlich offenbaren
darzu auch die parthy uber den sollt unnd

lon
der mir inn anfang des rechten verspro-
chen wer nit meren oder mit andern ge-
dingen besweren oder höhern will und ob
des solds und lons halben zwischen der par-
thyen und mir irrung oder spenn ent-
stund / des will ich beliben by dem hoferichter
[101, 20] und reten oder wem der hoferichter das uß den
reten befelhen wurde und wie sie mich dar-
umb entscheiden will ich es da by beliben lasß
unnd benügig sin auch der sach so ich ange-
nomen hab on redelich ursach / und des rich-
ters erlaubung mich nit entschlagen sunder
der parthy zu gut zu endung des rechten ge-
truwelich handeln in dissn dingen alle ge-
verde und arglist
gentzlich ußgescheidennN36

[Art. 37] Das eyn parthy nit men dan ein
[101, 30] geswornen fursprechen haben
soll

Es soll auch kein parthy ober ein geswornen
fursprechen in einer sach uffnemen oder be-
stellen uff das die ander parthy auch moge
fursprechen bekomen und das dar inn kein
geverlichkeit gebrucht werden möge / soll
kein fursprech einicher parthy in ir sach
raten / die selb parthy die inen umb rat er-
sucht woll in dan zu fursprechen in der
[101, 40] selben sach uffenemen

[Art. 38] Das rych und arme fur-
sprechen bekomen mögen

Und das armuthalben nyemants verkurtzt
oder rechtloß gelassen
werde so soll unser hofe-
richter so zu zyten ist oder sin wirdt / die sachen
der armen die ir armut mit iren eiden / ob
der gesunnen wurde erwyßten / den fur-
sprechen entpfellen inen on solde zu raten
und zu reden
und welichem fursprechen
[101, 50] solichs befohlen wirt soll schuldig und pflich-
tig sin by pene entsetzung sins ampts / die
sach on widerrede wie vorgemelt antzune-
men doch so soll unser hoferichter / ob der

sach me dan ein wurde die glych under die
fursprechen teilen alles ungeverlich
[Seite: Fol.102] ob aber yemants ein eigen frembden redener mit
ime brecht oder ob ime yemants selbs sin wort
im recht thun wolt / soll ein yeder macht han

[Art. 39] Wie die botten die des hofgerichts brieff
verkunden und ußtragen werden geloben
und sweren
sollen und was sie also uff
die eide sagen und furbringen das dez

soll gestanden werdenn

Ich N globe und schwere daz ich alletagbrieff und
[102, 10] wes mir des hofegerichts halb in schrifften be-
fohlen wirt / getrulich verkunden und uberant-
worten
will wohin mir das zu thun befolhen
und sich geburen wirdet und des getruwelich
meldung tun zu yeder zytt wann und wem
ich solichs thun soll und dar inn kein gever-
licheit gebruchen auch umb nyemants willen
lassen auch nit anderst furbringen noch
sagen dan wie sich die ding begeben haben /
sunder alle geverde

[102, 20] [Art. 40] Daz nit mer dan zwo sachenn
eins mals furgenomen werden

Uff das durch vermischung der rede der sachen
nit verhinderung nach dem richter und reten
unverstentnis gemacht werden so wollen
wir das nit meen dann zwo oder dry sach un-
geverlich uff ein mal furgenomen unnd
wann die zu recht gesetzt werden das alßdann die
parthyen ußgeen und die urteil gefaßt und als
bald offentlich ußgesprochen werden sollen es
[102, 30] wer dann das richter und rete wyter bedachts und
rats dar inn notturfftig wern / des mogen sie tun
von eynem hofegericht biß zum andern / oder
kurtzer nach gestalt und gelegenheit der sach ungeverlich

[Art. 41] Daz diß hofegericht ordenung zu
yedem hofegericht gelesen werden soll

Item wollen setzen und orden wir das diß unser
hofgerichts ordenung zu ingang yedes unsers
hofegerichts zuvor ee eynich sach gehort wirt
[102, 40] dem hoferichter und reten furgelesen werden
soll / das sie in guter gedechtnisse belibe unnd
sich der keyner / durch Unwissenheit entschul-
digen möge

