Purgoldt, Rechtsbuch



Johannes Purgoldt, Rechtsbuch :: Elektronische Edition Heino Speer 2011 / 2013 [in Arbeit]

[Editorial]

Friedrich Ortloff (Hrsg.), Johannes Purgoldt, Rechtsbuch.
[= Sammlung Deutscher Rechtsquellen. Zweiter Band] Jena 1860. :: Elektronische Edition Heino Speer 2011 / 2013 [in Arbeit] BSB-Digitalisat

Erstes Buch.

[Seite: 19][Faksimile]

Ich mus die warheyth etwas meylden,
Das recht werdet leyder seldenn
In den steten wol usgericht,
Wo man der bucher gebruchet nicht;
Wan wenigk luthe dorzcu togenn,
Das sie von en selbern erkennen mogen
Ane schrifft dye recht behalden,

Dye gesatzt sint von iren vordern aldin,
Und was die in groſser eyntracht
Gewilkort haben und gemacht,
Also es sich in den steten
Wol geboreth noch eren seten,
Ouch was fryeheidt on sie eben,
Dye on vonn fursten sint gegeben,
Unnd wye man dye ouch sulde duthen,
Das sie zcu nutz komen den leuthenn.
Darumb szo magk ich das woll sprechen:
Es werden dicke gar groſs gebrechen,
Wo dye schepphen nicht sint erfaren,
Unnd dye rechtbücher sparen,
Dye sie sollen zcu nutze unnd eren
Zcugen und sich loſse leren
Dye recht, dye sie nicht kunden,
Adder was sie nicht vorstunden.
Hetten sie bucher unnd kunden geleſsen,
Das mochte on gar nutzer weſsenn,
[Seite: 20]
Das sie das beste mochten erwelen,
Unnd er recht wislich gespelenn.
Dye müſsen sich nhu wunderlich begehen,
Sullen sie der schepphen ampt vorsthen
Midt mancherhande gerichte,
Wye sie das mogen usgerichte
Noch orem eygen synne, wye
Sie duncket, das os recht sie.
Des gehet dan dye menge vor,
Dye selden trifft der gerechtickeidt thor.
Also orteylt man dan noch gedunchten,
Das gantze recht zcu eyme bruncken,
Glich also der blynder suchedt denn phadt,
Des her keyne gewiſsheydt hat.
Also werdet dan das recht sprechenn
Dicke volant midt gebrechen.
Das machet, das got den leuthen nicht eben
Gliche synne hadt gegeben,
Das sie rechte warheidt mogen erkennen
In denn dingen, die sie horen nennen,
Unnd sich der nicht wol vorstehen,
In welcher wyſse sie geschen;
Nicht das ouch der mensche noch der zcidt
Dye synne wandelt, also os lidt,
Unde blibet selden in eyme muthe,
Itzundt noch arge, mornne noch guthe,
Libe, forchte, has unde zcorn;
Dye machen den dicke denn mudt vorworn,
Das her uff das leste
Nicht erkiesen kan das beste.
Ouch ſso wirdet dicke gemacht
Midt dem uſssprechen dye zweytracht;
Wan das eynem duncket gut,
Eynes andern sin eyn anders thudt,
Unnd meynt her vorstehe oſs baſs.
Alſso wechset bewiln under on der haſs;
So redt eyner noch dem lone,
Szo wil der ander seiner frewnde schone.
Szo sal das recht vor danne gehen
[Seite: 21]
Noch dem meysten, die sein nicht vorstehen,
Das ane schaden nicht blibet,
Wo man das dicke an tribet.
lr armen wetwen unnd weyſsen,
Wie wolt ir uch vor diesem freysen,
Ewer gut midt rechte behalden,
Wan die schepphen sint also gespaldenn?
Hyrume ist ouch zcu forchten sere,
Dem rathe werde geswechet die ere,
Szo das irtrachte recht do dan
Kommet vor die wiesen man.
Wol das das lantrecht thudt die kore,
Das der meysten orteyll ghe vor,
Das ist umme die gebur geschen,
Die sich uff bucher nicht vorstehen.
[Seite: 22]

I. Tullius, der romische ratisman, der schribeth
also: alle leuthe werden von naturen dorzcu gezcogen, das sie begeren zcu wiſsen
und zcu lernen: unnd wol das wyr nhu von naturen in der begerunge sin, das wyr
das gerne wusten das unns vorborgen ist, unnd ouch das gerne kunden das uns
unkundig ist, szo sullen wyr vormyede zweyerley; das eyne ist, das wyr nicht das
unbekante halden vor das bekante, also das wyr uns nicht laſsen beduncken das wyr
das wieſsen, das wyr nicht gelernet han noch nicht erfaren sin; das ander, das
wyr uff swere und uff vorborgene dingk, die unns nicht wol nutzes noch eren
brengen, nicht alzcu groſsenn vleis legen sollen noch swere erbeyt bestehen.
Doruff redt meyster Seneca: also lange saltu lernen,
also lange du des nicht kannst, das du bilch konnen soldest; unnd ab wyr nhu
glouben dem sprichworte, so lerne diewile das du lebest uff erden.

II. Plato, der heydenisch meister, der spricht,
das die schrifft unnd die bucher eyme unvorstandenn manne also nutze und also
bequomlich sin, also eyme krancken menschen der stab. Eyn vorstendiger ratisman,
vor den mancherley sache komenn, der muſs vel rechtbucher oberleſsenn, sal her
anders syme amthe recht vorstehen, sine sele unnd ere bewaren, und die leuthe
bie orem rechten behalden; wan her vindete das in eyme buche, das her in eyme
andern nicht finden kan; noch so findet man alle sache nicht gantz beschrebenn,
wan er ist ane zcall; man muſs dicke das recht ober eyne sache uſs dren adder uſs
fier stucken, adder uſs zwen adder uſs dren buchern zcusammen leſsen, uff das man
die leuthe wol beware, und sie also midt dem rechten enscheide, das man des
ungestraft bleibe. Os schribet also der obgenannte Tulius: do der maler zcu Rome genant Heraclius mahelen sulde Helenaz
der schonen frauwen bilde, die des koniges son von Troyen, mit namen Paris,
[Seite: 23]
enphurte, do his her vor sich brengen die allerschonsten junfrawen, die in der
stadt Rome ergin waren; uſs den so laſs her funffe, die subtilichsten unnd
schonsten, die her do vant, unnd setzte die in syne kegenwertikeyth, uff das her
das schone bilde noch syme rechtin gemalen unnd uſsgerichten mochte, wan her
getruwete nicht aller gelede zcirunge in eyme lichnam zcu finden. Also magk ouch
eyn ratisman adder eyn schepphe bewiln in eyme buche adder in eyme capittel
nicht gantz alle recht, die sich in eyne sache gezciegen mogen, vinden; dorumb
sal man allezcidt die rechtbucher zcuge, unnde die dicke oberleſsen, unnd die
recht und wol lernen; unnd was man in eyme stucke zcu kort adder zcu kleyne
beschrieben vindet, des mag man sich wol in eyme andern erholen, entweder von
derselbigenn materien adder von eyner andern derglichen, und derselbin wyſse
phlegen die meister und die lerer des geistlichen und des werltlichen rechtis zu
volgen. Das en ist keyn kunst noch eyn meysterschafft, das eyner eyn recht leſset
uſs eyme buche, also iſs vor ome beschriben, unnd weyſs dan numme; sundern das ist
kunst unnd ouch meisterschafft, das eyn also loufftig unnd erfaren ist des
rechten, unnd die bucher also wol durchleſsen hat, das her alle stucke, capittel
und sache, die her vor handen hat, uſs den bucher zcusamen gesuchen unnd die
bewieſsen kan, und darzcu die zu vollenkommen rechte behalden, das her des midt
warheidt ungestrafft blibet vor den wolerfarnen und gelarten leuthen, wertlichen
adder geistlichen, wo her sall.

III. Seneca, der romischer ratisman, spricht also:
numer saltu abgelaſsen wiſsheidt zcu lernen, togunt und gerechtikeyt, und weystu
unndt kanst ouch etwas, das saltu den andern dynen genoſsen ane vorhebeniſse
medeteyle, unnd was du nicht kanst noch eygentlichen nicht weyſsest, das saltu
nicht bergen, noch dich schemen zcu fragen unnd zcu lernen, sundern eynen, der
oſs kan, guttlichen bethen dich leren und underwiesen, unnd das ouch fruntlichen
vordienen; wan diewile das die unvorstandenheidt in dem ratismanne blibet,
diewile nemen alle laster in eme zcu, unnd von ome wechset dan untrechtikeit,
haſs, angst, wederspennikeit und ungerechtikeit, und richtet stetiklichen widder
die warheyt. Vorth spricht derselbe meister: wiltu nhu lerne die gerechtikeidt,
so saltu midt dem ersten god forchten, wan keyn wieſser noch gerechtir mensche
ist ane gotes forchte, unnd in der forchte saltu god lib habe, und so had dich
got widder lib; danne so hastu got lib, wan du so getane gerechtikeidt an dich
nemest, das du allen leuthen wilt fromen und nymande schaden, unnd so gewinet
dich ouch got lieb darumme, daſs
[Seite: 24]
du ome in der togunt nochvolgest, wan her derselben togunt stetiklichen phleget,
unnd die luthe nennen dich danne eynen gerechtin man, unnd volgen gernne dyme
rathe, und din radt ist danne gut und bestendigk, unnd die luthe eren dich unnd
gewynnen dich lieb, unnd gehet dir wol an diner narunge.

IV. Seneca, der wieser heyde und romischer
ratisman, der spricht aber me: furet man sache vor dir, do du uber richten unndt
orteylen salt, so beschauwe in denselben sachen die luthe, also weder eynander
furen unnd for der vorzcelin, nicht also sere ere gesmucketin worth und das sie
ere sache schone und uff or bestis uſsgesprochenn unnd wol vorzcelen konnen, also
erin willen, meynunge unnd mudt, in dem sie die sache begangen han; so
beheldestu wol eyme iglichen sin recht, ab du ome durch got
biestehest.

V. Also got geschuff unsern vater Adamen, darnach
ſso furthe her ome in das paradiſs der wollustikeit, unnd machte ome do eyn wib uſs
eyner rebe bye syme herzcen, unnd gab sie ome zcu der ee. Also wart die ee an
der heylligen cristlichin stat gestifft; aber sie wart do midt den werckenn
nicht vollenbracht, wan Adam und Eva kamen reyn unnd kusch uſs dem paradise. Hyrbye sullen
wyr vornemen, das man die heylligen ee heyliglichen anheben sal unnd von eyme
prister an gotes stadt enphaen, mit bicht unnd midt ruwen umbe die sunde, also
eyn heylikeidt, unndt midt der gebenedigunge in der kirchenn, so man die brudt
inleyteth, und nicht in sunden unnd in unkuscher boser begerunge: also David in dem psalter spricht: ir sult nicht werden also eyn
pherdt adder also eyn mul, in den nicht vornumfft, noch redelichkeyt ist. Das
meynete ouch Thobias do her sprach: wyr sint kinder
heilliger veter, dorumb sullen wyr unser ee heilliglichen anheben, wan die ee
ist eyn grose heillikeidt; ist das man sie heilliglichen heldet, so komen dorvon
heillige und ouch selige erben; die fromen cristen sullin or elichs leben anders
anheben unnd anders halden dan die heyden adder ander ungleubige luthe; unnd
dith ist ouch wol die sache, das man in der ersten nacht die brute, die meyde
sint, nicht lange sal laſssen bie dem brutegame legen adder midt om alleyne lien,
und sie fru zcu der kirchen furen und do gebenedigen.

VI. Ambrosius, der heillige lerer, der schrybeth
also in dem buche von dem paradise, das got alle tyre vor Adamen brachte und vogele, uff das her gesege und an en
erkente beyder man und wip, und das er nature dormede bestentlich und geewiget
in on worde von der geselschafft mannes und wibes, und das her erkente, hore
undt sehe und das ome dasselbe
[Seite: 25]

nodt were, das er ouch eyn wip hette, solde her anders gemeren das menscliche
geschlechte. Unnd got der gab ome do gewalt und das gebruchen ober alle tire und
ober alle vogele; dit was die medegifft unnd das gedinge, daz goth unserm vater
Adam zcu seiner hochzcidt gegeben hadt. Aber umme
dezwillen, das her gothe ungehorsam was, so hat her die herschafft an den
sterksten unnd mutlichstin tirenn unnd an den krenckestin vorlorin, also an
lewen und an bern und an flohen und an mucken, und hat die an den mittelmeſsigen
behaldten, also an kameln, pherden und esiln unnd derglichen. Dit begehet man
noch in den hochzeiten darmede, das man den brueten gebet und gabe
brenget.

VII. Salomon, der wiser, schribeth in seinen
bispeln also: eyne gude gabe hadt got deme gegeben, dem her eyn tugentsam fromes
wip beschert. Dorumb ist sich wol vorzcusehen in dem elichen leben umb eyn
fromes togensames wip, die gehorsam, guttlich und erenveste sie; daſselbe bedarff
sie weder wol, wan sie oren lip unnd gut gebet in des mannes gewalt. Darumb wan
man on dinget, so griffet her midt or an erin meytlichen krantz; das bedutet,
das sie or meytliche kuscheidt gebet in seynen willen und gehorsam vor allen
leuthen, und muſs vort ir heübt decken.

VIII. Dryerley kleynote sal eyn brudt von rechte habe zcu eyner bekentlichen
zcirunge vor eyner anderen, die nicht vortruwet ist. Das erste ist das
fingerlin an der handt, und das bedutet die reynikeidt er wercke, also das sie
nichts beginnen adder thun wolle ane willenn eris fridels und weder die togende.
Dit obertradt unſser mutter Eva, do sie midt er handt
den apphel widder den gehorsam gotes brach undt ane wieſsen Adames eris fridels. Das ander kleynothe ist eyn vorspan
vor orem herczen, und bedutet eyn begerunge, die zcemlich unndt reyne sie in
rechtir libe, wan die liebe ist in dem herczcen, also das sie nehest gote
nymanden liber habe dan erin friedel. Und dith obertradt unser mutter Eva, do sie gehorchte der slangen unnd wolde wieſsen boſse
und gut, das er man nicht wieſsen solde, noch woste; dorumb so dacke sie sich vor
der brust midt fiegenblettern und vor der schemede. Das derte kleynote ist das
gebende adder die krone uff dem howbte, und bedutet, uffenbar stetikeidt des
gehorsames noch allin erin und vornumfften; wan in dem howbte sint die synne,
also das sie er eelichs leben halde in stetim gehorsame, in truwin, in eyme
kuschin elichen leben, bewisen in allen dingen. Dit obertradt unse mutter Eva, do sie alleyne sich zu beschouwen gingk in dem
paradise unnd gehorchte der slangen, dorumb sie uſs dem paradise getreben wart
unndt muste uff dem ertrich er howbt decke vor der hitze der sonnen unnd vor dem
regenn.[Seite: 26]

IX. Eyn rechte togentliche ee die stet uff dren dingenn. Das erste ist uff
dem glouben und den truwen, also das er keynes obertrete an syme bethgenoſsen;
unnd dorumb so geschiet das gelobe midt der handt und das eliche vortruwen, und
des werdet zcu eyme warzceichen das fingerlin an die hant gegeben. Das ander ist
die zcucht der kinder, das die generedt unnd gezcogen werden zcu toginden und zu
gotes dinste; und dorumb so werdet das vorspan vor das herzce gegeben. Das
derthe: das die heillige ee immer zcuschen en beyden sal gelost werden umb
keynerley untadt, unnd dorumb so werdeth das houbt gebende uffgesatzt; wan die
heillige ee magk vort me numer recht noch redelichen vonn en gescheyden werde
dan midt dem tode von keynes menschen wegen, wan oſs stet also geschriben: die
lute, die do got zcusamen gefugk hat, die scheydet der mensche nicht. Dit ist
zuvorsthene spricht der lerer Isidorus, das es nicht
midt gezwange unnd ane recht geschee des gesetzes und ane redeliche sache, wan
der mensche scheydet die nicht, die er miſsetadt beruget und er
bosheydt.

X. Der prophete Moyses schriebeth, das got
spreche: es en ist nicht gut, das der mensche alleyne sie, machen wyr ome eynen
gehulffen der eme glich sie. Allin luthen ist das von gothe nicht gegeben, das
sie kusches leben furen sullen, wie edel oſs ouch sie; wan os spricht Salomon: eſs ist gut das eyn mensche selbander woneth, wan
sie haben eyne stethe ergatzunge und gesellschafft, und werdet das eyne
gebrechlich, eſs werdet von dem anderen genereth; we deme, der alleyne wonit;
vellit her, wer hebet on uff; und slaffen zwey bie ynander, ir eynes erwirmet
das ander, unsanffte erwermet sich eyn alleyne; und ist das eyner gewalt tut
eyme menschen, zwey die mogen em dan woll widderstehen.

XI. In dren dingen bestehet die ee. Das erste umb phlege; das ander umb der
kinder willen, das man die zcu vorstehin brenge; das derte ist, das man die
unkuscheidt midt den fromenden vormede. Die ersten zwey bestehen wol ane sunde,
aber das derthe geschiet wol mit teglichen sunden. Und mit den ersten zwen so
ist das eelich leben eyn heylikeit; geschet oſs aber also, das man sich der
unkuscheidt wil, unnd gehet zcu midt boſser reyſsunge der worthe adder der wercke,
und mit unschemelichkeit und yn boser fromeder wiese, so ist do vor gote keyne
ee noch keyn heylig leben, sundern eſs steth biwilen in also grobin totlichenn
sunden, das vorbotin sin zcu nennen, und das sie got an erem liebe, an er sele,
an guthe, unnd an erin plagit, unndt an erin
[Seite: 27]
kinden, unnd hat die sunde dicke geplaget midt dem snellen tode, also an Sodoma
und an Gomorra, die darumb unger gingen.

XII. Dy ee sal nymat schelden, also spricht sancte Gregorius, wan oſs ist eyn heilliges leben; adder der schade
unnd die untoginde, die doran hangen, so man sich midt fliſsse nicht bewarth, die
sint wol zcu schelden. Wan dicke komet oſs, das eyn man das heldeth, das ome
nicht schedelich ist, aber von den dingen die an demselben wercke hangen adder
dorumb gelegin sint, so kommeth man dicke zcu schaden. Es geschit dicke das wyr
wandirn eynen rechten slechtin wegk, aber von den dornen unnd bramen, die bie
dem wege stehin, so werdin unser kleyder zcuriſsen und beschiſsen, ist das wyr
unns nicht wol vorsehen unnde midt fliſse bewaren. Diſse rede sint Gregory. Wer sin elichs leben togentlichen haldenn wil,
der sal oſs nicht alleyne midt den wercken, sundere ouch midt dem willen und
worten.

XIII. Johannes midt dem guldenn munde der spricht:
segistu eynen menschen, der vel heymelichkeyt suchet zcu den ertzen, und fliſsset
an gekruthe, so saltu vorstehin, das der mensche vorborgene suche habe, und
segistu eynen elichin menschen, der vil heymlichkeidt suchet zcu andern wieben,
und fureth unkusche worthe, und fliſset sich an manncherley gesmucke, so saltu
vorstehen, das her eyn ebrecher ist unnd das wip eyn ebrecherin, und ist sie oſs
nicht midt den wercken, sie ist oſs aber midt dem willenn.

XIV. In zwen dingen steth die ee: das ist an den wortin, ab her nicht stume
ist, unnd an dem willin, ab her nicht unredelich ist; und wo der eynes gebricht,
so ist do keyn rechte ee nicht. Darumb so en mag man nymanden in dem rechten
gezwingen zcu der ee. So en magk auch keyn thore, der seiner redelickeidt nicht
gebruchit, adder eyner rechtir trungkener, sich nicht vortruwen zcu der ee, her
lobte oſs danne wan her nuchtirn worde adder wieſse.