[Art. 42] Vonn wem diß ordenung
gehanthabt werden soll

Item wir sollen und wollen auch selbs dar an sin
das alles und igliches herinn gemelt gehalten
und voltzogen
werden und heissen und gebieten
auch unserm hofemeister und cantzler mar-
[102, 50] schalk und vogt zu heidelberg prothonotarien
und andern secretarienN37 yetzunt oder nachmals
[Seite: Fol.103] sin werden das sie flyßiglich und getruwelich
daran da by und mit sin sollen und wollen
so ferre an inen ist oder sin mag das allem
und iglichem obengemelt ist uffrechts unnd
stracks
on enderung gehalten und volnbracht
und wo sie das nit gethun konnen und doch
des innen wurden und des zu underrichten
und erinnern

[Art. 43] Wie wir uns behalten diß ordenung
[103, 10] zu meren und zu myndernn

Item wir behalten uns auch möge und macht
diß unser hofegerichts ordenung und satzung
oben begriffen zu meren zu myndern zu lu-
tern zu bessern auch zu andern
wan uns
das fuglich sin wirt das wir doch nach treffen-
lichem unser rete geistliche und weltliche
nit thun wollen diß ordenung soll auch unß
lepttag lang gantz uß flyßlich gehalten und
voltzogen inn dem vertruwen wan wir nit
[103, 20] mee sin unser erben pfaltzgraven by rhine unß
gut meynung herinn bewegt angesehen sollen
der glych und bessers auch thun werdenn

Item alles und iglichs obgemelt ist soll von uns
und allen den unsern uns gewant sin solichs
beruren mag uffrechts stracks und erber
glich sunder alle ußzug und geverde gehal-
tenn werden uff das unser gut meynung
dar inn nach komen und darus solich ende fol-
gen die gerechtigkeytt desterbaß gefurdert und
[103, 30] das unrecht nidergelegt werde zu lob und ere
dem allmechtigen gott der diser ordenung
und furnemen
seliglich und fruchtbarlich
durch sin hilff volbringen lassen woll.

Zusatz zur Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps (Datum unbekannt) [HStA München, Allg.StA
Opf., Lit.100, Fol.104, 105]

[Seite: Fol.104]

Wie von end und vorurteiln appelliert werden
mag und wie sich die underrichter die gerichts-
hendel zuvertzeichen und zu geben haltenn
sollenn auch uber cost und schaden geurteilt
und macht gegeben werden soll:

Als nach ußwysung der recht von einem ende
urteile mit mundt und lebendiger styme
on alle schrifft appelliert werden mag so
der richter der die urteile gesprochen hat / noch
[104, 10] zugericht sitzt orden und setzen wir das nun hinfur
ein yetlicher / der fur uns oder unser hofgericht
appelliern will / so es ein end urteil antrifft
solichs tun mag in obgemelter maß mit le-
bendiger stym und mag sich des bezugen mit
dem gericht und den umbstendern das er damit
dem richter und wyderparthy verkund woll
han also das im nit noit sin wirt / hernach
mit notarien und gezugen zuappellirn und die
appellacon zuverkunden und appostell zu
[104, 20] heischen darumb wollen wir auch wann
yetmants an uns oder unser hofegericht von
einem ende urteil wie obgemelt ist mit leben-
diger stym appelliert das er von stund an
von dem richter begern soll uffzeichnis der
urteil / davon er appelliert hat und uff welichen
tag und stund die ußgesprochen sy solich
verzeichnis ime auch allenthalb inn unserm
furstenthum uff sinen costen under des gerichts
ob es eigen sigel hatt / oder eynem andern glaub-
[104, 30] hafftigen ingesigel gegeben von eins gerichts
wegen und an unserm hofegericht fur ein appel-
lacon angenommen werden soll wolt aber yemats
von eynem ende urteil appelliern so der richter der
das urteil gesprochen hatt von gericht uffgestanden
wer / oder sunst ußwendig des rechtenn der soll
das in schrifften tun wie sich das im rechtenn
geburtt und uff das solich unser ordenung des
appellierns mit lebendiger styme desterbaß in
ubung komen und gehalten werden mög orden
[104, 40] und setzen wir das inn unserm furstenthum
alle gericht so von inen mit lebendiger stym
wie obgemelt appelliert wirt sich nit von ein
thun noch scheiden sollen sie haben dan das
urteil wie das den parthyen ußgesprochen ist
zuvor in schrifften begriffen und uff welichen
tag und stund das urteil ußgesprochen sy uff
zeichen lassen uff des der appelliert hat costen
den er so bald er appelliert hat darlegen der auch
zimlich von den gerichten geacht und furgenomen
[104, 50] werden soll wir wollen und orden auch das in
unserm furstenthum von keiner vorurteil ap-
pelliert werden soll da sich einer mit dem end
urteil der beswerde erholen mage das auch
frevel und mutwill so durch appelliern offt
furgenomen wirt furkomen vermittenn
und in cleynen sachen nit lichtlich appellirt
werde orden und wollen wir das kein appellacon
[Seite: Fol.105] an unser hofgericht angenomen werde wo die
sach der appellacon under zweintzig gulden
antrifft es were dan das daran hing das
es eynem ere und glympff antrefe wo sich
aber in volfurung der appellacon erfunde das
die sach der appellacion under zweintzig gulden
were und ere und glympff nit daran hienng
so soll der also appelliert hat nach des hofrich-
ters und rete gefallen gestrafft werden mitt
[105, 10] penen auch orden und setzen wir welicher
eym andern sin macht fur ine an unserm
hofgericht inn recht zu erschynen geben will
das er inn solicher macht uns und unnser
hofegericht als richter / sich selbs / sin wider-
parthy und auch den gewalthaber / yetlichen
mit sinem namen die sach darumb tag
gesatzt und den tag der ime benent ist / be-
stymen soll / mit versprechnis was der ge-
walthaber von sinen wegen im rechten han
[105, 20] deln / thun und lassen wirt zugewien zuver-
lust
und allem rechten das er das steet und
fest
halten und dem nachkomen woll wie
recht sy / und das von eynem edelman geschee
under sin oder eins andern edelmann sigell
von einem burger oder buwers man under
eins rats gerichts prelaten oder edelman
sigell ungeverlich.

Zusatz zur Hofgerichtsordnung von 1492 [HStA München, Allg.StA Opf., Lit.100, Fol.107/108]

Uff sant peter und paul
obennt XCII
Ist beslossen wan die procuratores sich annemen und beladen uff gegeben
gewelt den pthien ir sachen zu handeln das sie dan auch die urteil mit
bezalung der costen und andern volstrecken sollen und das hat meister veltin von dorcken licentiat als anwalt hansen von falckensteins / gegen
symon hel von thena waltenheym angefangen und im etlichen costen
abgelegt

Pastharts guterN38
Item uber bastharts guter in der pfalz verfallen so yeman die erben oder sich der underziehen wolt das soll fur uns gewisen und hie nit daruber ge-
sprochen werdenn

under ganngN39
Item von undergengen soll nit appellirt noch die selben appellacion on
unsern sundern bescheit nit angenomen werdenn

Änderung der Hofgerichtsordnung von 1497 [HStA München, Allg. StAOpf., Lit. 100, Fol.110R
– 114]

[Seite: Fol.110R] Wir philips von gots gnaden pfaltzgrave by rine
hertzog in beyern des heiligen romischen richs ertz-
druchseß und churfürst kunden hiemit offen-
bare aller menglich das wir us trefflichem zyt-
lichem rate und merglichen ursachen uns dar
zu bewegend unsern underthanen verwanten
und die an unserm hoffgericht zu rechtigen han
zu furderung und gut unser vorig hoffgerichts
ordenung zum teil als dan das hernach gemelt
[110, 10] wurt geendert han / und thun das hiemit wissen-
tlich in diser schrifft / wollen setzen und orden
auch das solichs zu unserm schirstkonfftigen
hoffgericht das nach aller heiligen tag komen
wurt / anzufahen also wie nach folgt gehal-
ten und gehanthabt werde