XV. Dy worthe sullen geschen, die sich zcu der ee geben, ane underscheidt.
Wan so eyner spricht: ich globe dir eyn ee, ist das oſs behagit mynen frewnden,
das globe bindit dan nicht, oſs behage den frewnden danne. Also ist oſs ouch midt
andrenn underscheiden. Desglichin oſs moſs gesche mit wortin, die kegenwertige
zcidt beduten, also: ich neme dich zcu einer elichen gemalen; adder: ich globe
dirs. Sprichet her aber: ich wil dirs globin, die worthe binden nicht.

XVI. Eyn iglich kint, das sich vorlobet, das sein globe redelich unnd
bestendig sin moge, das sal zcu den minsten achte jar alt sein, unnd sal ouch
midt denn sinnen redelich und vornunftigk sein. Ist oſs aber
[Seite: 28]
junger, so magk oſs in eynen andern sin vallen, und man reytet oſs ome vor eyne
kintheidt unndt torheidt. So aber eyner zcu seinen fierzcen jarin kommet, unnd
die maget werdet zwelff jar alt, so mogin sie sich nemen, wan sie sint zcu iren
jaren kommen.

XVII. Ist das die eldern er kinder, die zcu erin jaren komen sint, vorlobenn
unndt zcusamengeben, also die kinder kegenwertigk sint und das horin:
widdersprechen sie oſs dan nicht, sie muſssen das globe, das die eldern von
irenwegin gethan haben, darnach stete haldin. XXXI. q.
II.

XVIII. Es sint mancherley sache, die do scheyden die ee, unnd die ee ouch
hindern. Die erste ist: werdet eyn jungfraw vortruwet eyme manne, unnd besleffet
sie eyn ander, er danne das der vortruweter mit or zcu der ee gegriffet, also
das er laster uffenbar werdet, her wegert or das globe woll. Die ander: ist eyme
manne eyn jungfrawe adder eyn wib globit, und vellet sie in eyne grobe erbsuche,
die nicht zcu vortrieben adder zcu buſsen steth, also uſsetzikeidt und das
vallinde, adder rasinde, adder blintheidt, lemede und derglichen, und hat her
noch nicht hochzcidt gehat midt er, her werdet er ledig darumb, das er oſs einer
gesunden gelobet hadt, und die findit her also nicht. Ouch ab eyn jungfrauwe,
wan sie vortruwet wirth, in eyn kloster komet unndt werdet dan eyn geistlich
mensche, so magk sie er fridel umbe die ee nicht gefordern. Ist ouch das her
sich errit doran, das her die ee globin wil eyner, die do heiſset else, unndt vortruwete sich mit eyner, die do heyſset gele, das erresal loſsit en von der ee, unndt ist die nicht
schuldigk zcu halden. Errit her sich aber doran, das her gloubet se sie riche,
unnd sie ist dan arm, adder gloubet das sie eyn jungfrauwe sie, adder das sie
suberlich sie, adder wol geerbeytin konne, unnd erfindet darnach das nicht, der
erretum hindert die ee nicht. Es hindert ouch die ee ungliche ubunge des
glouben; also es eyner globete eyner heydinnen, adder eyner judinnen, adder
eyner ketzern, das globe bunde nicht, sie bekerte sich danne. Unndt was hie
bevar ist von eyner jungfrauwen, desselben glichen ist umb eynen man.

XIX. Dryerley sippeschafft vindet man in den rechtbuchern. Die eyne ist eyn
naturliche mageschafft und die gehit von eyme vater unnd von einer mutter. Die
ander ist ein mageschafft, die do komet von eyme geslechte in das ander umb
zweyer elichin luthe willen. Die derthe mageschafft ist geistlichen, die do
komet von den cristenglouben in der touffe uond in der fermelunge. Und diſsse
drie hindern alle die ee, aber nicht in glicher wieſse und gliche vel, nochdem
also das geistliche recht uſswieſset unnd hyrnach in etzlicher maſse baſs gelutirt
werdeth. [Seite: 29]

XX. Dy naturliche sippschafft die hat drye linien adder abegenge. Der erste
gehit zu dem alden stamme hindersich, von den das geslechte komen ist, also von
dem vater an den eldervater, von dem an den oraldervater, und also vort hen. Der
ander gang ist vorsich und gehit von dem vater uff den son, und von den sone uff
den nehesten, und also fordir uff die kindeskint. Der derthe gang gehit uſs zu
den beyden sieten, also von den vettern, ohemen, waſsen, mumen, und erin kinden.
Der erste gang zcu den eldern hindersich und der ander abegang zcu den kindern,
den ist allin die ee vorbotin under eynander; sie erbin sich aber uff das
sibende sippe. Der derte gang zcu der sieten, die elichen sich an dem funfften
grade, und wer or eynes an dem vierden knye und das ander an dem funfften, man
schiede or nicht, wenn sie elich. Wer oſs aber das er eyn were an dem derthin
unnd das ander an dem fierden, adder beyde an dem fierden, man schiede
sie.

XXI. Dye gemachte sipschafft komet, also eyner eyn wip genemet, so werden dan
alle sein moge des wibes moge, und alle des wibes moge werdin seine moge, und
glichewol so gehorin des mannes moge des wibes mogen nicht zcu; und storbe der
man, das wip torfte keynen des mannes mog nemen biſs an das funffte geledt, adder
storbe das wip, der man torfte keyne nyffteln seines wibes nemen, die or zcu
hette gehort, biſss an das funffte geledt. Er beyder frunde die nemen sich aber
woll zcu der ee, wie nahe sie werin. Dorumb ſso komet oſs dicke das eyn vater und
eyn son nemen eyne mutter und eyne tochter zu der ee.

XXII. Dye geistliche sipschaff, die ist an dren stucken. Die eyne ist
zcuschen dem touffer unnd deme der getoufft werdit, undt dem der das kint hebit;
wan die zwene, der touffer und der heber, sint zwene geistliche vetir, so ist
der getouffter er beyder geistlicher son und dit ist der erste grad. Die ander
geistliche mageschafft ist zcuschen dem touffer und dem, der das kint hebet, und
zcuschenn den eldern des kindes, das getoufft werdet, und die werden gefattern
genant; dit ist der ander gradt. Die derte geistliche mageschafft ist zcuschen
des touffers kinden unnd des kindin, der os gehabin hadt, und dem der getoufft
ist, wan die sint under eynander geistliche gebruder; unnd dith ist der derthe
gradt. Dieſse obgnante mogin nicht zcu der ee gegrieffen, unnd werin sie ouch
elich, so muste man sie scheidenn.

XXIII. Es magk wol eyn man die liplichen tochter seiner geistlichen tochter
nemen zcu der ee. Eſs magk ouch einer wol seiner gefattern tochter nemen zcu der
ee, die alleyne uſsgenomen, die her uſs der touffe gehabin hadt. Hadt eyn wip eyn
kint gehaben meynen wibe, das sie vor
[Seite: 30]
hatte bie eyme andern manne, unndt sterbet meyn wip, ich mag die zcu der ee woll
nemen, die meynes weibes gefatter was. Es magk ouch midt myn liplichen tochter
meyn geistlicher son wol zcu der ee grieffen. So mogin ouch myne geistlichen
sone mit myner geistlichen tochter wol zcu der ee grieffen. Wol das die
geistliche mageschafft gehit abe von den vater uff den son, wan die tochter, die
der vatir gehabin hadt, die mag der son in den rechtin nicht genemen; die
geistliche magschafft gehit aber nicht von dem sone henwedder uff den vater, wan
das safft gehet von dem stamme in die zcelgen, eſs gehit aber nicht
enwidder.

XXIV. Alles das in den vordern stucken beschrieben steht vonn der geistlichen
sipschafft, die komet vonn der touffe, glicher wiſs ist sie in allen stucken in
der fermelunge, unnd die eyne gefatterschafft die hindert die ee also sere also
die ander. Oſs ist ouch eyner recht gefatter, der das kint enphet und hebet uſs
der touffe, und der nicht der dobie stehit unnd thut antworte, ab her oſs anders
nicht mede angriefft. Also ist ouch einer recht gefatter, der ein kint brenget
vor den bischoff, der oſs fermelt, unndt der ist nicht gefatter, der ome das tuch
umbebindet adder abeweschet, ab her oſs anders nicht medebracht hat vor denn
bischoff. Noch were gar vel von der ee zcu schrieben, das doch alles hie nicht
not ist, wan oſs gehorit an geistliche gerichte, das sich geborit den phaffen
allein zcu orteylenn.

XXV. [Dist. I. 3.] Orienes der lerer schribet, das sieben werlde sint, unnd
or igliche solde hie tusent jarin uffgenomen werdin. An Adam began sich die erste werlt, unndt die werthe thusent
nuenhundert unndt acht unnd neunntzig jar biſs uff Noen; der ende was die sintfludt in der alle werlt ertrangk biſs
uff achte mensche, die bliben in der areken. Die ander hub sich an Noen unndt werthe thusent zweyhundert und zwey
unnd zwentzigk jar biſs uff Abrahame; der ende was die
vorstorunge der zcungen unnd der sprache an dem torme zcu Babilonien, den sie in
den hymel buwen wolden. Die derthe hub sich an Abrahame, deme got zu erst die besnidunge gab, und die
werthe vierhundert und zcehin jar biſs uff Moysen; der
ende was der zcog der kinder von Israhel uſs Egiptinlande, do der konnig Pharao
en volgete und ertrang mit den seinen in dem roten mer. Die ferde hub sich an
Moysenn, dem got die zcehin geboth in der wostenunge
gab, und werte funffhundert und sieben und drieſsig jar biſs uff den konigk David; der ende was, das die konnige irslagin wordin und
besundern Saul und Jonathas sein son midt velin der kinder vonn Israhel uff
den bergin Gelboe. Die funffte hub sich an konige Davide, und die werthe vierhundert und sechs und siebenzcig
jar biſs das rich quam vonn Babilonien; und der ende was die vorstorunge der
groſsen Stadt Babilonien, die der konnig Cirus von
Persienlande vorstorthe. Die
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sechste hub sich an also Babilonie vorstort wart, unnd werte funffhundert und
funffundachtzcig jar biſs uff Cristus gebort; der ende
was dy wandelunge des gesetzes unnd der aldin ee in die nuwen, unnd in die
eynunge aller werlde unnd er riche. Die siebende werlt hub sich an Cristus gebort, unnd die weret biſs an deme jungesten tagk;
der ende werdet die vorzcerunge der werlde midt dem fure und das jungeste
gerichte. Also sint wyr nhu in der siebende werlde unnd habin der keyne gewiſse
zcall wielange die werin sulle.

XXVI. [ER. I. 4.] Siebende sint ouch
des menschen alder. Das erste hebet sich an von dem tage seiner gebordt, adder
vonn dem tage also ome die sele von gothe ingegoſssin werdit, unnd werit biſs uff
neun jar; und dith alder heiſsset die unmundikeit, wan dieselben noch nicht
vollenkomelichin gesprechin und wol geredin konnen. Das ander hebet sich an neun
jarin, unndt werit biſs uff fierzcen jare, und heiſsset die kintheidt, wan alle
seine wercke dan noch kindisch sint, unstete und unredelich. Das derthe hebet
sich an vierzcen jarin, und werit biſs uff eynundzwentzigk jar, unndt die heyſsen
jungelinge, wan dieselbin dan allerwildest noch und unkundig noch sint; und die
sint noch nicht zcu iren jarin kommen. Das fierde hebet sich an eynundzwenzcigk
jarin, und werith bis uff driſsigk iar, und dith heiſset die jogunt; und wer in
dem alder ist, der heyſset eyn iungir man, wan her zcu der zcidt an gemuthe an
redelichin dingen zcunemet, und was her tut, das hat dan macht. Das funffte
hebet sich an driſsig jarin, und werit biſs uff funffzcig iar, und heiſsset die
manheidt, wan zcu der zcidt eyn mensche an sime bestin, sterckesten und
redelichsten zcu allerley erbeyt ist, unnd toug ouch wol zcu amchten. Das
sechste alder hebit sich an funffzcig iarin, weret biſs uff sechzcig iar, und
heiſset das alder dorch erbarkeyt, wan dan die zcidt ist, das man ome ere
erbietin sall umme sine irfarunge und sein straffin, das sullin dan junge luthe
gernne von im entphaen, und rath zcu ome suchen, wan sein radt dan an dem besten
ist. Das sibende alder hebet sich an zcu sechzcigk iarin, und werit biſs an das
leste ende, undt dit ist dan geheiſssen oberalder dorumb, das man en fordir ere
erbuten sall, unndt ouch das er natur danne an den krefften abnemeth unnd an den
sinnen, und vormogen nicht forder mer swerer und erbeitsamer amchte; und diese
sint dan zcu rechte ober ire iar kommenn, unnd mogin wol formunden ober ir gut
kiesen, ab sie wollen, und ab on das not tudt, die sie midt rechte
vorstehen.

[Dist. I. 4.] Desselben glichen ist es
umme die sippe zcu schriebin. Wan in dem houbte ist uns bescheidin eyn man und
eyn wip,
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die elichin zcusammen kommen sint. In den achseln beidin die kinder, die ane
zweiunge von vater und von mutther geborin sint; ist abir die zweiunge an, so
mogen sie an dem gelede nicht bestehen, si werdin gezcogin an das ander geledt.
Ungezweyter bruder kinth und swester kint, die bestehin an dem elbogen and
heyſssen geswistirde kint; unnd dit ist die erste sippezcal, die man zcu sippe
rechent. An dem gelede der handt bestehet die ander sippe und sint vort der
kinder, und heyſssen der ander geswisterde kindt. An dem glede uff der handt, do
die finger an das hantbreth treten, do bestehet die derthe sippe, unde sint aber
vort der kinder, und heiſssen der derttten geswisterde kindt. Das geledt mittin
uff den fingern bedutit aber vort der kinder, und das sint der fierden
geswisterkint. Dit ist nhu das funffte geledt von dem houbte, und heiſset der
funffte grad; an dem ist die ee erloubet, wol das sie gemage noch sint, sie
erben aber forder. An dem gelede der finger vornne, do bestehin aber vort der
vordern kinder und ist der sechste grad, und sie sint genant der funfften
geswisterkindt. An dem sibende glede von dem houbte zcu zcelende steth vornne an
dem finger eyn nayl and nicht eyn gledt; do endit sich die sippe erbe zcu nemen
und die heiſssen naylmage. Dieſsse uſslegunge vonn der sippezcal wieſset also uſs das
lantrecht undt witpildesrecht, und si ist slecht, recht und guth.

XXVIII. Desglichen werdeth uns eyn ander uſslegunge bewieset in dem beschriben
recht, geistlich und wertlich, die sich midt dieſser obgeschriebenen nicht
zweyet, sundern etwas baſs luttert, nochdem also der sippeboym uſswiset. Das
underste teyl des boymes ist der eldern unnd heyſset der stam; wan die eldern
sint also der boyme stemme, uſs den die zcelgin spriſsen, also spriſsen von den
eldern die kinder und die gantze sippe. Das oberste teyl des boymes ist der
kinder, do des geschlechtes mogeschafft unnd nefeschafft uſswechsit, ab sie
anders elich geborn sin; und zcu den sieten uſs des boymes so wachſsen bruderkindt
undt swesterkindt, vettirnkint und waſsenkindt, ohemenkindt undt mumenkindt, undt
also vort kindeskindt.

XXIX. Der erste grad der sippe hebeth sich an vater unndt an mutter; die
gehit uffwart, adder nidderwart, unnd die ander zcu den sieten die hebet sich an
dem andern. Das erste anbegin ist vater und mutter; uffwart ist oſs son unnd
tochter. Das ander gledt nidderwart ist eldervater und eildermutter; uffwart ist
oſs sonis adder tochtirkindt; und zcu der sietin, vetter, waſse, oheme und muheme.
Das derthe gledt nidderwart ist groseildervater, groſseildermutter; uffwart ist
oſs des sones adder der tochter kindeskindt; zcu der sieten ist oſs eldervetter,
elderwaſse,
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elderoheme und eldermuheme. Das fierde gledt nidderwart ist oreldervater,
oreildermutter; uffwart sint oſs nefin und niftiln kindeskindt; zcu den sieten
ist oſs groſseldervetter, groſselderwaſse, groſselderoheime unnd groſseldermuheme. Und
in derselben wieſse so mag man die sippe forder rechene noch der ee an das
funffte, und erbe zcu nemen an das sibinde. Dit stehet geschribin Institut. III libro, titulo VI.

XXX. Alle die in dem mittelsten stamme der linien des boymes beschriebin
stehin, unnd in der rechtin linien glich uffghen, der mag keyn das ander zcu der
ee nemenn nummer mit rechte, wie verre sie ummer gesin mogin; wan er iglichs
heyſset das ander entwedder vater adder kint mit rechte. Darumbe lebte der
zwenzcigestir din eildervatir noch, her mochte in dem rechtin dine tochter zcu
der ee nicht genemen. Deſsis ist aber numme nodt, wan die luthe lebin numme
lange.

XXXI. Es ist ouch zcu mercken: alle die kinder, die beschriben stehen in der
mittelstin linien des sippeboymes, der tretit or igliches an seines tothen
vaters stat adder eldervaters, unnd were oſs also bis an den zcenden eildervater,
das erbe, ab oſs vorfile, zcu nemen; ydoch also, das oſs geteylt worde eyme
iglichen noch sime teyle, noch der vetir unnd er kinder zcall, die do zcuschen
gewest werin. Aber dieses mag also zcu der sietin uſs, an den zcelgen des
sippeboymes, nicht gesin; do nemen das erbe glich, die do gliche nahe sint; ist
aber ymant eynes gledes neher, der nemmit das erbe alleyne. Dith stehet
geschriebin Institut. tercio libro.

XXXII. Also der erbegangk hievor uſsgericht ist vor sich, also gehit her ouch
hinder sich adder zcu den sietin nebin sich. War das erbe danne zcuerst hen
gereichen mag, do gehit oſs hen; und vorsterbet gut ober das sibinde gled, das
gud were dan erbeloſs gestorbin unnd gefile uff den herrin in dem gerichte, es
enhinderte dan sunderliche fryheidt der stadt, do oſs gesche, adder willekor, die
nicht widder das gerichte were, adder ane des gerichtis willin zcukomen were.
Doch habin die Swabin gemeynlichin von der willekor und von keyserlichin gnaden
das recht behaldin, das sie er erbe unnd andrer er guthe vor sich erbin obir die
siebinde sippe. Dit ist lantrecht, witpildisrecht unnd der statrecht.

XXXIII. Ist oſs ouch das in dieser sippezcall er keynes sich so zweyeth midt
dem andern, also bruder undt halbruder, swester unndt halbe swester, vettir und
halbe vettir, wase und halbe wase, oheme und halbe oheme, muhemen unnd halbe
muhemen, unnd desglichen vorth, die bestehin nicht mit eynander an eyme glede,
sundern man sal die gezweytin, das sint die halbin itzunt gnantin, von rechte
rechene an das nehest gled darnach; unnd also bestehin die geswisterkindt mit
den halbin geswisterkinden an glichem sippe, unnd die andern itzunt gnanten in
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derselbin wieſse zcu rechnen glich. Dit ist der stadt recht unnd gut gemeyn
recht.