Nemlich als in furtrag der parthyen clagen
antworten sachen und gerechtigkeiten der fur-
sprechen rede bißher merglich mit vil uber-
flussigen unnützen worten unbedechtlich auch
[110, 20] zu zytten on grunt des rechten verlengerung
bracht / dan etwa dick ein redner sin vorig han-
delung zwey oder dru mal widder ingefurt
darzu etwan on underrichtung siner parthy
wie es ime zugefallen ist glich als in lüfft geret
sich mit sins gegenteils redner in ein unnotturfft-
tig disputatz und zanck gelegt hat / da durch den
parthyen nachteil entstanden ist und die hendel
nit als eigentlich betrechtlich und verstentlich
[Seite: Fol.111] als die notturfft erfordert het furgetragen sint
so mogen furter die parthyen an unserm
hoffgericht schrifftlich und also handeln das
ein yeder cleger sin furderung und anclag so er yeman furzunemen vermeynt anzeigen
soll damit man die in der citatz zu bestymen
und der antworter sich darnach zu richten
wysß und nit erst nach gescheener clag im
rechten dilation sich daruff zubedencken das
[111, 10] dan lengerung gebirt / fordern dorffe / unnd
dan zu gesetzten recht tage ein yder cleger
sin clag schrifftlich gezwifacht in recht in
legen mage / des die ein copy der clag dem ant-
worter von stund an ubergeben werden mit
einer zimlichen zytt einer stund dreyen viern
oder eins tags oder zweyer nach gelegenheit der
sach sin antwort oder uszug daruff zu thun
das er dan auch in schrifften furzubringen
schuldig sin soll und wes furter die parthien
[111, 20] daruff zu replicirn duplicirn triplicirn oder zu
zu quadruplicirn haben das mag alles in schrifften
ingelegt und den parthyen von unsern richter
und reten bequemlich zytt nach dem gelegenheit und
grösse der sach solichs erfordert dar zu geordent
und gegeben
werden und welich parthy ir bylag
in der selben zytt nit thet die soll dem gegenteil
sin costen und schaden nach unser richter und
rete achtung ablegen und wes also nach der clag
in recht bracht wurt sollen die parthyen
[111, 30] abschrifft desselben so wider sie gelegt ist uß
unser cantzly nemen die inen auch furder-
lich yedes blat das under acht und viertzig zeiln
nit halten soll umb zwen albos folgen sollen /
wurd aber einer parthy schub und tag etlich
bybringen zu thun oder sust uff furbracht
nuwerung in lag oder anders bedachts zu
pflegen biß zu eym andern hoffgericht not-
turfftig sin darumb sollen unser richter
und rete wie recht ist erkennen und desselben
[111, 40] abscheid uß unser cantzly gegeben und gelöset
werden wie biß her ungeverlich und soll in
allen hendeln on furbracht nuwerung und
sunderlich ursach keyn fünfft schrifft oder
quintuplik
von der exception an zu rechen
zugelassen werden wie sich dan das nach
ordenung rechts geburt
Es soll sich auch ein yeder procurator in clag antwort
widder oder nachrede biß uff die quintuplick
des glychen in furbringung der bewysung
[111, 50] mit gezugen oder instrumenten umb belonung
einer terminy mit dreien wyßpfennigenn
gnugen lassen und nyeman daruber beswern
doch als einer yeden sach trost und hilff an gutem
rate und formlicher furgebung sere ligt so soll
dem jhenen der die clag antwort excepcion replick
duplick triplick und quadruplick
begrifft wyter
und ferrer gelont werden nach dem die selben
verstendig und ir rate und förmlich furgeben
[Seite: Fol.112] im rechten gegrunt ist und ob die selben umb
solich belonung mit den parthyen irrig wurden
so sollen sich umb solichs by im eyden sie darub
gethon haben unser richter und rete entscheidts
gnugen lassen und daruber die parthyen mit
nicht ferrer beswern ungeverd sich sollen
auch die advocaten in den clagen antworten

excepcion replick duplick triplick quadruplick

damit richter und rete sehen wer die gemacht
[112, 10] haben / allmall underschriben und kein parthy
mee dan ein advocaten haben auch keiner
gebrucht werden er sy dan fur ein advocaten
angenomen und das er zu vor darumb den
geordenten gewonlichen eydt gesworn hab /
es wer dan das ein parthy ir schrifftlich inlegen
von andern orten herbrecht das solt einem yeden
zugelassen werden ob ioch das von yemant an
andern orten begriffen wer der deshalb nit ge-
sworn noch sich underschrieben hett. Es
[112, 20] soll auch kein parthy cleger noch antworter
kein gesetzten rechttag wendig abzukunden
oder schriben macht han sunder welicher
redlich ehafft sins üßblybens hett darumb
er sin gesatzten tag nit besuchen kont der soll
des halb ein macht botten zu entschuldigung
schicken die selben ehafft furzuwenden dar
umb zu warten was recht sin würt / welicher
das nit thet und also ungehorsamlich erschy-
nung seiner eehafft ußbliben wer soll in der sach
[112, 30] wie recht ist nit destermynder procedirt werden
Es soll auch hinfür unsern burgern büwern
und andern unser pfaltz underthanen und ver-
wanten ußgescheiden prelaten freyen comun
und ritterschaft von unsern hoffgerichts urteiln
ferr zu appellirn nit gestatt sunder die under
uns gehalten und gehanthabt lutt eins artickels
in der ordenung zu worms verlibt zusampt
das solichs in unserm furstenthum von alters
auch nit gestatt ist / und mit der execucion
[112, 40] oder ferrern processen volfarn und derselben
appellacion keyner deferirt werden Item
es sollen auch furter all citation offentlich und
unsern zurück uffgedrucktem secrete ußgen
und sunst an unserm hoffgericht kein comission
compulsorial compaß oder ander brieffe
ge-
geben werden sie seyen dan mit recht erkent
sust soll unser vorig hoffgerichts ordenung
in allen puncten gehalten und gehanthabt
werden ungeverlich

[112, 50] Wie die procuratores
swern sollen

N40

Ich N soll und will der parthyen sachen so ich
mich zu handeln an nemen werd / die selben
mit gantzen truwen meynen nach meyner
besten verstentniß der parthy zugut mit flyß
raten und handeln und darinn wyssentlich

[Seite: Fol.113] keynerley falsch noch unrecht gebruchen
auch keyn geverlich schub oder dilation zu
verlengerung der sach suchen noch die par-
thyen zu thun underwysen auch mit den
parthyen keinerley furwort oder geding
machen ein teyl von der sach darinn ich
handeln werd zu haben darzu heym-
licheit und behelff so ich myner par-
thy entphahen oder uß underrichtung der
[113, 10] sachen von mir selbs mercken und vernemen
werd myner parthy zu schaden nyemants
offenbaren und des gerichts personen ern
und furdern auch vor gericht erberkeit
gebruchen und lesterung by pene nach

messigung des gerichts vermyden darzu
die parthy uber gewonlichen sold lut der or-
denung nit beswern mit merung oder an-
derm geding und ob des solds oder belonung
halb zusehen der parthien und mir irrung
[113, 20] entstund desselben by richter und reten ent-
scheit blyben und der sachen so ich mich an-
genomen hab an redlich ursach und erkent-
niß des rechten nit entschlagen sunder ge-
truwlich biß zu end des rechten uß zu warten
und handeln alles ungeverlich.