XXXIV. [Dist. I. 3.] Dorch der ediln
luthe willen merin geportin, so ist woll etzlicher maſse nod hie zcu schriben von
den herschildin, und der sint ouch siebin. Der konigk furit den ersten; die
ertzbischoff den andern; die leyenfursten den dertin, sint dem mal daſs sie der
bischoffe, der epte, unnd eptiſsen man wordin sint; die grafen und die fryhen
hern den furdin; die dinstman den funfften; die schepphenbar fryen unnd der
edeln dinstman den sechstin; die leyenfurstin habin nhu den sechstin in den
siebinden bracht, das sint die rittermeſsigen, unnd die er ere unnd ouch er
eildern von erin vier annen, das ist von den eildervetern und von zwen
eildermuttern, unnd von vater und muter, ane laster kommen sint, und er ere
nicht vorschrencket han.

XXXV. [Dist. I. 5. 1. ER. I. 1.] Siben sint ouch der geborthe under
den luthen uff ertriche, sie sint edel adder unedel. Die erste heyſset eyn frye
elich geborth, unnd ist die, wan eyn kindt elichin wirt geborin von vater unnd
von mutter, die ouch beyde elichen sint zcusammen komen, unnd sich vor unnd noch
fromelichin gehaldin han, unnd der iglichs ouch hadt eynen fromen elichen vatir
unnd eyne rechte frome eliche mutter. Do erhebet sich methe eyn frye gebordt,
unnd die kinder, die also uſsspriſsen, die heiſsen scheppenbar frye luthe, unnd
noch dem keyserrechte sint sie getermit zcu dem herschilde und mogin wol ritter
werdin, ab sie manhafftig und togensam sint, und mogen an lehinrechtin
vollenkomelichin bestehen, unnd habin des volge. Vonn desem habin sich zcuerst
die edelen unnd die fryen irhabin, beyde die konnige unnd die fursten; wan das
edel ist anders vonn nichte komen danne von elichir fromer gebort, und von
manheidt und toginden, unnd wem dieſse dry gebrechin, der ist nicht edel. Dieſse
gebort ist alleyne von rechte werdig zcu der pristerschaff, wan uſs der rechtin
togintsamen ee ſso spruſsit das geistliche unnd das wertliche recht. Was mag
werdiglicher bestehen an sime lobe dan die eliche geborth, nu ome got selber die
elichin fromen kinder hat uſserwelt und wol seinen lichnam gebin in der fromen
elichin kinder hende von wirdikeit des heiligen sacramentes. Ouch ſso sal noch
witpildesrecht bilcher diese gebort, wan keyne ander geborth, in denn stetin an
den radt sitzen und an den gerichte an schephen stat, sie sint anders wieſse unnd
redelich; wan sie sint danne also vollenkommen an erim rechtin, das sie nymant
bescheldin magk.

XXXVI. [Dist. I. 5. 2. ER. I. 1.] Die ander geborth die heyſset eyn
slecht elich gebort, und die ist also: ab wol unelich man und unelich
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wip zcusammen kommen, unnd gewinnen kindt, und der kinder rechte eliche kindt
vort gewinnen in rechter ee, die kindt heiſssen rechte eliche kinder; und nemen
ires vater und er mutter guth mit rechte, unnd erbin vorsich also ander bedorffe
luthe. Aber hindersich an eildervatirs unndt an eildermutter guter enhaben sie
keyn recht, eſs geschehe dan von gnaden adder von willekor erbin globede. Die
sullin haben witpildes zcucht in allin stetin in allin rechtin, diewile sie sich
nicht vorwerckenn, das sie mit dem rechtin uberwundenn werdenn. Dieſse mogin ouch
wol prister werdin, ab sie redelichin sich haldin unnd togentsam sint. Das ist
on gemeynlichin irlaubt umme des willin, das man in der gebort, also sich
zcuerst die cristenheyt hub, vel fromer und heilliger luthe vant, der
eilderveter heidin, judin, ungloubige, und ouch uneliche luthe warin, und
dieselben wordin ouch bebiste, cardinal und bischoff.

XXXVII. [ER. I. 1.] Dye derthe
geborth die heiset eyn eliche eygin gebort, unnd die ist, wo eyn man und eyn
wip, si sint von elichin eldern bekommen adder nicht, zcu ee griffen, unnd
eliche kinder gewinnen, also das sie der stiffte, der gotishuser, adder herrin
eygin sint, adder sunst ymandes, der sie gewonnen unnd gekoufft adder geroubet
hat, also man tudt die heydin unnd in etzlichen landen, do man die noch
gewonheidt hadt. Dieſsse kindt sint wol rechte eekinder, aber sie mogin nicht
komen zcu pristerschafft, adder in den steten an den radt, adder an das gerichte
an der schephin stadt, von rechte, sie werdin dan frye gegebin midt der handt,
wie frome ouch alle er eldirn gewest gewerin, unnd sie erbin er guth noch eris
herrin willen.

XXXVIII. [Dist. I. 5. 4. ER. I. 1.] Dye fierde geborth die heiſset eyn
naturlich elich gebordt, unnd die ist, wo eyn ledig man unnd eyn ledig wip,
adder eyn elich man und eyn elichs wip, sich zcusammen mischen, und so doch das
geschiet an alle globede von naturlicher liebe, unnd die also kinder mit
eynander gewinnen; die kinder heisſsen naturliche kinder noch der geborth. Nemen
sie sich dornoch zcu der ee, die kinder werdin von gotis gnaden und von
bebestlichem gesetze adder von dem keyſser zcu lehinguthin geehedt, und nemen
ires vater gudt unnd er mutter, wan er vater und er mutter gesterbin, das des
mannes nehistin erbin, noch der frauwen, er kinder erstorbin gut nicht midt
rechte enzciegenn mogin. Aber an eris eildervaters unnd er eildermutter gut
enmogin sie keyne erbeteylunge midt rechte gehabin, adder vonn gnadin
woll.

XXXIX. [Dist. I. 5. 3. ER. I. 1.]Dye funffte gebordt die heiſset eyn
gemachte eliche gebort, unnd ist: so eyn man adder eyn wip, sie sint elich adder
unelich, geistlich adder wertlich, zcusamen komen unnd
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kindt gewinnen, werden darnach die unelichin kindt vonn gotiswegin unnd von
bebisten adder vonn keyſsernn geeed, sie werdin prister von bebestlichin gnadin,
unnd sint sie leyen, sie behaldin ires vater gudt vonn des richis gnadin, wan
sie bewieſsen mogin selbsibinde fromer luthe, sie sint frauwen adder man, die bie
der ordenunge der ee gewest sint, adder habin des sogetane vorsigilte brieffe
adder der uffenbarin schriber brieffe, die mogelichin die kuntschafft mogen
gethun, so hadt das eynenn vorgangk.

XL. [Dist. I. 5. 6. ER. I. 1.] Dye sechste gebord die heiſset eyn
naturlich unelich gebort, unnd die ist: wo eyn ledig fryer man unnd eyn ledig
frome dernne sich zcusammen mischen und also blibin, unnd er kinder nicht
geelicht werdin, wedder vonn dem babiste adder von dem keyser, noch vonn on
selbest, sundern bliebin also in der naturlichen gebordt noch von on selb, unnd
or mutter sich dornoch etwas fromelich heildeth uffenbar, die kinder habenn
keynenn teyl an eris vater adder mutter guthin, die erblich sint; aber an der
farinde habe mogin sie woll teyll gewinnen, ist os, das on die eildern das
zcufugin wollin, und on darmede gnade bewieſsen, unnd on daſs gebin.

XLI. [Dist. I. 5. 8. ER. I. 1.] Dye sibinde geborth die heiſset eyn
kebeſs adder eyn vorworffin gebordt, unnd ist, wo eyn elich man mit eyme boſsen
gemeynen wibe kinder gewinnet, adder eyn jude bei einer cristen. Die kinder sint
allis rechtin vorlegit, ab man das bereden magk. Ouch sint anderley kinder in
derselbin geborth in süntlicher nature, die geborin werden von vorstrigter
nature rechtir naher magschafft; den ist ouch alles recht vorsagkt hindersich
unndt vorsich, unndt blibin erbeloſs in aller wieſse.

XLII. [Dist. I. 5. 7. ER. I. 1.] Es sint ouch noch eynerley kinder
also, die geborn werdind vonn eyme farinde wibe, adder vonn eyn geistlichen
klosternonnen komen, unnd die also geborin werdin, das nymant derselbin kinder
vater wol gewiesſsenn magk, die haben keyne volge an erbeteylunge, noch uff sie
erbet keynerley, danne hette er mutter icht gutis erworbin, das erbete sie uff
ere kinde, in welcherley wiese sie das vordieneth adder irkregin hette; were or
aber gut uffgestorbin, adder ufſstorbe er etwas von erin eildern uff sie, das
erbete sie uff ander ir nehisten unnd nicht uff die kindt.

XLIII. [Dist. 1.5. 9. ER. I. 2.] Aber solt ir wiesſse von den
geborten, das etzliche luthe sint, die uſs dem unglouben kommen in den
cristenglouben, also heydin unndt judin, ab die doch in denn andernn adder in
der dertthen sippe sint, adder in fierden, unndt sint also vor in den unglouben
zcusammen kommen, die nemen sich wol dornoch in
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dem rechtin cristinglouben zcu der ee. Das ist on vonn bebistenn erloubeth,
unndt haben sie ouch vor kinder gehat, unnd sindt aber kinder gewonnen, so die
erstin ouch cristen werdin, gewinnen die gut myt eynander, das erben sie also
wol uff die ersten also uff die lestin kindt. Das habin die keyser gesatzt unndt
sint des mit der keyserlichin gewalt oberkommen, umme das die ersten kinder in
dem cristenglouben deste vester bestehin mogin. Und erbin ummer vor sich, und
nebin sich erbin sie ouch wol, wan sie sich vorbrudern und vorswestern; adder
hinder sich an er eildern, ab die in dem ungloben sint, erbin zcumall nicht,
welcherley eſs sey.

XLIV. [Dist. 1.5.9. ER. I. 2.] Sint luthe vonn dem unglouben
kommen zcu dem cristengloubenn unnd storbin, unndt lasſsen kinder adder ander
moge, die do cristen sint, die mogin wol selgerethe mit irem guthe machin zcu
den kirchen unnd zcu stegin unnd wegin, adder gebin wen sie das gonnen, adder
den sichen unnd den armen luthenn bescheidin, dorch ere sele willen. Das mogin
sie ouch wol thun an erem suchbette und ober ere bedtbredt, do sie nicht an
hindern sal der stete adder der fursten adder das gerichtis recht, willekor,
gesetze, gebodt, adder gewende. Vorsumen sie sich aber, das sie oſs nicht
vorscheidin adder vorgebin, er gudt sterbit in die koniglichen gewalt, das ist
in das gerichte. Diesſse fryeheid ist dorumme vorlegin, das sie der cristen moge
unnd freunde nicht habin, die vor or sele bethin, unnnd er noch dem tode
gedencken, also man ander cristenluthe phliget zcu begehene.

XLV. [Dist. I. 5.10. ER. 1.3.] Es sint ouch etzliche geborthe, die
entweddir stehin unnd gebrechlich sint, also uſssetzige luthe, stummen, lamen,
blindin, hantloſsen, fuſsloſsin, hockrechte, die der slag unmundig geschlagen hadt,
geborin thorin, unndt was derglichen an den luthin ist. Werdin die also
gebrechlich geborin, so sal sich er underwinden er nehister vatermagk unnd halde
sie midt erem guthe, ab en vater adder mutter beyde abgegangen sint, unnd warthe
or in glicher phlege, also verre or gut gelangen magk. Das gut en magk or ouch
derselbe phleger in keyne wieſs enphromeden; tudt her oſs aber, oſs hadt keyne
macht, diewile das sie lebin; wan sie aber gesterbin, so erbin sie das gut uff
ere nehestin, also das recht uſswieſset, des man phligeth.

XLVI. [Dist. I. 5.10. ER. 1.3.] Werden luthe gebrechlich adder
torrecht geborin, also vor geschriebin stehet, er nehister swertmagk sal er
phlegin, ab on der eildern gebricht; wolde er sich or aber nicht underwinden
dorch welcherley sache das geschege, wer sich or danne von erin mogin
underwindet, unnd or phligit mit erem guthe, sterbin sie sint,
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sie erbin er gudt unnd er erbe uff denselbin, ab her wol nicht der erste ist,
umme das her die unlust midt en gehadt hadt. Haben sie aber noch eyne mutter,
unnd er nehiste vatermoge er nicht wartin, wartet or danne die mutter, sie erbin
das gut noch erme tode uff die mutter. Dit ist noch lantrecht. Aber noch der
stadtrechte so ist oſs die mutther mogelicher formunde, diewile sie sich nicht
voranderth, dan ymant; es enhindertin danne lehingutter der kinder.

XLVII. [Dist. I. 5. 10. ER. 1.3.] Uff alle kinder, die gebrechlich
geborin werdin, also hievor geschrieben stehet, en erbet widder lehin, noch
erbe, noch eygin. Haben sie aber lehin enphangen adder erbe vor der suche, das
brengin sie forder uff er erbin, also ander ungebrechliche luthe. Stehin on die
gebrechin uff noch der geborth, also das sie in ere jarzcall nicht formunden
woll bedorffin, die mogin zcu ere notdorfft eris gutis wol selber gebruchen; und
was sie des gutes zcu ere notdorfft nicht endorffin, des ensullin sie zcu
unphlege erin nehistenn nicht entphromenden, das uff sie geerbet ist; haben sie
aber vor der suche adder in der suche gut gewonnen, das uff sie nicht geerbet
ist, das mogin sie vorgebin adder bescheydin, weme sie wollin, stehinde adder
sitzinde. Dit ist lantrecht.

XLVIII. [Dist. I. 6. 2. ER. I. 5.] Zcu groſser underwiſsunge de
vorgeschribene geborthe, wie die mogin gefolgin zcu erbegange, wan die aldin
lantrechtis bucher unndt die aldin witpildis rechtbucher und die gemeynen recht
den eynfelden das alles zcu korth haben uſsgetragen, und dorumb ist nodt, das man
in dem rechten denn erbegangk von dem sippestamme baſs bewieſse. Der vater unnd
die mutter nemen erbe vor bruder unnd vor swester, wan thedin vater unde
mutther, ſso werin die geswistirde nicht.

XLIX. [Dist. I. 6. 1. ER. I. 6.] Der son und die tochter, die sinth
gliche nahe erbe zcu nemen, wan sie an geborth ungezweyet seint, das ist das sie
nicht eyn halbgeswistirde sint. Aber dith ist anderst an lehinguthern, die
enphaen die sone alleyne, wan sie vonn den wertlichin herrin gehin. Wo aber sone
unndt tochter nicht sint, alle die sich danne gliche nahe gesippe mogin, die
nemen das erbe ouch glich. stadtrecht.

L. [Dist. I. 6. 3. ER. I. 7.] Sterbeth der son und leſset kinder, er
her abegesundert werdeth von syme vater, die kinde nemen erbeteyl an ires
eildervaters guthern glich erem vettern adder waſsenn: adder alle nemen sie
eynen teyl, noch dem also das erem vater geboreth hette, ab her lebethe: wer
aber von den vettern adder waſsen vor abegesuuderth were, der neme midt on dan
nicht glichen teyll.

LI. [EG. 106. Dist. 1. 6. 4. ER. I. 8.] Der halbe bruder und die halbe swester
habin besser recht unnd sint neher eyme gefelle an guthe
[Seite: 39]
adder an erbe, wan vetter, waſse, adder oheme, adder muheme; adder eyn halbes
bruder adder swesterkindt, die sint verrir darzcu wan vetter, waſse, oheme, adder
muheme.

LII. [Dist. I. 6. 5. ER. I. 9.] Nemen zwene gebruder zwo swester
unnd der derthe bruder nemidt eyn frommedes wip, er kinder die sint doch gliche
nahe erbe zcu nemen, ab eſs gefile adder erstorbe von denn eynen uff den andern.
Dith ist landrecht unndt ouch der tadt recht.

LIII. [ER. I. 11.] Ungezweyeter
bruder und swester kindt die nemen erbe vor den gezweyetir bruder und swester
kindt, die gezweyeth sint von vater adder von mutter. Dit ist
stadtrecht.

LIV. [EG. 85. ER. I. 12.] Bruder und
bruderkint, swester unnd swesterkindt, die sullin alle glichen teyl nemen an
erbe, an eygin, und an varinder habe.

LV. [EG. 109. ER. I. 13.] Wo
geswistirde sich teylen mit eynander, oſs sie erbe, lehin, adder varinde habe,
welcherley gut das ist, er iglichs magk sein gut vorgebe, vorkouffe, adder
vorsetze, weme her wil; unnd das sal er aber thun, das es nicht sie widder die
gesetze und wilkor der stadt, also das oſs uſs dem geschosſse unnd dinste nicht
gezcogen werde.

LVI. [EG. 110. ER. I. 14.] Ist os
das geswisterde erin anfal, der on von orin eildern ufferstorben ist, under
eynander teylen, unndt werdit do geilthafftig gudt, das eyn widderkouff ist,
adder sust etwas gereitschafft, adder ander farinde habe, kegin den erblichin
guthin mit gudin willin er aller geteylt, wenne das geilthafftig gudt und die
farinde habe zcu teyle werdit, das eyn widderkouff ist, adder eyn widderkouff‘
werdin mochte, das sal ein vater, ab her sich anderwedt gewibet hetthe, adder
eyn wib, ab sie sich anderweydt gemannith hette, den kindern nicht vor farinden
habe enzcihen, sundern woran oſs geleyt ist, das sal bliebin an erbes stadt.
Dit ist der stadt recht.

LVII. [Dist. 1.6. 9. ER. I. 16.] Mynes vettern adder myner waſsen,
mynes ohemen adder myner muhemen kindeskindt, die ungezweyet sint, die sint alle
gliche nahe erbe zcu nemen. Do aber zweiunge von vater adder vonn mutter in der
gebort ist, do sint sie dem erbe deste verrer. Dith ist der stadt
recht.

LVIII. [Dist. I. 6. 8. ER. I. 15.] Der eldervather und die
eildermutther die nemen das erbe vor bruder unnd swester, die mit der gebort
gezweyet sint vonn vater adder vonn mutter, das ist das sie eyn halb geswirtirde
sint. Dit ist der stadt recht.
[Seite: 40]

LIX. [Dist. I. 6. 10. ER. I. 17.] Mynes vettern, mynes ohemen,
myner waſsenn, adder myner muhemen kindeskindt, adder mynes vather, adder myner
mutter vetternn, waſsen, ohemen, adder muhemen kindt, die ungezweyet sint an der
gebort von vather adder von mutter, die sint alle gliche nahe erbe zcu nehemen.
Statrecht.

LX. Sterbet der vater und die mutter, und laſsen sone unnd tochter, unnd
derselben geswistirde eynes gestorbin ist, das kinder adder kindeskindt gelaſsen
hath, si werdin alle glich zcu der erbeteylunge geheischet, unnd das erbe vellet
nicht alleyne uff den nehisten, also das her den verristin uſscheide. Oſs ist
recht, das des tothen bruder adder swester kindt adder kindeskindt an eris
vather adder eildervater statt tretin, unnd nemen alle eynen teyl, der erem
vather adder eildervather geborthe, ab her lebete. Diſs ist das beschriebene
recht unndt steht Institut. libro IV. titulo
primo
, unnd ist witpildesrecht, landtrecht, und dorzcu der stadt recht,
unndt eyn guth gemeyne recht.