Wir orden setzen und wollen auch ob
zu zytten unser hoffrichter und reten sich
in etlichen sachen zu sprechen in vor oder
end urteiln on ferrern rate und bedacht
[113, 30] nit zu entsliessen wisten so mogen sie
in den selben hendeln und zugefalle zwi-
feln biß zu unserm nechstkomenden hoff-
gericht darnach uffschlag nemen bedachts
und rats zu pfelgen. In mitler zytt sollen
unser cantzler und hoffgerichts schriber den
ersamen unser lieben getruwen den ordina-
rien so in geistlichen und weltlichen rechten
in unser universitet lesen die selben hendel
under die hant geben und umb teyln also dz
[113, 40] ir iglichem einer oder mee nach gelegen-
heyt und menge der selben befolhen werd
die mit flyß daruber sitzen eigentlich be-
sichtigen und in den selben angezogen zwi-
feln und puncten nach notturfftiger er-
messung der rechten was zu sprechen sy
ratslagen und daby irs rats so ferr es mu-
glich ist die ursach schrifftlich anzeigenn.
Und als sie wochenlich ir lecturen halb va-
cantz oder festa collegy gehalten sollen sie die
[113, 50] selben tage zu samen komen und ir iglicher
den andern die sachen im befolhen und wes
er sich darinn entslossen hab entdecken und
furhalten als dan sie sich all miteinander
umb die selbigen zwifeligen sachen was zu
sprechen oder zu urteiln sy vereynigen und
besliessen sollen / dasselb schrifftlich ver-
griffen sich mit eigner hant underschrieben
und furter mit sampt den gerichts hendeln
widder in unser cantzly uberantworten sollen.

[Seite: Fol.114] Wan dan zu unserm nechsten hoffgericht darnach
unser hoffrichter und rete zu samen komen sollen
sie die selben uffgeschrieben ratslege und ursachen
horn und so sie uß irer verstentniß nichts da wider
haben dem selben ratslag nach oder gemesse irn
rechtspruch thun. Ob sye aber im selben zwyfel-
heftig wern und bewegniß da widder hettenn
und in ir verstentniß us ursachen uß der doctoribus
ratslag und inen selbs keyn urteyl oder rechtlichen
[114, 10] spruch fassen mochten so sollen sie solichs an
unsern cantzler zu yeder zytt bringen und langen
lassen mit dem selben ferrer zu ratschlagenn
was und wie der sach zu thun zu urteiln unnd
zu sprechen sy alles ungeverlich zuurkund ver-
sigelt mit unserm secrete datum heydelberg
uff dornstag nach Jacobi anno dom millesimo
quadringentesimo nonagesimo septimo.

Zusatz zur Hofgerichtsordnung von 1498 [HStA München, Allg.StA Opf., Lit. 100, Fol.108]

Capittula iuramenti
de calumnia

Istud iuretur quod lis ibi iusta videtur
et si queretur verum non inficietur
nil promittetur nec falsam probacionem det
ut lis tardet dilatio nulla petetur.

Iuramentum calumnie
Der cleger soll swern

Das er gleub und darfur hab das sin krieg und
sach gerecht sy das er so er gefragt werd
nit abred syn oder vermeyn das er glaub
war syn
Item das er sich wissentlich keiner falschen zugnis
gebruchen woll
Item das er zu betrug oder geverde kein uffzug
begern woll da durch die rechtfertigung ver-
tzogen werden mög
Item das er nichts verheissen hab oder woll da
durch ime eyn unrecht urteil gesprochen
werden mög

Der antworter soll swern

Das er glaub und darfur hab das er eyn gut
gerecht sach verdrett und beschirm
darnach die andern capittell wie obsteet
Dis stabung des calumnien eids ist in
treffenlichen rate beslossen 25 Ju-
ny nonagesimo octavo

Als mir furgelesen ist schwer ich als mir
gott helff und all heilgenn

Fußnoten
N1. In Amberg trat das Hofgericht nur zweimal im Jahr zusammen. Der eine Zeitpunkt war „der nechst fritag nach sant michels tag“, der andere der „nachfolgend fritag nach dem sontag misericordias domini“. Siehe Ambergische HGO, HStA München, Allg. StA Opf., Lit. 100, Fol. 5 R.=> zum Text
N2. HGO von Amberg (aaO., Fol.7 R): Hofrichter und Schreiber.=> zum Text
N3. Dieser Artikel fehlt in der HGO von Amberg. Dafür ist ein anderer mit folgendem Wortlaut eingefugt (aaO., Fol.8):Wie tag zu hofgericht gesatzt werden soll. Wir setzen und orden auch das alle tagsatzung in offenbriefen gescheen
inn den bestimbt werden soll der cleger antwurter und die sach darumb
irrung ist darzu tage und malestat mit dem anhang und beslus und du
erscheinest oder nit nicht destermynder soll auf des gehorsamen teils er-
scheinen gescheen was recht ist auf das sich die partheien darnach haben
zurichten
=> zum Text
N4. Dieser Artikel fehlt in der HGO von Amberg.=> zum Text
N5. In der HO von Amberg heißt es: „mit unsers hofrichters besundern gunst=> zum Text
N6. Zwischen Fol. 91 und 92 ist ein mit einem Datum versehener Zettel eingefügt, dessen Aufschrift im folgenden wiedergegeben wird.