LXI. Beschlaffet eyn man eyn wip, die her zcu der ee wol in dem rechtin
gehabe mochte, die sich forder an nymanden heildet, dan an en, unndt hat nicht
willen, das her sie elichen wolde, unde bekindet sich midt or, unnd werdet ome
dornoch das zcu sinne, das her sie elicht: die ersten kinder, die her bie er
hatte, die sint also wol elich erbin zcu ereme guthe, als die lestin, darumbe
das die lestin er erbe unnd die ere der elichkeidt von der ersten kinder wegin
erworbin han. Unnd were der erstin kinder eyn gestorbin, er danne die mutter
geelicht wart, des kindes kindt tretin an eris vater stadt, das erbe zcu
nehemen. Wol das der Sachſsen recht, das do ist unser landrecht spricht, das die
kinder nummer elich werdin, das ist also zcuvorstehene, das sie geswecht bliebin
an der werdikeidt, also das sie der schepphen stul an deme gerichte unnd in deme
rathe nicht also die andern elichin kindern besitzen sullin von er willekor
wegin; aber der babest unnd der keyser, die haldin sie midt allem rechte elich.
Dith ist das beschriebin recht unnd steth Institut.
li. III. c. X.
, und ist ouch der stad recht.

LXII. [Dist. I. 21. 6. ER. I. 48.] Man spricht also, das keyn kint
sie seiner mutter kebiskindt, unnd das en ist doch nicht also, wan eyn wib magk
wol gewinnen drierley adder vierley kinder. Wan ist sie edel unnd frye unnd
sitzet sie an der ee, sie magk gewinnen von ires mannes wegin frye edel kinder,
die eris vater lehin besitzen unnd folgin sime rechtin; nemmedt sie dornoch
eynen fromen elichen gebuer, sie gewinnet eliche kinder, die der lehingute nicht
besitzen mogen; werdet sie eynes mannes eygin, sie gewinnet eygin kinder;
unndt werdet sie dornoch
[Seite: 41]
ymandes kebeſse, sie gewinnet bie ome kebiskinder; unnd worde sie widder frye
gegebin, sie gewinne dornoch widder fryhe kinder.

LXIII. [Dist. I. 5. 5. ER. I. 18.] Sterbet eyn frouwe, die kinder
leſseth, unnd nemmet der man eyn ander wip zcu der ee, unndt bekindeth sich mit
or, die kinder mogin midt den erstin kindern an eris vater guthin nicht
erbeteylunge genemen. Irwerbet er aber erbe midt der andern frowen, her erbet oſs
uff die andern kindt. Was das wip ouch zw ome brocht hadt, das erbet sie uff or
kindt, unnd sie nemen keynen teyl mit den erstin, noch die erstin midt den
letzstenn adder andern. Dith ist der stadt recht. Aber noch dem landtrechte so
nemen sie teyl midt den erstin kindern.

LXIV. [EG. 4. ER. I. 19.] Nemmet eyn
man eyn wip zcu der ee, der vor elich gewest ist, unnd hat noch eliche kinder
von der erstin frowen, der en mag sein gut nicht vorkouffen ane der kinder
orloub, oſs sie danne, das her alrest midt on teyle unnd sundere sie von eme. Dit
ist der stad recht. Dasselbe recht ist os ouch, ab her noch eyn wetwer ist, her
en hette oſs danne gezcuget noch seiner frauwenn tode uff sime
wetwenstule.

LXV. [ER. I. 20.] Sterbet eyn man
adder eyn wip und laſsen keyne kinder, noch vater, noch mutter, er gut und er
erbe ist neher dem eldervater adder der eldermutter danne den vettirn, waſsen,
ohemen adder muhemen, sint sie anders elich geboren. Dith ist der stadt
recht.

LXVI. [EG. 94. ER. I. 21.] Sitzedt
eyn man midt sime wibe an der ee unndt habin nicht kinder midt eynander,
irerbeytin die gelt undt gudt, kewffen dorumb hauſs, hoff, ader ander erbe,
welcherley das ist, do erbet or eyn das ander mede, das oſs ouch noch des andern
tode, ab or eynes sterbedt, danne gebet, weme oſs wel, also das die gifft widder
den herrin, noch widder der stadt gesetze nicht sie. Dith ist
stadtrecht.

LXVII. [ER. I. 22.] Sterbet eyme
manne sein weib, midt der her eliche kinder hadt, unnd dornoch eyn ander wip
nympt, mit der her keyne kinder gewinnet, unnd sterbet her dornoch er dan die
frouwe, sie nemmedt die farinde habe gantz, die er leſset, unndt sal den erbin
[Seite: 42]
darnach er erbe in sechs wochin rumen. Hette sie aber erbe zcu dem manne bracht,
adder hetthe sie midt em erbe seder der erstin frowen tode irworbin, das
folgethe er ouch; sie muſs oſs aber kuntlich machin, das oſs also sie. Dith ist
stadtrecht.

LXVIII. [Dist. I. 5. 5. ER. I. 23.] Hath eyn man eliche kinder, der
mutter gestorbin ist, unnd nemmet darnach eyn ander wip, midt der her keyne
kinde gewinneth, undt brengedt sie erblich guthe zcu ome, vorkouffet her die
midt orem willen, adder vorkouffedt seiner kinder erbe midt seiner kinder
willin, und sterbeth her darnach, wedder das wip noch die kinder gewinnen des
keyne erstatunge; oſs were danne also on von ome erwiesedt, das on dorumbe
erstatunge von rechte geschen muste. Dith ist der stadt recht.

LXIX. [ER. I. 24.] Sterbet eyn man,
der midt eyme wibe an der ee sitzet unbekindet, die frauwe nemmit sein gudt und
sein erbe unnd gebruchet das ir lebetage. Noch orme tode gefellet das erbe
widder, do os her kommen ist, unnd die farinde habe blibeth erin erbin. Also
geschiet oſs ouch, ab die frauwe unbekindet sterbeth er der man; er beyder
frewnde hetten dan anderst gewillekorth, do sie zusammen quamen. Dith ist
lantrecht und witpildesrecht.

LXX. Nemmet eyn man eyn wip, der sich vonn seiner geswistirden noch seiner
eildern tode geteilt hadt, unndt gewinnet midt or keyne kindt, undt enhadt her
ouch vor nicht elicher kinder, undt sterbet darnach, sime wibe blibet al sein
erbe unnd farinde habe, ab her er oſs andirs an seiner wirtschafft tagegedinget
und gegeben hadt noch der stadt gewonheidt, unnd do mogin er seine geswistirde
nicht ingelegen. Stadtrecht.

LXXI. [Dist. I. 17. 10. ER. I. 25.] Ersterbeth erbe uff eynen man,
der in dem witpilde nicht ist besesſsen, der sal deme, der das erbe inne hat,
gewisheidt thun vor das gudt, das her innemen wil, das her der nehister sie, uff
das ab eyn ander queme, der neher were, das man des danne unbekrodet bliebe. Kan
her aber das kuntlich gemachin, das man weys, das her der nehiste ist, so endarf
her des nicht vorwisſsenn. Dith ist landrecht und ouch stadtrecht. [Seite: 43]

LXXII. [Dist. I. 18. 1. ER. I. 26.] Hadt eyn man eliche kinder bie
sime wibe, unndt gibet die uſs. unndt bestattedt die kindt, sterbet dornoch der
son unbekindet von sime wibe, das erbe, das der son leſset undt die farinde habe,
die gefelledt billicher unnd in dem rechtin uff seinen vater adder uff seine
mutther, danne uff seinem bruder adder uff seine swester; desselbin glichenn ist
os dan ouch umme sie ab her er sterbeth dan sie. Dith ist landrecht,
witpildesrecht unndt ouch der stadt recht.

LXXIII. [Dist. I. 18. 2. ER. I. 27.] So man den frouwen den
drittenteyl gibet, was gutes dan uff sie sterbeth, nemmedt sie dornoch eynen
andern man, der nemmet das gut wol in formunschafft. Sterbeth das wip aber
darnoch er dan der man, sie erbet das anerstorben gudt er an ere nehisten dan an
erin man, blibet sie anderst unbekindet. Dith ist landtrecht.

LXXIV. [Dist. I. 16. 1. ER. I. 30.] Das unelich kint nemmet keyn
erbe. Sein erbe nemmidt aber sein nehister an der sippe. Hat oſs aber eyne
mutter, die ist neher. Dith ist landrecht.

LXXV. [Dist. I. 16. 3. ER. I. 31.] Wo sich erbe vorswistert adder
vorbrudert, alle die sich gliche nahe gesippe mogin, die nemen oſs gliche. Dith
ist landrecht unnd der stadt recht. Unnd hette eyn man zu ymande besondern
fruntschafft, und wolde den zu eyme erbin kieſsen wedder seiner rechtin erbin
willen, das her midt rechte nicht thun magk, also das es do macht habe, wan oſs
stehet geschriebin also, das eyn man sein erbe lasſsen sulle mit der rechtin erbe
globede, und das sal und muſs ouch also gescheen vor gerichte, also recht ist.
Dith ist das beschriebin recht, landtrecht und ouch der stadt recht.

LXXVI. Globen die eildern ere kinder zu sammen, die nicht kegenwertig sint,
senden die kinder dornoch er kleynothe er eyn dem andernn, wan sie zu iren iaren
kommen sint, sie mussen der eildern globede stethe haldin; thun sie aber des
nicht, wan sie zu iren iarin kommen sint, noch wollin nicht selber zusammen
gehen unnd das globede midt erin worthin adder kleynotigen bestetigen, sie
endorffen der eildern globede nicht haldin. Dith ist geschrieben ex.

LXXVII. Globen die eildern er kinder zu sammen, unndt swerin das uff die
heilligin also zu haldin, unnd wollen die kinder dornoch, so sie zu iren jaren
komen sint, das nicht haldin, worden die eildern danne meyneidigk? Das recht
saget neyn; sie sullen aber alſso vel dorzu thun also en geboreth, das ist, das
sie die kinder dorzu haldin sullin midt slechter bescheidelicher drouwe, unndt
midt guttlichen unndt flelichenn worthen, sie sullin sie aber nicht dorzcu
zwingen. Dith ist geschriebin XXX. q. II. Wie alt sie aber
sin, die zu iren jarin kommen sint, das suche hievornne in dem XVI arti. [Seite: 44]

LXXVIII. Globet der vater eyme seiner tochter eyne, die her midt namenn nicht
sonderlich benennet, her mag eme eyme gebin, wilche her wel; die kor stet an dem
vater unnd nicht an dem fridel. Sterbin aber die tochter alle biſs uff eyne,
dieselbin muste her ome gebe. Hadt der vater ome eyn tochter globet und butet
ome die, unnd der fridell wel or dan nicht, sundern her wel eyne ander, der
vater werdet also des globes ledig; unnd hette der vater ouch das gelobede
gesworin uff die heylligin, her ist des eydes ouch dormede ledigk. Dith
schriebet meister
Heinrich vonn Mersseborgk
.

LXXIX. Globeth man zwey kindt zusammen, also das eynes zu rechtin alder
kommen ist unnd das ander nicht, das jungste mag wol das gelobede wegern, wan oſs
zu seinen jarin ist kommen; aber das eldeste mag das midt rechte nicht gethun,
hadt anders das jungste seder seinen willen zu dem globede nicht gegebin midt
den worthen adder midt deme vestelschatze.

LXXX. (LR. I. 33. u. 36. 2.] Sterbet eyn man und leſset der eyn elichs wip,
duncket das wip, das sie eyn kindt trage, sie sal sich berhafftig bewieſsen zu
sime drissigistenn, gewinnet sie dornoch das kindt zcu rechter zcidt, sie werdet
midt ome beerbeth, ab sie vor nicht kinder hette gehadt. Gewinnet sie oſs aber zu
spethe, eſs werdet beschulden. Dith ist landtrecht.

LXXXI. Vortruwet sich eyn man midt eyme weybe diewile das er eliche man noch
lebeth, das vortruwenn bindet zu der ee nicht. Sie mechte eme eynen guden wan
aber wol thun, ab er man storbe, das sie on vor eynem andern habin wolle, unnd
sich danne midt ome vortruwen. Sie mag es aber noch eres mannes todt thun adder
laſsenn, ab sie wel. Dit ist geistlich recht.

LXXXII. [ER. I. 43.] Eyme iglichen
wybe geboret, also sie eynen man gewinnet zu der ee, neun mande eyn kindt zu
tragin. Gewinnet sie oſs er der zcidt in vollenkommener gebort, oſs werdet
beschuldin. Werdet oſs aber geborn in unvolkommener gebort unnd lebinde, das man
oſs mit fier mannen und zwen frouwen fromer luthe bezcugen magk, die oſs lebinde
sahin adder horthen, das kindt, ab oſs wol unzcitig ist und sterbet, so beheildet
oſs doch sein recht und erbet wen oſs mogelichen erben sall. Dith ist landtrecht
unndt witpildesrecht unnd der stadt recht. Aber noch der stadt recht szo
bezcuget man oſs mit drey, oſs sie man adder frowen, die frome sint. Dith ist
geistlich unnd wertlich recht.

LXXXIII. Hilffet adder reteth eyn man zu eynes andern mannes tode darumb, das
ome sein wip zu der ee werde, keyne ee mogin sie
[Seite: 45]
darnach nummer midt eynander besitzen. Werdet aber er man in eyme strite adder
uffenbarem krige, adder in eyme gezcoge erslagin vonn ymande, den mag das wip
wol zu der ee nemen, ab sie well.

LXXXIV. [Dist. I. 21. 4.] Ab ey man
rechtloſs worden ist, her mag sich doch wol vortruwen zcu der ee, unnd eyn elichs
wip nemen undt midt or eliche kinder gewinnen, unndt das enschadet den kindern
am erme erbe undt rechtin nicht, wan das eyn man rechtlos werdet, das erbit uff
seine kinder nicht. Dit ist landtrecht, witpildesrecht und ouch der stad
recht.

LXXXV. Sitzet eyn man an eyner unee midt eyme wibe, wie fromlich sich die
heildet, unnd ab sie wol kinder mit eynander gewinnen, sterbet der eyn, das
ander mag doch sein erbe nicht genemen midt rechte, wie vil kinder sie mit eyn
ander gehadt hetten, es verwillekorthen sich danne er beyder erben umbe der
kinder willen. Dith ist landtrecht undt der stat recht.

LXXXVI. Nemmet eyn man eyn wip midt willen, der her in dem rechtin nicht
haben sal, und bekindet sich midt or, werdin sie dornoch midt rechte von
eynander gescheyden, oſs schadet den kindern zu orme rechtin nicht, die vor der
scheydunge enphangen werden. Blibet das wip dornoch ane man, sie erbet er gut
noch orem tode uff ere kindt, unnd der man ouch also wol, wan die unwissenheidt
enschadet wedder denn eildern noch den kindern, wedder an den erin, noch an dem
gute, noch an erem rechtin. Werin aber die kinder vorstorben, er gut erbete er
iglichs uff seinen nehisten, darummb das er eyn das ander in dem rechtin zu der
ee nicht habin solde. Ouch hette der eildern eynes das gewusth, das sie gemage
adder gefattern gewest weren, adder zu welcher ander wieſse sie nicht von rechte
die ee besitzen mochtin, unnd wuste des das ander nicht, noch so werin die
kinder rechte eliche kinder, umme des willenn das der eildern eynes des also
nicht gewust hette. Wiesſsen sie os aber beyde und erfarn es, was kinder dornoch
vonn en enphangen werden, die sint alle dan unelich, unnd oſs vorletzet dan ouch
dormede den eildern die ere unnd den limut. Dith ist geistlich und ouch wertlich
recht.

LXXXVII. Alle die kinder, die yon dir und dynem wibe geborin werden, die sint
von rechte in dyner gewalt. Die kinder ouch die von dime sone unnd dines sones
sone geborn werdin, sint ouch alle in dyner gewalt. Die kinder aber, die von
dyner tochter geborn werdin, die sint nicht in dyner gewalt, sundern in der
gewalt ires vaters. Dit ist das gemeyne beschriebin recht unndt stet Institut. titulo XX.

LXXXVIII. Ist oſs, das eyn wip er ee bricht, das er man uff sie nicht bewieſsen
kan, wol das oſs eyn gemeyner luth under dem volcke [Seite: 46]
ist undt uffenbar, noch so en mag sye er elichenn man vonn eygener gewalt nicht
gelasſse noch uſsgetribe; unnd ist, das her sie lesſset adder uſstribet, her muſs sie
in dem rechten widder zu im nemen. Wonidt sie aber uffenberlich midt eyme
ebrecher, adder findet sie ir man midt eme an warer that, das her bewieſsen kan,
adder bekenneth sie des vor fromen leuthen, szo mag her sich wol von ir scheydin
unnd sie lasſsenn; her tribe sie uſs, adder sye ghe selber midt wlllen von eme.
Undt ist oſs aber das her er das vorgibt und sie eynes wedder zu ome nemmidt, her
muſs es er allezcidt vorgebenn, unnd mag sie dorumb numme uſsgetryben. Kan sie on
ouch dornoch des uberkomen, also recht ist, das her ouch seine ee gebrochin
habe, her muſs sie in dem rechtenn widder nehemen. Dith ist geistlich recht.
Ex. de divortio.

LXXXIX. Findeth eyn man sein wip schuldigk an dem ebruche, her magk sich wol
dorumbe von er scheydin midt dem betthe und midt der gemeynschafft, uff das her
icht gesehen werde, das her eyn medeheller sie er sunde und boſsheidt; aber midt
der ee werdet her nicht von er gescheyden, wan her sal in dem rechten nummer
elichs adder unelichs wip genemen me, diewile das sie lebeth, und ab sie ouch
aller werlde gemeyn worde. Dith ist geistlich recht.

XC. Ist eyn wip eyn ebrecherinn und straffet sie er man darummb, adder wel
das er adder den andern erin ebrechern werin, unnd werdet doruber adder umme der
sache willen erschlagin, alle die darzcu hulffe, radt adder tadt adder
medewiessen dorzcu gethon habenn, der en mag keyner midt er nummer ee besitzen,
unnd ab das ungloubige luthe werin, unnd woldin sich darumbe zu dem glouben
bekerin, noch ſso mochte oſs nicht gesin. Dith ist das geistliche recht und steth
ex. de conversione ad fidem.

XCI. Were oſs des eyn gefatterschafft under eyme manne und under seine wibe an
erem eygen kinde enstunde, also das es er eyn selber uſs der touffe hube, adder
selber fermeln liesſse, das sie mit bedochtem muthe in keyne wis thun sullin, wie
das queme, von geferden adder von unwissenheidt, sie sullin dorumb nicht
gescheydin sin, oſs enschedet on ouch nicht an elichin dingen, wol das in dem
geistlichenn rechte geschriebin stet: nemmet eyn man seine gefattern zu der ee,
wan on das wissentlich werdeth, so sal man sie scheyden. Ouch ab eyn man unnd
eyn wip, die elich midt eynander werin, eyn kind huben, adder lieſsen oſs fermeln.
Dit ist geistlich recht, und steth III. q. IV. q.
aut.

XCII. Werdet eyn kint vortruwet zu der ee, das siebin jar alt ist adder
doruber, und sterbet der, dem es vertruwet ist, keyner des
[Seite: 47]
tothen mag kan oſs midt rechte zu der ee genemenn. Ist os aber under siebin jaren
in der vortruwunge gewest, szo mag es eyner des totenn mage wol midt rechte
nemen. Dith ist geistlich recht. Ex. de sponsalibus.

XCIII. Werdet eyme eyn jungfrouwe zcu der ee vortrowet und beschleffeth dan
er er mutter, er her die jungfrowe nemmedt, so sal her eyne andern nemen, und
sall weder mutther noch tochtir behaldin, unnd mueſs darumb sein busse enphaen.
Hadt her aber die tochter vor adder noch ouch beschlaffen, her mag keyne ander
zu der ee genemen, unnd mueſs vort deshalbin mit en beyden unbekummerth sin midt
dem bisloffen, biſs also lange das sie beyde gesterbin, szo nemmet her danne eyn
ander wol zu der ee. Desselbin glichen ist os ouch ab eyner seines wibes swester
adder seine stifftochter besloffet, her muſs sie beyde begeben midt der
gemeynschafft des bettes, unnd also dicke also her das breche, also dicke muſs
her es gote swerlichin undt deme geistlichen richter gebuessenn.

XCIV. Sal eyn wip gezcugen, das sie eyn lebenig kindt gehadt habe, damede sie
er erbe beheildet, sie muſs es thun selbsibende noch landtrechte, adder
selbderthe noch der statrechte, midt fromen luthen, also vorgeschriebin steth,
unndt das mogin ouch danne allerley luthe wol sein, phaffen, monche, nonnen,
wybe adder meyde. Spricht man aber, sie habe sich nicht berhafftig bewieſset zu
ires mannes drissigisten, also das landrecht uſswieſset, das enschadet or noch
unser statrechte nicht, wen eyn wip mag wol eyn kyndt trage funffzcig tage, das
sie os dan noch nicht weys. Hat sie os aber zcu spathe ober neun monde vaste, oſs
beschediget sie; man sal er aber rechene noch denn stetin heilligin tagen unde
nicht noch den unsteten, also vor fastnacht, adder noch den suntagenn in der
vasten, adder noch der martelwochin, adder noch der osterzcidt, unsers herrin
hymmelfardt, noch den phingsten, unsers herrn lichnams tage und ouch noch den
suntagen in den gezciten, wan diesſse heylligen tage alle unstete sint, und ouch
nicht glich ober jar kommen, also der heylligen aposteln, merteler, bichtiger
unnd jungfrawenn tage; wan midt sogetaner unvorstandener rechenunge ſso werdenn
die frowen dicke erloſs gerechendt und ouch erbeloſs midt groſsem unrechte.
Stadtrecht.[Seite: 48]

XCV. Vier sache die entschuldigen eyn elichs wib von der sunde des ebruches
vor gothe und vor den leuthen, das sie dorumb nicht erloſs werdith. Das erste
ist, ab er man eynen andern zcu er legt in sein bethe und sie dorzu heildeth,
das sie des frommeden mannes willen thun mueſs; adder stehet des nachtes uff und
leſset eynen andern an seine stadt zcu er kommen. Die ander sache iſs, so er man
von er zcuget und lange usſse ist, unnd er von frommeden leuthen gesagt werdet,
das her tod sie, unnd sie gloubeth das, unnd wenet, oſs sie war, und lesset ere
frewnde er dan eynen andern man zu der ee gebin. Das dertthe, szo er man lange
zcidt uſse gewest ist und ersehet eynem frommeden in der gestalt eris elichen
mannes, unndt wenidt, daſs her er man sie, unndt leſset sich also beschloffenn.
Das fierde, ab eyn frommeder man zu er kommet und sie midt gewalt besloffedt und
notzcoget, das sie an erin kleydern adder an irem liebe midt warzceichen
bewieſsen mochte, das es er leyt were. Dit ist das beschriebin recht, das man so
getane wybe nicht erloſs achten noch vorwaſsin. In decret. d. XXVII.
q. V.

XCVI. Globeth eyn wip adder vorlobeth etwas gote, das erme manne unbequemlich
ist, von geheysses wegin eris mannes sal sie das brechen, und sterbet der man
dornoch, sie endarff dasselbe globede vorder nicht haldin, sie globeth oſs dan
anderweyt. Dit schribet meister Wilhelm. und globeth
eyn hinder orem manne etwas, also kusheydt, vasten und wallen, das sal sie vonn
er selber nicht brechen; aber vonn eris mannes gebothe sal sie oſs brechin.
Globit sie ouch anders was, welcherley das ist, darmete sie die ere eris mannes
letzidt, das sal sie brechin und ab sie os midt erme eyde bestetiget hette.
Globet sie aber etwas, das erin man nicht hindert noch letzidt, das sal her er
ouch nicht weren, noch sie dorane hindern, erkennedt her anders, das es er
unschedelich ist. Dit leredt der meister
Raymundus
.

XCVII. Werdet eyn kint eyn monch adder eyn klosternunne, es en mag sein erbe
in dem rechten nicht besitzen noch der zcidt das es gehorsam getudt; aber davor
mag es sein erbe und sein lehin wol besitzen. Dith ist landrecht und der
statrecht.

XCVIII. [EG. 84.] Wo zwene haben mit eynander ungeteylte
[Seite: 49]
erbguthe, der keyner sal seinen teyl vorkouffen, her sulle on deme anderrin
alrest anbithen, und sal des an seinen willen nymande vorkouffen; dieser wolle
sein dan nicht kouffen noch deme also os bescheidelich und glich ist; wel her
sein aber also nicht kouffen, so vorkouffe jener seinen teyl weme her wolle. Dit
ist stadrecht.

XCIX. [EG. 100. ER. I. 61.] Wo eyn
man undt eyn frouwe elichin midt eynander sitzenn und haben mit eynander kinder,
unnd sterbin beyde der man und die frouwe, und lasſsen schulde zu geildene, und
lasſsen die kinder ane erbe undt an alles gudt, die kinder sint nicht phlichtig
eris vaters noch ere mutter schult zu geilden, es en were danne, das die kint
hetten vor die schult geredt unnd globt. Dit ist der statrecht.

C. [EG. 100.] Sterben die eildern und lasſsen kinder an erbe unnd an farinde
habe, die nemelich sie, und bliebin schult danne schuldig, irsterbet den kindenn
noch eris vaters und muther tode erbegut adder ander gudt uff von erin eildern,
dorvone sint sie nicht phlichtig die schulde zu geildenn. Dith ist der
stadrecht.

CI. [EG. 107.] Ist das eyn vater bi seime lebinden liebe gibt seime kinde die
lehin, durch des willen her es ome forder gan wan der andern eyme, unnd eme das
nicht zcu medegifft gibt, und brenget es indez an seinen lehinherrin, unnd
beheildet das kint die lehin also in nutzen unndt gewerin jar und tag ane rechte
ansprache: werdet das kindt noch deme tode seines vaters vonn den andern seinen
geswistern angelangt, das es das gudt sulle den andern medeteylin, es behieldet
oſs midt dem rechtin wol alleyne. Dit ist der statrecht.

CII. [EG. 111.] Nemmet eyn frowe eynen man, undt hadt sie vor kinder gehadt
bie eyme andern elichin manne, irsterbit der frowen erblichis gudt uff von erin
freundenn, und sterbet sie darnach und lesſset nicht liebeserbin von dem lesten
manne, die erblichen gute gefallin billicher uff er ersten kindt dan uff erin
man. Dit ist der stadt recht.

CIII. [EG. 51.] Eyn iglichs wip, das do sitzet an der ee midt orem elichin
manne, die frouwe en mag noch en kan, diewile her er die notdorfft gibt, mit
keyme rechtin nicht vorgeben noch vorloben seines gutes ane seinen willen unnd
wiesſsen, das eme geschadin moge. Dit ist der stadt recht.

CIV. [EG. 25.] Eyn iglicher man unndt sein frowe, wo die sitzen an der ee,
unnd kinder midt eynander habin, die er kinder uſsgegeben han mit eynander midt
erme gute, unndt sterbet darnoch der zweyer eyn, eſs sie vater adder mutter, unnd
sprechin die kinder das an, das lebinde blebin ist, umme er erbteyl, sie sullin
bilche vor inlegin, was en
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vor von den eildern medegegebin ist. Wollin aber die kinder sitzen midt
dem uſsgegebin guthe, sie mogen das wol thun.

CV. [EG. 98.] Wo eyn man sterbeth und kinder leſset, der her eyn teyl uſsgegebin
hadt, wollin die midt den andern teyl nemen an eris vater guthin, sie sullin
bilche die erstin gifft inlegin und sullen danne teylen midt den andern erin
geswistirdin eris vater erbe adder guthe noch rechte, unnd also das der
eildester teylin sal unnd das jungste kieſsen solle. Wollin die uſsgesatzten
kinder aber blibe midt dem sie uſsgesatzt sint, sie mogin das wol thun
unnd dorffenn nicht inlegin. Dit ist statrecht.

CVI. [EG. 27. ER. I. 66. Eyn man, der
seine kinder uſsgegebin hadt midt seiner farinde habe, und sterbet demselbin
manne darnoch erbe uff von seinen eildern, der man teylet billiche mede
denn anfal seinen uſsgegebin kindern. Dit ist der stat recht.

CVII. [Dist. I. 47. 7.] Nemmet eyn man eyn wip zu der
ee, die vor midt eynander uneliche kindt hatten, und gewinnen sie sedder der
zcidt keyne kindt midt eynander, sterbet der eyn, oſs sei man adder wip, des
lebinden ersten kindt mag an des toten erbguthin nicht gehabin dan seine
lipzcucht; noch keysers rechte. Hadt aber die frowe sint eliche kindt mit eme
gehat, so habin die kinder, die unelichin geboren sin, an den guthin nicht mer
wan den sechstin teyl eynes kindes, noch bebestlichem rechte. Aber in
landtrechte und in witpildesrechte, do volget den unelichin kindern nichts.

CVIII. Eyn jungfrawe, die vortruweth ist eyme manne, begebith sich die in eyn
kloster, er dan sie bie erme man geschleffet, sie blibet darinne an seinen
dangk, und her mag dan wol eyn ander elich wip nemen. Desselbin glichin ist oſs,
ab eyn vortruweter man eyn monich worde. Ouch mag eyn man midt seines wybes
loube eyn monch werde, und eyn wip midt ires mannes loube eyn klosternunne,
doch also das under on die persone, die in werlde blibet, vort die kusheid globe
und alleyne blibe, diewile jene in deme closter lebeth. Geistlich recht.

CIX. Von naturlichen rechten sint alle luthe frye geborn. Das aber eygin luthe
werdin und wordin sindt, das kommedt von dren sachin. Die erste ist: szo die
cristin obirzcihin die uncristen, und die fahin, und fristen sie des lebens, die
sint danne der eygin, die sie on vort abekouffen. Desselbin glichen ist oſs,
ab eyner seinen lip kegin eyme herrin
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umme eynen fredebruch adder desglichin vorwergk hette, deme mochte her gnade
thun und laſsen lebin unnd on dorumbe von bethe wegin zu eygin nehemen. Die
ander sache ist dorvon: etzwanne wo sich die cristenheid anhub, do phlagin
etzliche gebuer und ander orbeytinde luthe, das sie sich selber durch got in
groſser innikeidt uff die altar opphertin, unnd wordin der gotishuser eygin,
unnd die gotishuser gabin er darnach eyn teyl denn erbarn luthen zu lehene,
umme manschafft und beschermunge derselbin closter und gotishuser. Die derthe
sache ist, das umme notdorfft undt schulde sich etzliche vorkoufft habin zu
eygen, wan sie in swerin gefengkenissen sasſsen, und sich nicht zcu loſsen
hatten, adder in den hungeriarin verdarffeten, das sie icht midt iren kindern
hungers storbin, so musten sie sich zcu eygin gebin umbe eris libes narunge,
adder die eildern vorkoufften dorummb er kinder.

CX. Der eygin luthe gudt und alles, das sie irerbeytin, das ist der herrin, der
eygin sie sint. Her magk sie ouch vordt eyme andern gloubigen vorkouffen,
vorsetzin adder vorgebin, wan her wel. Her sal er aber nicht toden; todet her
sie so mueſs her oſs gebueſsen syme herrin und sime gerichte, also ab her ander
luthe hette getodt, die sin eygin nicht weren. Her sal or ouch nicht lemen ane
redeliche schult und ane recht; thudt her das doruber, sie werdin von ome frye
midt rechte. Her ist on ouch allezcidt phlichtig die herberge zu besorgin,
knechtespissze zu gebin und kleyder, er notdorfft biſs an er ende, sie sint
starg adder krangk, siech adder gesunt zu andelogen. Vorzcuhet her on das, adder
lemidt sie, und clagin sie das vort seinem obirstin, sie werdin mit rechte von
eme frye, unnd sint dan nymandes eygin me. Dith ist das beschriebin recht und
steth Institut. titulo quarto.

CXI. Sich mag nymandt zcu eygin selber vorkouffen adder gegebin, her sie dan
eyn und zwenzcig jar alt, das oſs macht moge gehabe; vorkouffet her sich aber
noch eyn und zwenzcig jarin, adder werdit ymandes eygin, das mueſs her thun vor
gerichte; und wollin das dan sine erbin do widderreden midt rechte, sie
behaldin on fry, es sie ome zu dancke adder nicht. Dit ist das beschriben
wertlich recht.

CXII. Eynes eygin mannes und eynes eygin wibes kinder, die sint des herrin
eygin, unnd sie mogin sich nymande vortruwen zcu der ee ane des herrin willen,
des eygin sie sint, noch ere kinder nymande gegebin ane den willen eris herrin.
Beschleffet ouch eyn fryer man eyn wip das eygin ist, er kinder die blibin eygin,
ab her sie wol zcu der ee gnommen hadt, wan die eygeoschafft kommedt von des
wibes leibe unndt nicht von des mannes. Beschleffet ouch eyn eygen man eyn
fryes wip,
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die kinder werdin nicht eygin unnd ab sie ouch elich werin. Enphinge ouch eyn
fryes wip, unnd worde dornoch eygin, das kindt worde dorumb nicht eygin, das os
in der eygenschafft geborn worde, wan seiner mutter betrupenisse sal deme kinde
nicht schaden, das sie in dem libe tregt, unnd das gereythe von or geborn ist,
er dan sie eygin wardt. Tregidt aber eyn wib eyn kindt, die do eygin ist, unnd
werdet sie frye gegebin, unnd werdet dornoch widder eygin, er das kindt geborn
wirt, das kindt werdet eigen, dan also wiſsedt uſs das beschriebin recht, wan oſs
gnug dormede ist, das es etzliche zcidt in seiner mutter liebe frye gewest sye
vor seiner gebort. Das steth geschribin Institut. V.

CXIII. Es mag keyn eygin knecht wedder phaffe adder monch werde, her sie alrest
midt der handt von dem herrin, des eygin her ist, fryegelasſsin vor den luthen,
und midt seyme uffin brieffe deme bischoffe geantwort adder dem apte, ab her
eyn monch werdit. Dasselbe ist os umme die maget, ab sie in eyn closter wel.
Bcschriben recht.

CXIV. Es en mag ouch eyn herre, ab der eigin luthe hadt, die nicht frye gegebe,
des es macht habe, her werde dan XXI jar; wan thede her das er, sine erbin
mochtin die wedder zu eigin heischen, unndt das midt rechte vordirn unndt darzu
brengen. Dit ist beschrieben recht.

CXV. Werdet eyn man von den fienden gefangen, der frye ist, und werdet zu eigin
vorkoufft, entloufft her darnoch, os enschadet ome an seinem rechtin noch an
seinen erin nicht; her blibet midt seinen kindern allezcidt also frye, also her
gewest ist. Dit stet beschriebin Institut. II. titulo.

CXVI. [EG. 70. ER. I. 62.] Wo eyn man undt
sein frouwe elichin midt eynander sitzen, und er kinder uſsgebin adder
uſsgegebin han, und die vorgenanten vater und mutther darvone in schult kommen
sint, also das sie ummb dieselbin schult er erbe vorkouffen, und die kindt das
danne nicht widdersprechin, die schult müesſsen sie den also wol geildin also
der vater und die mutther. Habin aber die eildern ander guthe mer, das sullin
sie nicht bekommern, sie enhabin danne den andern kindern, die noch nicht
uſsgesatzt sint, erin teyl vor gegebin. Dit ist der stad recht.

CXVII. Es ist nodt, das man formunden gebe den weyſsen biſs alsolange das sie zu
iren iarin kommen, uff das en er erbliches gudt ich abeghe unnd vorterbe,
darumbe sullin sie er freunde adder die amptlude in den stetin midt fromen
formunden besorgin. Die meisterschafft der formunden ist in etzlichin sachin
nodt den weyſsen, und ouch in etzlichen sachin nicht nodt. Also ist es das man
den weyſsin etwas globt zu geben, so en ist do nicht nodt der meisterschaft der
formunden, globin
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aber die weyſsen ander luthen etwas, do ist noth der formunden dorzcu; wan was
gutis adder nutzes eyn weyſse gethun kan uff sein bestis, do bedarff her seines
formunden nicht zcu, thudt her aber icht das ome zu arge adder zu schadin kommen
mochte, das hadt keyne macht hinder seime formunden. Kouffin adder vorkouffen,
vorsetzin adder vorlihen die weyſsen icht hinder erin formunden zu handt, do
sint die midt der sache vorbunden, die sich midt den weyſsen bekommert han, und
die weyſsin sind nicht dorzu vorbundin, oſs en sie danne, das die meisterschafft
ere formunden das bestetige. Dith ist das gemeyne beschribin recht, Institut.
libro primo, titulo nono
. Behaget das gescheffte den formunden, das der weyſse
hinder ome gethan hadt, und dunckedt es on nutze sin, so sal her os zu handt
bestetigen, so oſs vor on kommedt; beytit her aber noch der zcidt unnd wol os
danne bestetigin adder habe gehaldin, adder schribet os und enbutit darnach, das
es sein wille wordin sie, szo enhadt os danne numme macht, so es obernechtig
worden ist. Dit ist das beschribin recht.

CXVIII. Ist es das eyn man sterbet und unmundige kynder lesſsit, den her keyne
formunden gekorin hadt, aber ab die angebornen formunden nicht togelich dorzu
sint, adder unredelich, adder ungerathin, aber ab die gekorin formunden sterbin,
vorterbin, gebrechlich werdin, gefangen werdin, in die achte kommen, vorterbit
adder vorbannen werdin, und derglichen, so sal der radt adder die formunden
der stadt den kindern kieſsen und gebin frome formunden eyne zcidt, und die
sullin deme rathe und denn ambtluthen der stadt von der kinder wegin berechene,
und sie sullin die kinder undt ere formunden schutzen und bie rechte behaldin,
bis das sie zu iren jarin kommen. Dit ist eyner stat ere unnd werdet er nutz,
wan os gar obel gethan were und lesterlich gefarin, das man junge borger unnd
fromer luthe kinder liesſse vorterbin. Dith ist das gemeyne beschriebin recht,
Institut. titulo XX. und der stad recht.

CXIX. Werden den kindern formunden gegeben von eyme rathe adder von
den ambtleuthen eyner stadt, szo mogin die
formunden in redelichin sachin midt der kinder guthe nicht gethun hinder
deme rathe unndt hinder den, die sie zu formunden gesatz habin, ab die kinder
wol das keynen schadin hetten, adder ab es on ouch winnunge adder fromen
brechte. Dit stet geschriebin Institut. titulo XXI. Stadrecht.

CXX. Es sal ouch die formuntschafft ober die kinder werin biſs uff das sie
funfundzwentzig jar alt werdin; es en were danne, das die kinder gebrechlich
wordin ader sust unredelich werin, adder ab sie des lenger begerten, ſso mochte
man on ouch lenger formunden setzin. Dit
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ist das beschriebn recht Institut. titulo XXIII und ist der Stadt recht. Aber
noch landtrechte so mag eyn man seiner formunden wol ledig sein, wan her
eynundzwentzig jar alt werdit, so ist her danne zu seinen jarin komen, und mag
ouch selber seines wibes und eynes iglichen formunden gesin. Weys her aber sein
alder nicht, wan her dan haer an dem kynne hadt, und undene und under den armen
hat, ſso bewieſset her dormede das her zu seinen jarin kommen sie, und entperidt
der formunden, adder werdet selber eyn formunde.