Item und als sich inn obgemeldt ordenung tagleystung unnser hoffgerichts rete antreffen irrung erhaben han wir dar inn gesehen und wollen das es hinfur by disser obgenanten ordenung beliben soll / es wer dan das wir deßhalb ersucht wurdenn so behalten wir uns da inn zu erleuben oder abzuschlagenn nach gelegenheyt eyner yeder sach ob aber wir nit furhannden wern / so soll unnser hofrichter mit sampt ettlichen unnsern reten dan billichen / ob es zuerleuben sy oder nit unnd was sie darinn billichen / geben wir zugeschehen zu und mogen es lydenn. actum – invocavit 1483

=> zum Text

N8. Dieser Artikel fehlt in der HGO von Amberg. Er findet sich noch fast wörtlich übereinstimmend in der HGO von 1700 (LR 1,2, IV. Tit. IV.).=> zum Text
N9. Am Rande dieses Artikels steht die Bemerkung: „Einer soll den anndern reden lassenn“=> zum Text
N10. Am Rande dieses Abschnitts steht der Vermerk: „Der eyd eyde“.=> zum Text
N11. Die HGO von Amberg ist an dieser Stelle ausführlicher (vgl. HGO Amberg, aaO., Fol.10 R). Dies läßt den Schluß zu, daß die Verfasser eine andere Vorlage benutzten.=> zum Text
N12 . In der HGO von Amberg heißt es hier weiter: „– als mir got helff und alle seine heiligen“.=> zum Text
N13. In der HGO von Amberg heißt es hier zusammenfassend: „Der hofgerichtsschriber aidt“.=> zum Text
N14. In der HGO von Amberg endet der Eid mit der Formel: „als mir gott helff und alle seine heiligen“.=> zum Text
N15. Da in der HGO v. Amberg der Eid fur beide Schreiber zusammengefaßt ist, entfällt dort dieser Artikel.=> zum Text
N16. Die HGO von Amberg ist hier etwas ausführlicher: „Und also auch in andern sachen gehalten werden, das die erstlich an orten da sich zuverrechten geburd angefangen und gradatim one underlaßung des mittels durch die appellation fur das genant unser hofgericht komen werde.“=> zum Text
N17. Dieser Artikel findet sich noch fast wörtlich übereinstimmend in der HGO von 1700 (vgl. LandR von 1700, 1,2, XIV. Tit.).=> zum Text
N18. In der HGO von Amberg ist hier eingefügt: „darzu in andern fallen das nit questio feudi ist“.=> zum Text
N19. Neben diesem Artikel befindet sich am Rand die Bemerkung „Contumacia Actoris“.=> zum Text
N20. In der HGO von Amberg: „unsers hofrichters“.=> zum Text
N21. Neben diesem Artikel befindet sich die Randbemerkung „Contumacia Rej“.=> zum Text
N22. Neben diesem Artikel befindet sich die Randbemerkung „Contumacia post litis contestationem“.=> zum Text
N23. Diese Überschrift fehlt – wohl versehentlich – in dem Exemplar der im HStA aufbewahrten Abschrift der HGO von Amberg.=> zum Text
N24. In der HGO von Amberg ist hier eingefügt: „oder so appelirt der appellacion zu rechter zeit nit nachkomen und die als desert von genanntem unserm hofrichter und reten erkannt wirt vollstreckung geschee und -„. Da sich dieser Text in denjenigen der oben wiedergegebenen HGO nahtlos einfügen läßt, dürfte es sich wohl kaum um einen von den Verfassern der Amberger HGO gemachten Zusatz handeln, sondern um den Wortlaut des von ihnen als Vorlage benutzten Exemplars der HGO für die Pfalzgrafschaft.=> zum Text
N25. HGO von Amberg: „- für uns das obgenant unser hofgericht in unserm fürstenthumb zu Beyern“=> zum Text