CXXI. Dye meyde und ouch die ledigen frowen, die zu iren jarin kommen sint, die
mogin er gut vorgebin, vorkouffen, adder vorsetzin ane erin formunden. Aber ane
ere rechtin erbin willin so mogin sie er gut nicht vorkouffen adder vorgebin, ab
es eygin adder erbe ist; were es aber farinde habe, das mochte man on mit rechte
nicht gewerin, wan sie es redelichin thedin unnd er synne gebruchtin.

CXXII. [Dist. 1. 49. 1, 2. ER. II. 26.] In lantrechte undt in witpildesrechte szo
sal nymant formunden dan der nehiste mag von des vaters wegin, und der sal ouch
widder phaffe, monch, adder begebener man sein. Sint sie deme vater nahe
gesippe, sie sullin wol formunden den kindern kisen, unnd gebin den nehisten
vater magk noch en, unnd der ist es ouch von rechte, ist her anders elich. 0ſs
sal ouch keyn rouber, noch dip, noch obeltetiger, noch erloſsen, noch speler,
noch ungerathener, noch unkuscher, der kinder formunde gesin, wie nahe her on
gesippe ist, wan sie mochtin dorvonn erbeloſs werdin; unndt wen man an diessen
gebrechen uffenbar erkenneth, deme mag man die formunschafft in dem rathe adder
an deme gerichte midt rechte vorteilen, und wer dan der redelichste von erme
geschlechte were, der solde formunde sin, und mochte man den nicht wol gehabin,
der radt solde on formunden geben, also hirvor in deme CXVIII capittel
stedt. Dit ist stadtrecht.

CXXIII. [Dist. I. 40. 3. ER. II. 28.] Im keyserwitpildes rechte stet also
geschribin, das eyn iglichs beyderwip er kinder formunde wol mag sin, die sich
erlichin heldet, diewile sie ane man ist unnd ouch das ere unpleglich nicht
vorthudt. Ouch so heildet der stadrecht also: wo eyner frowen er man
sterbidt und lesſset er kindt, die under zwelff jarin sint, die frowe ist
bilcher er kinder formundt denne anders ymandt, biſs also lange das die kinder
komen ober ere jar, unnd diewile sie eyn wetwe ist und keyme manne vortruwedt.

CXXIV. Ist das eyn eygen knecht adder eyn mayd von freyslichkeidt wegin ires
herrin fluhidt in die kirchen adder in eyme ander
[Seite: 55]
fryheidt, und bewieſsen das eris herrin freislichkeydt unvortreglich ist: man sal
den menschen eyme andern herrin vorkouffen und das gelt sime herrin gebin, des
eygin her was, unnd her mag sein vort nummer gefordirn; wan dit ist des keysers
recht unnd triffet an den gemeynen nutz, also das nymandt sal des seinen obel
gebruchen, das gerichte sal oſs werin, wo oſs geschet. Dit stet Institut. titulo
nono
. Amen.

Das ander buch vonn dem erbe volget hernach. [Seite: 56]

Zweites Buch. Das andre buche vann deme erbe etc.

Godt der machthe den erstenn menschen von eyme erdinklosſse, darumme ist noch
der mensche von naturen gneigt zu den irdischen dingen unnd werdet ouch des
ertrichs von naturlicher begerunge nummer sadt. Dryerley volg hadt got von
Adamme lasſsin werdin also wit also die werlt ist. Das erste ist die phaffheidt,
die gote dynen sal, wan umme das ist der mennsche uff das ertrich gesatzt, das
her gote dynen sal. Daz ander ist das gemeyne volgk unnd die gebuer, die daz
ertrich erbeytin, und die kouffschatz und hantwerg tribin, unnd die sint darumme
das man gotis dinst geubin moge. Das derthe volg sint die erbarn luthe, die
beschermen sullin die andern zwey, uff das man gotes dinst volbrengen moge, und
das sie das volge gerichtin und zu frede gehaldin. Diesſse dryerley volgk sint
in unſserm vater Adam gewest. Wan do en godt geschuff, da furte her on in das
paradiſs, do die engele kegenwertig warin, do her eme dinen solde, und do
dorffte her nicht erbeytin, en brante die sonne nicht, der frost der enzwang on
nicht, der regin noch der windt die muweten on nicht; dit was die bewisunge der
phaffheidt an eme, wan so die geistlichin luthe gote midt flisse dienen, so
endorffin sie den acker nicht erbeytin, got gibet on und bescheret on die
narunge ungeerbeyt, sonne, regin, frost und windt die letzin sie nicht. Darnach
also Adam das gebot gebrach, do belehente und beerbete on got midt deme ertriche
unnd sprach also: in sweyſse deines antlitzes saltu din brodt esſsin, distiln
und dornen sal oſs dir tragin; dit was nu die bewisunge des andern volckes, das
do erbeitit das ertrich unnd sich neridt der fruchte, die mussen das irkrigin
in hitze und in froste. Darnach
[Seite: 57]
aber also Cayn seinen bruder Abeln erschlug, deme got dorumme vorfluchte, der die andern Adames kinder beschedigete und beroubete, do nam sich Adam an, das
her die andern kinder zusammen hilt und schutzet von Cayns geschlechte, unndt
richte ouch obir seine kinder also eyn herre obir sein volgk, und dorffte nummer
erbeytin, wan ome dinetin und nertin; dit was in die bewisunge des dertin
volckes, das die luthe beschermen und richtin sullin also nu die erbarn luthe
von rechte thun soldin und die herrn.

Noch der sintflud in der aldin ee, also got die judin in das landt brachte, das
her on globt hatte und sie das midt seiner hulff gewonnen, do woldin die zwelff
geschlechte von Israhel die landt under sich in zwelff teylin. Do sprach got,
man solde oſs in eilffe teylin und solde deme geschlechte von Levi keynen teyl
gebin, wan her wolde selber or erbeteyl sin. Das geslechte von Levi warin alle
prister in der alden ee undt uſs keyme geslechte quamen mer die prister, die in
deme tempel gote dinen solden, und darumme ſso wolde got nicht das sie erbe
hettin unnd zu feilde erbeytin, sie sollin seines dinstes in deme tempel wartin.
Do hieſs got die andern eilff geslechte, das sie zcendin von allin erin fruchtin
eme soldin opphern und dorzu die erstin fruchte, und das oppher hubin uff die
Leviten und gebruchtin des. Dit ist eyn orkunde des cristen volckes der
geistlichin luthe. Dornoch das landt also geteylit wart, do erbeytin sie os, und
gewonnen vaste unfredis under on undt von andernn erin fiendin, und wordin
riche. Hyrinne bewiset sich das ander volg der erbeytinde luthe. Do wolde das
volg dornoch eynen konnig habin, der sie beschermete und vor sie strete, unnd do
gab her on denn konnig Saul, der nam do zu sich die zu dem strithe tochtin unnd
belehinte die midt gutern. Also wordin do erbar luthe.

In der cristenheidt ist os ouch also komen, das man den stifftin und gotishusern
den zcehinden zcu zcinsen gegebin hadt, uff das man gothe gedyne, und in
friheidt gesatzt, die erbarn luthe ouch belehint, uff das sie gotis dyner und
die erbeytir beschermen, die den acker erbeytin, von dem nhu dit kegenwertige
buch sagin sal noch rechte,

I. Wan nhu god, eyn scheppher hymmelrichs und ertrichs, eyn geber allis guthin,
uns beerbet had midt deme ertriche, und ist os das wyr uſs sime dinste und uſs
seinen vorchtin nicht entretin, so wel her uns hirnoch beerbin midt deme ewigin
lebin und selikeidt, do uns zu freuden tusend jar sint also der tag, der gestern
vorgangin ist; unnd darumme ſso sullin wyr ome des nicht teylunge vorsagin, das
her uns
[Seite: 58]
teglichin oberflosſseglichin gebit, und ouch von uns zu sime lobe gehad wel habe,
und sullin das frolichin und williglichin thun, das oſs ome also angenem werde,
also das oppher des gerechtin Abels und nicht also Cayns, der die garbin uſsdrasch unnd oppherte das stro. Hyrumme ist das eyn gemeyne friheidt und eyn
recht alsowyt also die heilligin cristenheidt, das alle kirchin, kirchoffe,
kloster, klusen, husunge und erbliche guthe, die recht und redelichen zu
gotisdinste gegebin sint, sie sint gewyhet adder ungewihedt, frye sullin sin von
allem wertlichen gerichte und gewalt und von aller bordin der luthe, also von
geschoſsse, bethe, zcinsen, wachewarthin und derglichin; wan got ist er
erbeteyl, und wer on darane abelegith, der legit gote abe, und dorober so habin
die bebiste erin ban gethan und die keyſser er achte und sine ungnade.

II. Was gote eynmal gegeben ist, das sal man nummer me brengen in wertlichin
nutz adder gewalt. Was gote ist gegebin, es sie an hofereytin zu kirchin
adder zu kirchoffin, an gebouwe adder sust, das ist von rechte nymandes
besondern; es mag ouch nummer me kommen in wertliche gewalt und gebruchunge,
wedder midt gifft adder midt vordinste, adder midt kouffe, adder mit
wechselunge. Der gebw ouch doruff der gote zu gehorit, holtz, steyne, kalgk,
zcigel, isen, glocken, bucher, kelche, messegewant, tucher adder welcherley das
ist, das an die kerchin adder zu die kerchin gehordt adder gehort had, unnd
besondern die dingk, die gewihedt sint adder zu den gewihetin gehorin, die
sullin von den gotishusern nicht enphromedet werdin, ane alleyne ab die
buwemeister das zu eyner andern kirchiu vorkoufftin, adder man gefangen luthe
von den heydin adder von andern ungloubigen mede loſsin solde, adder die von
eynes gotishuses wegin gefangin werin wordin adder schadin genommen hetten, das
man anderst nicht uſsgerichtin mochte, dan also do muste man allerley
angriffen. Dit ist das beschriebin recht und steth geschriebin institut.
libro secundo et titulo primo
.

III. Von naturlichenn rechtin sint allerley luthe erde, die lufft, die
flissinden grosſsen wasser, und das mer, und des meris stadt zu nutzen, wan man
sal in dem rechtin nymande vorbittin an des meris stadt zu gehene adder zu
gebruchin, also doch das man nicht dorane buwe huser adder torme adder
derglichin. Die groſsen schiffrichin wasser und er phort, do man uſsferidt,
die sint gemeyne, und darumme so ist ouch do das fischerecht gemeyne. Die
boyme ouch, die dorumme stehin, die sint gemeyne, das man die schiff doran mag
gebinden , und der mit erin fruchtin, ab si die han, gebruchin, die netze und
seyl doran zu hengin, und zu druckin und desglichin; man sal sie aber nicht
zuhouwen, noch abehouwen und abebornen, adder vorterbin. Dit ist das
beschriebin recht institut. secundo, titulo primo.
[Seite: 59]

IV. Die kleynen wasser, die nicht schiffrich sint, do man die kouffschetze
nicht phlidt uff zu furin, die sint der herrin erbe, die darmede belehindt sint
und der das landt ist, do sie zu gehorin, und die mag man vorbuwen, mit werin
machin und richtin, das man die schiffrichin wasser nicht thun thar; unde die
vischweyde sint der herrin adder der luthe, den sie gehorin und der erbe eſs
ist. Desselben glichenn sint die kleynen beche der luthe, durch deren erbe
sie fliessen: sie sint aber allermenche gemeyne zu rithene, zuvarene, zu
waschene, zu trenckene, zu swemmene, zu badene und zu waschene und derglichin.
Dith ist das gemeyne beschriebin recht undt steth geschriebin Institut.
secundo, titulo primo
.

V. Flusset eyn wasser zusehen den eckern adder an anderin erbe, was das
sandes und weicher erden fureth an eynen stadth, das ist des, der dan acker
adder das erbe an dem stade hath, also gebet das wasser eyme unndt nemmeth dem
andern. Ist oſs aber eyn bach und kan her ome gewerin midt zcunen, wyden,
steynenn ader holtzern, das oſs ome keynen schaden thu, des sal man on nicht
vordencken, also das her eſs seyme nackebuer midt willin nicht zu schadin thu.
Dit ist das gemeyne beschrieben recht institut. de rerum divisione, §.
praeterea
.

VI. Bricht das wasser eyme in seinen acker adder in ander sein erbe, unndt
nemmedt eyn gantz stucke, und furet das anders war, adder brichidt do durch
eynes andern mannes korn, graſs, widich, boyme und desglichen uffe sthet, und
furthe eſs anders war, das her das bewieſsen konde, das blebe sein; es queme dan
uff eynes andern mannes sadt, landt adder weſsen, so were oſs sein nicht lenger
dan uff das jar, also beschriebin stehedt Instit. c. de aluvionibus.

VII. Ist oſs ouch das wasser uſs der erdin rischet, und bricht die boyme
adder widin, undt furet sie henweg: die sint des, deme sie entplossenn sint.
Worzciln sie aber in eynes andern mannes erdin und uff seime erbe, so sint sie
des midt rechte, in des erdin sie geworzcelt sint undt nymandes mer. Dith
ist das beschriebin recht und stehedt institut. e. t. c. insula etc. et ff. de
dampno
.

VIII. Werdet eyn weert mitten in eyme wasser, das ist des nicht, der das
wasser besitzet und innehalb adder der, der vischweyde do gebruchedt. Es
ist der billicher, die beidersit landt an dem wasser han adder erbe, noch der
breythe eris landes die uff den stadt trethenn: weme aber das weerdt zu der
stade neher lidt, des ist os alleyne. Dith ist das beschriebin recht undt
stehedt e. t. c. insula.
[Seite: 60]

IX. Es ist ouch in den steten gemeyne erbe alle plaen und pletze, die mergte,
der stadt gasſsen, kouffhues, tantzhues, rathus unnd derglichin, also doch
das sie nyemandt besondern sal bekrodenn adder vorletzen, wedder midt abebrechin
adder vorgraben, noch midt keynerhande vorwustenn, noch bekommern midt
keynerhande dingin, ane besondern orloub der stadth formunden. Dit ist das
beschriebin recht unnd witpildesrecht.

X. Wol das gotshuser, die kirchin unnd die kirchoffe nymandes besondern
sint danne gotis, so sullin und mogin er doch die luthe gemeynlichin in
zcemlichin dingen midt gotis dinste gebruchen. Aber in der kirchin hat nymant
keyn eigin stat wan der pherner, adder der seine stat vorstehedt, in sime kore
unnd obir dem altar. Aber das die pharluthe gesoile besondern dorzu
machin, das mues geschen midt willen und loube der kirchin formundin.
Dasselbe ist os ouch umme kasten in der kirchin und die erthues uff dem
kirchoffe, das mues alles gescheenn mit der bischoffe loube und der
kirchinmeister vorhengkenisse. Dith ist geistliches unnd wertliches recht.

XI. Dye muren umme die stethe, die sint heylig gnant umme der befredunge
willin. Die muren, graben, blangken, zeune, schlege, unnd was zu der stethe
befredunge gehorith, torme, borgfrede und die thore midt denn phorthenn und
derglichenn, die sint nymandes besondern erbe, und on ist frede geworcht von
gotlichem rechte alſs den kirchenn, das nymandt frevil doran begehin sal, noch
sie wusten adder storme, und en die fryeheidt brechin, bie der hochsten buſse;
wan man leſset in den alden kronicken, das umme Rome eyn vorch midt eyme phluge
zuerst gearn worde, unde der frede dorober geworcht, do Romulus und Remus sein
bruder buwenn wollenn, und do vorgaſs sich Remus unnd rante doruber, unnd sein
bruder lieſs ome umme den fredebruch das houbt abeslahen. Dit ist
beschriebin recht.

XII. Uff den welden han ouch die stethe und die dorffe gemeyne erbe, das
ouch bsondirn nymandes ist, do sie er vyhe hen triben; das sal ouch nymant
wusten adder redelichin vorgrabin ane rechte notdorfft, ab en wilt wasser
errete an sime erbe und desglichenn, her thu eſs danne mit loube der formunden.
Wer sich aber des wissentlichen underwindet und os erbeytet, mann mag oſs ome zu
uneren reythe, unnd mues oſs midt geilthafftiger bueſse wedderkeren; thud er
es aber unwissentlichin, man sal oſs ome gnediglichin wenden, wanne nymant
erlos werdin mag danne mit willin, noch bueshafflig danne mit frevel, noch
deme gottlichem rechte.
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XIII. In der gemeyne erbe haben die stethe und die dorffe, das sint die
trencke, die borne, die raſsenflecke, die holtz, die weide, die kalgoven,
leymengruben, steyngruben, sandtgrabin und derglichenn, der mag zu dem rechten
nymant gebruchin, der nicht in der stadt adder in dorffe beerbet ist. Dith
ist das beschriebin recht undt stehet institut. libro secundo, titulo tercio.

XIV. Vorkoufft eyn goteshues umme seiner notdorfft willin adder sust seines
bestenn, sein eygin, es sie arthafftig landt, holtz, winwachs, weſsenn, adder
ander erbliche guthe, das sal gescheen midt rathe unnd willen des gotishuses
formunden und frunden, unnd welch man das danne kouffet, der sal eſs nutzlichin
unnd gantz kuntlichin bezcalen, eſs werdet ome anderst widder abegeteylet,
unnd wan her die bezcalunge also getudt, so sal en das gotishues gewerin vor
alle rechte ansprache fierzcig jar und tag. Dith ist das beschriebin recht
und stet beschriebin in autenticis c. primo.

XV. Vorkouffet eyn man eygene guther recht und redelichin eyme kloster adder
eyme gotishueſse, her sal die guthe vor ledigin unnd frye machenn vor
wertlicher gewalt, und dornoch also her bezcalith werdet, so sal her das
closter adder das gotishues gewerin vor alle rechte ansprache driessig jare und
dorzcu jar und tag, unnd ist das beschriebin recht und stet geschriebin de
praescripcione triginta annorum, titulo primo & secundo
.

XVI. Werden gewiehete hoffstete, do kerchen adder kirchoff vor jarin gewest
sint, adder vorstolne erbliche guthe, holtz adder acker, weſsenn adder
garthen, adder welcherley erbe das ist, adder guthe, die man midt gewalt weder
das recht und gerichte eyme vorheildeth adder vorhaldin hat, vorkouffet, wie wol
die bezcalet werdin und wie kuntlich, so kan man er doch nummer
ewiglichin gewerin. Dith ist das beschriebin recht und steth beschriebin in
ff.

XVII. [EG. 12.] Vorkouffet eyn man deme andern erbliche gute, der sal her en
werin jar und dag, das sint sechs wochin und eyn iar, ane rechte ansprache;
her sal os ouch verkouffen mit seiner erbin jaworthe und mit vorzcegnisse
seines weybes und seiner kinder, ab her die hath. Ist aber der kinder eyn teyl
uſserlandes, vor die mues her borgin setzen, und vor sie gewerin driessig jar und
dag, ab sie indes nicht enkommen; quemen sie aber indes, sie mochtin
vordern er veterliches adder mutterliches erbe mit rechte, und gewonnen
des volge. Dith ist das landtrecht unnd ouch der stadt recht.

XVIII. [EG. 105.] Eyn iglicher borger der sal seine erbliche guther
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adder erbliche zcinse, die in der stadt adder vor der stadt in erem witpilden
sint gelegin, wedder klostern adder phaffen, wedemen adder spetaln, adder
sichhusern, adder kluſsenn, weder bescheydin gebin adder vorkouffen ewiglichin
zu besitzen, es gesche dan mit willen und vorhengkenisse der stadt formunden
adder des rathes, und wer das obertretit, der sal an die stadt das geilt, do es
umme vorkoufft ist, adder also vel also es werth ist, halb gebin, unndt zu
bueſse eyne marg darzcu. Dit ist der stad alde willekor und gesetze und werdet
gehaldin vor er recht, wan die stadt anders zu vel beswerth worde.

XIX. Eyn iglichs erbe adder lehin adder eigin sal man von rechte nicht anders
vorgebin, vorsetzin adder vorkouffen danne das erbe vor dem erbeherrin, das
lehin vor dem lehinherrin, unndt das eigin vor dem gerichte adder
schultissen.

XX. Welch borger erbliche guthe kouffet adder vorkouffet, sie gehin zu erbe
von clostern, von phaffen adder von leyen, dorvon her jerlichin der stadt zu
gewonlicher phlege stet adder stehin mues, der sal nicht vorder me zu
erbegeilde dorvon phlichtig sein, dan nochdeme also die stad gefryhidt von den
forstin ist: das ist der vorkouffer eynen schilling phennig und der kouffer
sechs phennige, wie gut es sey.

XXI. Alle stete in unser hern lande gelegin die sogetane frieheidt: was
lehinguthe adder freyeigin guthe eyn ingesessener unser hern borgir zu eme
kouffet unnd wettet, addir wie her die midt erin und rechte irkriget, von
welchin herrin sie zu lehin gehin, die mag her frye behaldin und er in aller
fryheidt gebruchin, also sie die erbarn luthe, der sie gewest sint, gebruchet
habin, do en nicht an hindern sal das gesetze adder gewonheidt des landes in
keyne wiſs, sundern die keyserliche gewalt erfullet ome des alle gebrechin.
Diesſse frieheidt hat gegebin keyſser Karl der vierde des namen, unnd die
vorsigiltin houbtbrieffe derselbin fryheidt haben die vonn Liptz uff erme
ratishuse.

XXII. Es en sal nymant erbliche guthe, die gelegin sint in der stadt
witpilde und schosbar sint, kouffen, her sie phaffe adder leye, her wolle sie
dan vorschossin unnd mit allen dingen noch der stadt gewonheid und rechtin
vorstehin also eyn ander borger. Dith ist witpildesrecht und der stat
willekoer.

XXIII. Es en sal nymant erbezcinse vorkouffen adder vorsetzenn, her bithe sie
alrest dem rathe und der stadt formunden an, ab sie die zu erin amchten kouffen
adder wettin woldin; vorbricht aber ymant das, die stadt mag sich in die
zcinſse legin, unnd der vorkouffer mues er das vorbuesſsenn noch der stadt
gesatztin buesſse, das ist eyn marg Isennecher were. Dit ist der stat
gesetze.

XXIV. Ab eyn zcinsman spricht, her gebe eyme zcins, her en
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wisſse nicht worummb adder wovonn, das mag on nicht behelffenn, wan
zcins der unwissenheidt den vindet man in geistlichin adder in werttlichin
rechte nergin, wan eyn iglicher, der do phliget zcins zu gebin, der sal
von rechte wiesſsen, weme her en gebin sal, und war her en reichen sal,
und worumme her dorzu vorbunden sie, das her en gebin sulle. Dit ist
das beschriebin recht und stehet u.s.w.

XXV. [LR. I. 54. 3] Ab der zcinsman des zcinses louknidt, der
herre, deme der zcins geborit adder sein bothe, der das gut bestatidt,
der mag den zcins bas so behaldin mit seime rechtin das sein der zcinsman
glouben moge. Spricht aber der zcinsman, das her seinen zcins
vorguldin habe, kan her das selbderthe warbrengen, die es gesehenn
haben unndt gehordt, her genusset sein billiche noch rechte. Dit ist
witpildesrecht und ouch der stadt recht.

XXVI. [Dist. I. 20. 1. ER. I. 32.]
Krygen zwene ader drye umme erbliche gute, wer das under ome hat, der sal es behaldin, biſs sie
entscheydin werdin mit deme rechtin; weme es danne gefellet, dem sal er
es antwortin. Hat her sein icht genosſsen ober sein recht, das sal her
ome dorzu gebin, hat her aber icht doran gewant, das mogelich und noth
was, man keret es ome ouch billiche noch rechte. Dit ist witpildesrecht
und glich denn geistlichin und ouch der stadt recht.

XXVII. [Dist. I. 20. 3. ER. I. 33.]
Heyschet eyner an andern erbe von globedes wegin, das sal man haldin vor unrecht, es wer danne das
es des mannes rechtin erbin gewillekort hettin vor gerichte, also das man
es mit deme richter und mit den schepphen adder mit des richters brieffen
irzcugin mochtin, so muste man das globede haldin. Dit ist witpildesrecht unnd ouch der stadt recht.

XXVIII. [Dist. I. 20. 4. ER. I. 35.]
Vorgibet eyn man sein erbe, das ist unrecht, tudt her es an seiner erbin willin. Her mag ouch an sime
suchtbetthe sein erbe nicht beswerin midt zcinsen und die ane seiner erbin
willin ergin bescheyden; her mag an seime suchtbetthe nicht mer ane der
erbin willin bescheydenn danne funff schillinge phennige der mynnern
muntze. Dit ist wirpildesrecht unnd ouch der stadt recht.

XXIX. [Dist. I. 20. 7. ER. I. 37.]
Hadt eyn man erbgut midt seinen
brudern zu teylen, was gutis eme danne mit sime wibe wordin ist
adder midt or gezcuget hat, das teylet her midt seinen brudern adder
swestern nicht. Dit ist landtrecht, witpildesrecht und der stadt recht.

XXX. [Dist. I. 20. 7. ER. I. 37.]
Brenget eyn mann noch seiner
eildern tode eigin, erkrigin gut adder erbe, adder das ome mit seime
weibe wordin, in der andern seiner geswistirde gut, das sal her also inbrengin mit guther kunschafft, midt des gerichtis adder des ratis brieffin
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das her es mit rechte unnd ane nodt wedder von en moge brengin. Dit
ist witpildisrecht und ouch der stadt recht.

XXXI. [Dist. I. 20. 8. ER. I. 38.] Had eyn man mit kunschafft also recht ist
sein gut bracht in der geswistirde gute, wan sich danne die geswistirde teilin
und ere gute scheidin wollin, so ist er frome und er schade er aller glich;
dornoch so hebet her danne uſs, was her mit kunschafft zu en bracht hadt.
Dit ist witpildesrecht und ouch der stad recht.

XXXII. [Dist. I. 20. 9. ER. I. 39.] Brenget eyn man erbe zu seinen erbegegatin
midt kunschafft, unnd seine formunde adder der hoffeman wel ome seinen acker mer
besſsern danne des andern erbe, des sal in dem rechtin nicht sein, unnd werdit
her des erschuldiget, her mues es den andern erstatin noch gliche, adder
mues sich des midt dem rechtin entslahin. Dit ist witpildesrecht und
ouch der stadt recht.

XXXIII. [Dist. I. 20. 11. ER. I. 40.] Sundern die eildern eynes er kinder von en
midt erme guthe, sie eſsin midt eynander adder nicht, wollin die gesundertin
die ungesundertin noch der eildern tode anlangin, sie musſsin en die teylunge
mit erme eide wedderbrengin, womede sie abegesundert warin; was ouch dan
wissentlich ist, do mogin sie nicht vorgeswerin, habin sie aber erbeteylunge
vorlobit dovor vor dem gerichte, sie musſsen es haldin, und des ist man sie
nehir zu oberkommen, danne sie sich des entschuldigin mogin. Dith ist der
stadt recht.

XXXIV. Had eyn man eyn wip, die sich fromelichin bie eme heildeth, unnd
lesſsit die gebrechin liedin, beswerit eme die sein erbe, unnd vorkouffet ome
etwas, wan her nicht inheymisch ist, her mues es loſsin, wol das hievor
geschriebin stet, das keyn wib moge eris mannes gudt vorsetzin adder vorgebin
ane seinen willenn. Hadt sie es vorkoufft midt kuntschafft, adder vorsatzt,
und ere notdorfft bewieset, wel es danne er man nicht wedderloſsenn, so her es
weys, in jare und tage, her mues ummer darzu swigin. Orwiset her aber ehaffte
nodt, her irfordert es wider, wel her sein recht darzu thun, der her sein
nicht en woste, adder das her es von rechtir nodt in der zcid nicht geloſsin
konde. Dith ist witpildesrecht und ouch der stadt recht.

XXXV. Wer deme andern seinen acker, wingartin adder boymgartin erbeytit,
adder anders was, das fruchte tragin, das sal her erbeytin also eyn guder
ackerman adder gertener undt also eyn ander bederman, der sein eigin erbe
pflidt zu erbeytin, unnd also man es zu rechte erbeytin sal. Thut her des
nicht, deſser des das erbe ist, der mag en darumme schuldigen, und bewiset her
danne, das es nicht recht und wol
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geerbeytet ist, her mues dorumme wandel thun noch gliche. Dit ist das
beschriebin recht und stet institut. secundo libro & titulo primo.

XXXVI. Erbeytet eyner frommede landt und meynet, es sie sein, und so man
die fruchte sniden sal, adder dovor, so erferet her, das der acker sein nicht
ist: der herre des ackers sal sich der fruchte underwinden, und sal deme,
der en geerbeytet hadt, seine koste und erbeyt legin noch bescheydenheidt, also
frome luthe erkennen. Dith ist landtrecht und ist ouch der stad recht.

XXXVII. Erbeyt eyn man des andern lant in der meynunge, das es sein sie,
und swigit der herre des landes etzliche zcidt darzu, und nemmet sich des
nicht an, adder ist villichte usme lande lenger danne eyn jar, und gewinnet
darnach seinen acker deme besitzer an, so ist her in dem rechten nicht
pflichtig den nutz und den genies midt dem acker zu kerin. Hette her sich des
ackers underwunde, unnd wuste wol das her sein nicht was, mag man on des
oberkommen also recht ist, und thud her seinen eid nicht darzu, ab es eme
erteylit werdeth, her mues deme des der acker ist, den nutz, was her sein
genosſsin hat, mit deme acker kerin, unnd seine erbeyt vorliesſsin umme des
vrevel willen, das her sich des underwant zu habin, und woll wuste, das her sein
nicht was. Dith ist das beschriebin recht und stet institut. secundo libro,
titulo primo.

XXXVIII. Ab eyn man lant vorlassen hadt umme korngelt, und kommet dan
missewachs, ist her danne das korngelt von rechte schuldig zu gebene adder
nicht? Deſse frage vorantwort meister Heinrich von Merseborg, eyn meister des
rechtis, und spricht also: ist das missewachs von wetters wegin kommen, und
werdet also gemeynlichin eyn jar, so mues her das korngeilth das jar gantz
bezcalin; werdet aber missewachs das ander jar darzu, so en darff her des in dem
rechtin nummer gantz bezcalin, bis also lange das der missewachs eyn ende hat
genommen; kommet aber der missewachs von des gebueres wegin, das her den acker
vorsumet hadt mit erin und mit tungen, adder midt dem samen, undt mit andern
dingen, die darzu gehorin, das her den acker verseumet hat, so mues her die
gulde jerlichin gantz bezcalin. Dith ist das beschriebin recht u. s. w.

XXXIX. Ein gut, das eyn man zu erbe adder zu lehene von seinen erbeherrin adder
lenherrin hadt, das vorlusit einer mit rechte in drierley weis. Zu dem erstin,
wanne her das inne hadt iar und dag, das her es nicht enphet adder eme bekennen
leſset. Das ander, ab es eme bekant ist unndt louknidt der zcinse darvon, wan
her des dryestundt vermant werdit. Das derthe, ab her das gut under eynen andern
herrin brenget und vorstelet es unnd vorloukent seines erbeherrin. Dith stet
geschriebin in dem rechte C. t. expte.
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XL. Achte stucke sint von den eyn son in dem rechtin sein vetterliches erbe
vorluset. Das erste ist, ab her seine eildern slehit und mit worthin obel
handelt. Das ander, ab her sie vorlumunt und en an die ere redet. Das derthe, ab
her sie vorhungert und en an der narunge und ander er notdorfft abezubit. Das
vierde, ab her mit bosewichten und schelcken uffinberlichin wandirt und wel des
umme seiner eildern willenn nicht lasſsen. Das funffte, ab her seine
stiffmutter adder seines vater amien besleffet. Das sechste, ab seine eildern
gefangen werdin unndt wel der nicht loſsin. Das siebinde, ab her das werit, das
seine eildern vor er sele nicht gebin noch bescheydin mogin. Das achte, ab der
son in eynen ungloubin vellit unnd eyn ketzer werdeth. Dith steth geschriebin in
dem rechtin, ut habetur in alma q.

XLI. Buwet eyner eyn hues wissentlichen uff eynes andern mannes hoffstadt, das
hues volgit mogelichin deme, des die hoffstadt ist. Hat her nhu das hues
frevelichin doruff gebuweth, her vorlusset den gebu umme des frevels willin und
das her ihme die hoffstadt entphrommedin wollde, und ist eme nicht darumme
schuldig zu kerin. Wer aber den zcymmerluthen, den deckern, den erbeytinden
luthen, und den andern wergluthenn er lon unbezcalit, das muste der bezcalin,
der das hues uff seiner hoffstadt beheildeth; anders darff her keynerley me
geilden dan unbezcalet lon von der erbeyt, die darzu gescheen ist. Und were das
hues noch nicht gantz uffgericht, der es lies buwen, der mochte von der
hoffstadt wedder holtz adder steyne adder keynerley, das daruffe lege, mit
rechte vorkouffen adder dorvon laſsen tragin. Had her aber das hues midt des
wiesſsenn und willenn gebuwet in gudem gloubenn, des die hoffstadt ist, so ist
er eme schuldig seinen gebu abzulegin noch bescheidenheidt und noch
glichin dingin. Dit ist das bescbriebin recht.

XLII. [Dist. II. 4. 1. ER. III. 27.] Mittet eyner eyn hues zu eyme zcinse eyn
jar mynner adder mer, den zins sal her gebin zu rechtin zcinstagin, also in deme
lande adder in der stadt gewonlich und recht ist. Thud her das nicht, so sal
der herre, adder der sein bothe ist, phenden daruffe vor seinen vorsesſsen
zcins. Anders mag man nymanden ane gerichte gephenden, es trethe danne die
stadt an, do die husunge inne ist gelegin, die mochte ouch one gerichte lasſsen
phenden vor geschoſs, wach, bethe, und buesſse, unnd desglichen, das die
stete anruret. Dit ist witpildesrecht und der stadt recht.

XLIII. [Dist. II. 4. 3. ER. III. 28.] Loukent eyn herre sime miether adder
hindersidele das ingedinge an husern, also an vasen, leytern, kasten, bencken,
schencken adder anderme huesgerethe, so mag desselbin huses miter adder der
hindersiedel sein ingedinge do mit beserme rechte behaldin eyn jar mit seime
eide, danne es der herre mit sime
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eide entredin mochte. Das machet, das es dem herrin darume nicht abegehidt; der
mitter sal os ome ouch haldin also reynlich unnd gantz also ab es sein
eigin were. Dit ist landrecht, witpildesrecht undt ouch der stadtrecht.

XLIV. [Dist. II. 4. 3. ER. III. 29.] Vormittet eyn herre erbliche gute zu
jarin, acker, weſsin, wingartin, hues adder hoff, adder hadt dorane erbezcinse,
und loukent ome der zcinsman adder hindersiedel des zcinses, und spricht her
habe en eme bezcalet, die bezcalunge mues her bewieſsin midt fromen luthin, also
recht ist. Spricht her aber, her sie eme nicht schuldig, das sal en nicht darzu
behelffen; wan eyn iglicher her ist seinem zcins nehir zu behaldene uff seinen
hindersiedel adder uff seinen zcinsman, wan es der zcinsman eme enkegin moge
midt seime eide. Wan es ist wissentlich, das der zcinsman adder hindersiedil des
herrin gut besitzidt und innehadt, her sal es ouch wissentlich machin, das her
deme herrin seinen zcins bezcalet habe. Der herre mag aber uff en nicht mer
behaldin danne eynen jarzcins, und was zcinses ober eyn jar gestanden hadt, do
mues er en umme beschuldigin also umme ander schult, man mochte en danne
des irzcugin mit gebethin gezcugin vonn willekor beyder parthie. Dit ist
landtrecht, witpildes und stadt recht.

XLV. [Dist. II. 4. 4. ER. III. 30.] Had eyner eyn hues zu erbezcinse midt
deme huesgerethe, das darzu gehoridt adder benant wirdet, wolde der zcinsman
das ergirn, adder zcinse daruffe vorkouffen, adder daruſs das huesgerethe, also
brwgescherre adder anders was, das dorzcu gehoridt adder darumme gelasſsin ist,
adder sus holtz, tor, venster, treppen, steyne adder zcigil, die darzu gehorin,
es enwere danne das her besſsern gebw kuntlichin darmede thede an dieselbin
husunge, adder wolde derselbin hoffereythe eyn teyl vorsetzen adder vorkouffen:
das enmag her nicht gethun ane des willin, der den erbezcinse darane
hadt. Dith ist landrecht, witpildesrecht unnd der stat recht.

XLVI. [Dist. II. 4. 5. ER. III. 31.] Had eyn man sein hues adder sein eigin
vormitit, und vorkoufft her das darnoch, der kouff der thud die mithe ab; das
ist der stadt recht. Aber noch landtrechte: wolde der kouffer den myter
abetriebin, das mag her midt rechte also nicht gethun, wan her ist sein gedinge
nehir zu bewieſsin uff den heilligin zu eyme jarzcinse adder zu eyme
halbin, nachdem also her es lang adder kort gemitet hadt zu behaldin, danne es
eme der herre adder der kouffer gebrochin moge.

XLVII. [Dist. II. 4. 6. ER. III. 32.] Wel eyner phenden uff seiner gewer seines
eigins, do her seinen erbezcins an hadt, und wol ome das der zcinsman werin, so
sal her nehemen zwene seiner nackebuer dabie, unnd sal das also besetzen unnd
mit en gezcugin, darnoch so neme
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her den richter darbie in der gewere unnd phende; werit her danne das phandt
deme, adder des gesinde, deme die phande geborin, so sal der richter zugriffenn
unnd helffenn phenden, unnd wettet darumme deme richter eyn phundt phennige uff
gnade. Dit ist noch der stad recht. Aber noch landtrechte so schrie her das
gerichte an undt thu das geruffte und volge deme midt rechtin gecleiden, und
werdet her fluchtig, so mag her ome wol volgin in das hues adder in eyn ander
haws, abwol die huſser noch keysersrechte unnd der forsten gemeynlichin in den
frede gesatz sindt, umme das her von der widderstandunge keynen huesfrede
gehabin mag, sintdemmale das her den huesfrede also selber gebrochin und
vorletzidt had. Vindet ouch der zcinsherre in dem hueſse adder in der gewere
nicht das her gephendin moge, dornoch so mag her den wert und die wertin wol
uffhaldin, wo her sie ankommedt, mit zwen nackeburen und mit dem
fronebothin, undt ab es eme nodt darzu thud, her mag sie in seinen gewerin
haldin und in fessern spannen vor seinen vorsesſsin zcins.

XLVIII. [Dist. II. 4. 7. ER. III. 33.] Nymant magk ouch midt rechte vordern seinen
zcins danne der, des her eigin ist, adder sein gesinde von seiner wegin. Were
aber eyn man siech adder gebrechlich und hette keyn gesinde, szo mochte danne
eyn frommeder man, wan her es bethe, wol phendin vor on, also doch das eme der
richter das erloubet hette und die macht gegebin, mit wisſsen zweyer
bedermanne, diewile das her krang, adder gebrechlich, adder us deme lande were.
Das ist landrecht, witpildesrecht und ouch der stadt recht.