N26. In der HGO von Amberg heißt es: „unserm vitzdomb wo der nit hofrich-ter gewesen oder unserm landrichter wo unser vitzdom nit vorhanden ab-wesen auch des landrichters unserm landschriber zu Amberg – -„=> zum Text
N27. Diese Überschrift lautet in der HGO von Amberg: „Das appellation kleiner und leichter sachen die unter zwaintzig gulden sint an unserm hofgegericht nit angenommen werden sollen“.=> zum Text
N28. In der HGO von Amberg heißt die gesperrte Stelle wie folgt: „–sich einer unserm lande zu Beiern der urteil beswert bedeuchte das derselbe alßdan fur unsern vitzdom und rete zu Amberg dingen möge wie can sit und gewonheit im lande zu Beiern ist die alßdan solich ordnung wie gewonlich ist nottdurftiglich ubersegn darüber rechtlich erkennen und solich gedinge unter unsers vitzdombs insiegel verslossen wieder an das gericht davon gedingt ist überschicken sollen.“ – Über die für Bayern eigentümliche Erscheinung des „Dingens gen Hof“ vgl. Stölzel, Geding und Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, Abschied und Urteil, Berlin 1911.=> zum Text
N29. In der HGO von Amberg ist hier angefügt: „darzu so jemandt wer der were erfunden wurde das er solchs geverlich verhalten hett soll er uns nach erkantnus des hoffrichters und der rete darumb wandel und abtrag thun wurde auch solichs nachfolgende uber kurtz oder lang nach der urteil offenbar so soll das inlegen aber erfüllt und die straff zum abtrag und wandel noch ernstlicher von dem selben furgenommen werden“.=> zum Text
N30. In der HGO von Amberg ist eingefügt: „wie sich geburt mit eins zigen erforderung der abschiedt und apostel –„=> zum Text
N31. In der HGO von Amberg folgen an dieser Stelle noch Regelungen über die schriftliche Einlegung der Appellation, die Berufung von Vorurteilen und die Pflicht der Richter, sofort nach Verkündung der Urteile dieselben schriftlich abzusetzen. Im wesentlichen handelt es sich um den Inhalt des ersten hinter der HGO für die Pfalzgrafschaft angefügten, nachträglichen Zusatzes, der in die Ambergische HGO eingearbeitet wurde (bzgl. des Zusatzes vgl. Anhang II, S. 98).=> zum Text
N32. HGO von Amberg: „an unserm rathaus zu Amberg“.=> zum Text
N33. Der entspr. Artikel der HGO von Amberg stimmt mit diesem zwar wörtlich nicht überein, ist jedoch an dessen Wortlaut angelehnt.=> zum Text
N34. In der HGO von Amberg: „durch unsern vitzdom“.=> zum Text
N35. In der HGO von Amberg ist hier eingefügt: „und zu keinem hofgericht one merglich eehaft ausbliben“.=> zum Text
N36. Diese Stelle ist von der HGO von Amberg zwar nicht wörtlich, aber sinngemäß übernommen worden; es ist dort näher ausgefuhrt, wie die Niederlegung eines Mandats vorgenommen werden mußte.=> zum Text
N37. In der HGO von Amberg: „unserm hofrichter und reten unsers hofgerichts hie oben zu Beiern“.=> zum Text
N38. = Nachlaß unehelich Geborener.=> zum Text
N39. Streitigkeiten über die Grenzfestsetzung bzw. den Grenzverlauf bei Grundstücken – vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1936, 11. Bd., IV. Abtlg., S.1562.=> zum Text
N40. Die Abänderungen d.ursprünglich. Fassung dieses Eids (siehe S. 45) sind durch Sperrung kenntlich gemacht.=> zum Text