XLIX. [Dist. II. 4. 8. ER. III. 34.] Hadt eyner seinen waynkasten,
schunenbansen, adder kornlouben umme zcins vormitteth, und vorheildet man eme
den zcins unnd beslusset die gemach unnd beheltenisse, das der zcinsherre
darinne nicht gephendin magk, do sal her vor gerichte umme clagin unnd sal midt
orteylen dornach fragin, wie her seime vorsessene zcinse moge nachkommen, wan
her ome beschlossen sie in jenes gewerin, das her nicht gephenden moge vor den
zcins. Werdet eme dan erteylet, her sulle es bewieſsen, und bewiset her das
danne midt zwen bedermannen, die bie der vormietunge sint gewest, so sal eme
danne der richter midt denn schepphen und midt dem friebothen die gewere uffene,
das er vor sienen zcins gephende moge, adder sust bekommen. Dith ist
landtrecht, witpildesrecht und ouch stadrecht.

L. Had eyner eyne schunen adder in seime huſse eyn gemach vormittet, das der
zcinsman beslosſsen hadt, und brichit das der zcinsherre uff an gerichte, ab her
wol darinne umme seinen vorsassen zeins phendit,
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so bricht her doch dem zcinsmanne sein gewere, und claget her es deme gerichte,
der zcinsherre mues es gebuesſsen noch rechte. Begehit ouch der zcinsman, ab her
midt gerichte gephandt werdet, eynen fredebruch, ab eme das beheltenisse werdet
geuffendt, der richter hadt seine wette uff deme, der es beslosſsin hatte und
mag zu hant wol phenden, nochdeme also deser vor deme zcins gephendt ist, und
mag her nicht phandes bekommen vor seine wette, her mag wol anderswo
phendin, wo her en gephendin kan. Dith ist landrecht, witpildesrecht und
ouch der stadt recht.

LI. [Dist. II. 4. 9. ER. III. 35.] Wer umme hawszcins clagedt adder phendet,
do er es zu rechte nicht thun sal, kommet das vor gerichte unndt werdet das
zubracht also recht ist, her mues dorumb deme cleger busſsen und deme
gerichte wettin noch des gerichtes loufften unnd gewonheidt. Dith ist
landtrecht, witpildesrecht unndt der stadt recht.

LII. [Dist. II. 4.10. ER. III. 36.] Wel eyner phendenn umme seinen hawszcins,
sprichet jener, der den zcins geben sal, adder sein wertinne, sie wollin
antworten vor das phandt, so lieden sie nicht mogeliche phandunge, unndt der
zcinsherre sal das in deme rechten danne statten, unndt das antworthen sal ouch
zu handt vor deme gerichte geschen, uff das nehiste gerichte zukunfften.
Welcher under en danne seines rechtin vellig wordet, der mues deme andern
busſsen unnd dorzu deme gerichte wetten. Dith ist landtrecht, witpildesrecht
und stat recht.

LIII. [Dist. II. 4. 12. ER. III. 37.] Mittet eyne frowe eyn hues, vor den zcins
sal er elicher man midt er antworthenn unndt zu deme zcinse midt er
vorbunden sin, ab her anders midt er gewonet hadt in der gewere. Dith ist
landtrecht, witpildesrecht unnd ouch der stat recht.

LIV. [Dist. II. 4. 13. ER. III. 38.] Hadt eyn man guth, landt, weſsen, garthen,
haws adder hoff, welcherley das ist, do her korngelt, phenniggeilt adder andern
zcins von phligt zu gebin, und wel er das gut ufflasſsen vor den zcins adder
uffgebin, das mag her thun, also das her deme herrin des guthes seinen
vorsesſsen zcins mede gebe unnd das ufflasſsen ouch thu zu rechter tagzceidt.
Das ist der stadt recht. Aber noch landtrechte ist oſs also: wann der herre das
gut von eme uffgenommen hadt, dannoch sal her doruffe sitzen eyn halb jar, das
indes der herre das mit eyme andern besetzen moge; her besetze os indes adder
nicht, so sal er ouch ane gedrangk und intrag von deme zcinsmanne das gut
uffnehemen lediglichin, und was zcinses doruffe was vorfallin biſs uff die
zceidt, also es der herre von eme uffnam, den sal er ome unvorzcoglichen
reichin; adder sal ome das eyn halbjar vor zw wiesſsen thun, das her uff die
zcidt ome sein gut wolle uffgebin.

LV. [Dist. II. 4. 14. ER. III. 39.] Haben mer luthe danne eyner eyn haus adder
sust eyn ander gemach adder etwas anders gemitet noch
[Seite: 70]
eynander, wer danne der erste gewest ist midt der mitunge, das her bewieſsen
kan, der beheildet sie unndt die andern musſsen abetreten. Haben aber
luthe midt eynander hues gemittet, die sullen die gemach des hawses glich
teylin, und sullen danne dorumbe losſsenn. Dith ist landtrecht und
witpildesrecht, ouch dorzu der stadt recht.

LVI. [Dist. II. 4. 15. ER. III. 40.] Hadt eyner eynen teyl an eyme hawse adder
an eyner huttin, her mag seinen teyl wol vorkouffen adder vorsetzen adder
vorgebin ane der willen, der das ander teyl ist, es en were danne erbegut; were
aber eyner, der es midt eyme hette, eyn erbe dorzu, so sulle man os ome zu
wisſsen thun, wolle her danne das geilt dorummb gebin, do her os ume wol
vorkouffen mochte, so sal her os ome vor eyme andern gunnen, und wolle
her os ome also nicht lasſsen, her gewinet os ome midt rechte an, kan er das
erwieſsen, das er eyn recht erbe dorzu ist. Dith ist landtrecht, witpildesrecht
undt der stadt recht.

LVII. [Dist. II. 4. 16. ER. III. 41.] Kouffet eyn man eyn gut adder erbe,
welcherley das ist, und kouffet das midt aller seiner zugehorunge, ersucht und
unersucht, sint doruffe zcinse vorsesſsen, welcherley die sindt, biſs uff die
zceidt, das es deme kouffer uffgelasſsin wert: der zcins geboreth deme,
der das gut vorkoufft hadt, es enwere danne, das der kouffer in deme kouffe
besundern die vorsesſsen zcinse mede gnant unnd gekoufft hette. Dit ist
landtrecht, witpildesrecht unndt der stadt recht.

LVIII. [Dist. II. 4. 18. ER. III. 42.] Vorsetzet eyner eyn haws, adder eyn bangk,
adder eynes huses eyn teyl, adder gulde, adder anderswas desglichin, das en mag
her nicht vorbaſs bekommern, her habe os danne gelost; her kan os ouch midt
rechte nicht vormiethen, es werde danne weder uffgelassen und weder uffgebothenn
unnd diessem weder frede doruber gewerdikeyt, nochdeme also in eyner
iglichen stadt adder gerichte gewonlich ist; unnd dornach szo magk er es
vorkouffen adder vorsetzen adder vormiethen, weme her wel. Dit ist landtrecht,
witpildesrecht unnd ouch der stadt.

LIX. [Dist. II. 4. 19. ER. III. 43.] Welch man erbezcins uff seinen guthen hath
adder uff andere lehingutin, den her jerlichin dorvon gibt, wie geringe der ist
adder welcherley der ist, szo mag her in deme rechten vorbaſs doruffe
keinen zcins mer gemachin wedder des willen und ane seynen orloub, der den
rechten erbezcinſs doran hadt. Dith ist landt recht, witpildesrecht unnd der
stadt recht.

LX. [Dist. II. 4. 21. ER. III. 44.] Wel eyn herre vorwieſsen seinen
[Seite: 71] zcinsman von seime guthe, der zu deme guthe nicht geboren ist, das sal er
ome vor vorkundigen zu lichmesse, das ist zu unser frawen tage lichtwye.
Dasselbe sal ouch der zcinsman thun, ab her das guth lasſsen will. Dith ist
landt recht. Sterbet aber der zcinſsman, sein erbe tretit an seine stadt und
vorzcinset eſs unnd vorgildeth es, also os sein vorfar vorguldin solde
habe. Sterbet ouch der herre, der man gibt den zcins deme, an den das gut
erstorbin ist, unndt endarff ouch nymandes der sein gewere sie, denne seinen
pflugk. Dith ist lantrecht unndt der stat recht.

LXI. [Dist. II. 6.1, 2. ER. III. 49, 50.] Was man gotheshusern adder den wedemen
an geistliche lehin wil eygene, das sal gescheen nicht alleyne midt willen des
rathes, ist es in eyner stat, sundern ouch mit volworthe der gemeynde, uff das
man es also bestelle, das der stadt er recht unndt er pflege nicht
abgehe, adder das man dokegin gnug thu mit gewiessen erbezcinsen, die der stat
dynen, adder midt sogetanen andern dingen, das die stadt ewigen nutz adder
fromen do von enzcehe. Dith ist witpildesrecht undt der stat recht.

LXII. [Dist. II. 4. 22. ER. III. 72.] Ab eyn man keynen lehenherren
hath, noch seime tode, wer dan sein erbe ist noch lanthrechte, der nemmet dan
sein vordyenethe guth zu deme leben, ist es anders vordyeneth. Dith ist
lehinrecht, in deme lantrecht, unnd ist ouch statrecht.

LXIII. [Dist. II. 6. 3. ER. III. 51.] Was in witpilde adder in lantrechte uff
pfaffen adder uff ander geistliche luthe eygins, erbis, adder zcinses vonn
guthen irsterbet, das mogen sie wol innemen undt das gebrochen zu erme leibe
unnd zu ere notdorfft, diewile sie leben; aber sint die guthe etwas redelich,
szo sullen sie formunden haben, die sullin die guther vorstehin mit aller pflege
kegin den herrin in witpildesrechte, kegin der stadt in statrechte, unnd kegin
den voyten in landtrechte. Derselben guther mogin die pfaffen adder die
geistlichen luthe keynes bekummern, noch vorkouffen, noch vorsetzen, an der
erbin gloubede. Das ist das beschriebene recht.

LXIV. Sterbet ouch eyn man und leſset erben, die in eyner andern herschafft sint
gesesſsenn, unnd gefellet uff die eygen, adder erbe, adder zcinſse, adder
erkriegenn szogetane guther, mit kouffe, adder mit geilden, adder mit
pfandunge von gerichtes wegin, adder wie sich das machet, ab dye wole
unvorsprochene frome leuthe sint, szo sullen sie doch die guther nicht lenger
besitzen danne eyn jar; wan sie sullin dye in jare unndt tage an ander
leuthe, dye mit guthern in der herschafft gesesſsen sindt, brengen, sie wollin
sie danne selber besitzen unndt wolden in die herschafft kommen. Dith ist
lantrecht unnd witpildesrecht. [Seite: 72]

LXV. [Dist. I. 44. 1.] Wan man ober eyn eygen
frede werken sal, das sal man thun uff der gewere noch keysers rechte; abe noch
landtrechte unnd noch witpildesrechte szo sal man es thun an gerichte und an
geheygeter dingstat mit vorsprochen unndt mit orteyln, also des gerichtes loufft
ist.

LXVI. [Dist. I. 44.2. ER. I. 76.] Wer eyn erbe vorkouffet, der sal es gewerenn
jar unnd tag vor rechter ansprache, szo ist er danne ledig; es en sie danne das
eynn, der her midt rechte angesprechin mag, sie ussewenig des landes, szo
sprichet her es dornoch wol an, wan her heym kommet, nnnd vor den muſs ouch dye
wer danne bestehen die benanten zceidt. Dit ist landtrecht, witpildesrecht
und ouch der stat recht.

LXVII. [Dist. I. 44. 3. ER. I. 77.] Vorkouffet eyn man eyn erbe, do her nicht
rechtis an hat und des her ouch keyn formunde ist, und ab das eyner kouffet,
undt es wol jar unndt tag in seinen geweren hat, das enhilffet on nicht,
her mochte danne mit volkommen rechte bewieſsenn, das es midt des willen
gescheen were, des das erbe von rechte were. Wirt es danne angesprochen, so
mueſs er danne bewieſsen mit gerichte unndt midt den pflichten, die es gesehen
und gehort haben. Dit ist landtrecht unndt der stat recht.

LXVIII. [Dist. I. 45. 1.] Keyn eygen magk man
uffgelassen ane gerichte in lantrechte unnd ouch in witpildesrechte; abe in
keyserrechte in des richis stetin, werdet do vor deme rathe icht gelassenn,
globet, adder gegeben, adder bekennet man vor deme rathe icht, das sal man unnd
mueſs es haldenn vor gerichte unndt anderswo, do man sein bedarff. Doch en ist
des nicht also in sechsischer art, wan alle uffgelasſsen eygin, gabe, unnd erbin globede,
die sullen gescheen an gerichte, umme deswillen ab ymant
hette darin zu sprechen von anfalle adder vonn schulde wegen, das dan eyner
seines rechten nicht vorseumet worde. Dith ist landtrecht, aber der stat recht
bestehet midt dem keyserrechte.

LXIX. [Dist. 1. 45. 2, 3. ER. I. 78, 79.] Wes guthes uff eynen geerbeth ist, das
heyſset sein erbeguth; das her gekouffet hat, das heysset sein gewonnen guth;
in lantrechte unndt in witpildesrechte. Man mag keyn erbegut gelassen an erbe
globede, das ist ane willen der erben, es en thu danne eyme libesnoth; in
lantrechte unndt in witpildesrechte. Man mag es aber wol vorkummern unnd nicht
vorkouffen ane erbe globede. Vorkouffet man es aber ane erbe globede, szo mueſs
er es gewerin uff den heylligen, das es ome liebesnot gewest sie; wol ome aber
der erbe seine notdorfft geben unndt ome sein schult geilden, szo [Seite: 73]
beheildet er daſs erbe unvorkoufft unndt unvorsatzt unnde gebruchet sein. Dith ist
keyserrecht, landtrecht, witpildesrecht unnd der stadt recht.

LXX. [Dist. I. 46.1.] Was eyner vorkouffet adder
vorsetzet vom erbeguthin, von lehingut, adder vonn farinde habe, werdet das
angefangit adder angesprochen, wer das danne hat vorkoufft, adder vorsatzt,
adder hat globet davor zu antworthenn, der sal das vorantworthen und
schadeloſs haldin, unnd torste her des nicht thun, szo sal en das gerichte zu
lantrechte unndt ouch das gerichte unnd der rath zu witpildesrechte darzu
gebeyten, ab man das mit orteyln heyschet, her were danne vorfest midt der
achte, undt dith ist ouch der stat recht.

LXXI. [Dist. I 46. 2.] Vorkouffet eyner
erbguth adder ander gut, das vormals vorkommert ist, adder vorsatzt, unndt das
ouch wissentlich ist, heyschet man das von deme der es vorkoufft hat, das her
das entwere unnd eyne were dovor thun, adder heyschet das vonn seiner erbe
wegin, das sal man thun vollenkommelichen. Dith ist lantrecht und ouch
statrecht.

LXXII. [Dist. I. 46. 3.] Werdet eyn eygen
uſsgesatzt, das man bey jar unnd tage nicht wederspricht, das mag man dornach
nicht wedersprechin, es enwere danne, das eyner uſs deme lande were geweſsen
adder hette eyne ehaffte noth benommen, das man ouch bewieſsen kunde also recht
ist. Dith ist lantrecht, witpildes und der stat recht.

LXXIII. [Dist. I. 46. 4.] Weme eyn eygen wirt
vorsatzt adder vorkoufft, der sal es vor gerichte uffbiethen vor dem richter
unndt vor den schepphen unnd vor den dingluthen, unnd sal eme lassen frede
doruber wercken also mit worthen. Der richter adder der fryebothe sal also
sprechen: Hye Conrat, Hanns, adder wie her namen ist genant, hat vorkoufft
adder vorsatzt Heinrichen also genant, also gethan eygen adder erbegut,
welcherley dan das gut ist, das sal man benennen, das bith ich also nhu uff zu
dem eynen mall, zu dem andern mall undt zu dem drytten mall. Spricht danne
nymant zu der zcidt doweder, szo spreche her vort: Nhu nymant hye widderspricht,
szo wercke ich Conradt gotesfrede und meyns herrin des lantgraffenn frede, das
Hans hie hat uffgelasſsenn unndt das hat Conradt hie an gerichte in seine
billiche gewere bracht, unnd wer nhu kegenwertig ist unndt swiget, der mueſs
ummer swigen, unndt wer ouch hie nicht en ist undt hirin zu sprechin hette, deme
bescheyde ich vor das gerichte bie seiner rechtin jarzcal, und wer doruber
swiget, der mueſs ummer swigen. Und darnach sal der, der die gewere zu ome
genommen hat, deme richter unnd den schepphen gebenn er fredephennige, deme
richter sechs pfennige, der eyner zweyer heller wert ist, undt [Seite: 74]
iglichem schepphen do eynen pfenning unnd deme fryebothenn eynen pfenning; unndt
wel man das brengen in kuntschafft, in register durch jarzcal willin, ſso gebe
man dem gerichtisschreyber ouch eynen, das man doran recht adder unrecht moge
erkennen. Unndt dith ist keyserrecht, landtrecht, witpildesrecht unnd eyn gut
gemeynes recht.

LXXIV. [Dist. I. 46. 5.] Wer erbegut uffgegeben hat
vor gerichte, der sal es dornoch halden drie tage unnd drye nacht, er her eme
leſset frede doruber werckenn, unnd sal es dornach das der frede dorober
geworcht ist besitzen adder sein bothe dry tage und drie nacht. Noch den sechs
tagen hat her nicht mer rechtis doran von deswegin es nhu uffgebothenn
ist, unndt dit ist keyserrecht; aber noch unserm lantrechte unnd noch
witpildesrecht, uff welche zceidt eyn man vor gerichte der gewere abetretet
unndt vorsachet, adder das gut also uffleſset, unnd vorzcuget sich des mit hant
unndt mit munde, szo hat her sich geledigt der gewere des guthes gantz, undt
dith ist ouch der stadt recht.

LXXV. [Dist. I. 46. 6.] Wer eyn erbe erworben hat von
kouffe adder mit andern sachen noch witpildesrechte, und sich dez hat gewere vor
gerichte unnd sich in die gewere hat wieſsenn laſse, kommet dornoch eyn ander,
unnd wel sich ouch laſsen dorin gewere mit gewalt und ane recht, dem sal dan
dieſser volgen midt gerichte undt midt ruffunge, undt sal on midt rechten
geclegedenn vorvesthen, unnd her sal dan ſso keynen frede haben in huſsinn
noch in hoeffen, in kirchin noch uff kirchoffen , umme die thumheyt
damede her diesſseme sein gewere entweren wolde midt deme unrechtin, do diesser
von rechtis wegin inkommen ist; und wel der vorfester man do widder uſskommen,
her mueſs das gebueſsen glich also ummb eynen fredebruch kegin deme cleger
unndt kegin deme gerichte. Dith ist keyserrecht unndt ist lantrecht undt
witpildisrecht.

LXXVI. [Dist. I. 46. 7.] Hadt eyner eyn huſs adder
eynen teyl eynes hawses adder anderley erbguthe, unnd vorkouffet her zcins
dorane er her das gut hat uffgebothen, unnd er her das gut in seyne rechten
gewer hath bracht noch witpildesrechte, werdet deme danne der zcins mit rechte
enzcogen von deme, der en gekoufft hat, darmethe irwerbet her alle das recht an
deme eygenn, das jener hatte, deme den zcinſs vorkouffte; aber dem das eygen ist
unndt was, und der es vorsatzte, der vorluſset keyn recht darmethe, es
enwere ome danne mit rechte angewonnen, unnd dith ist bewieſset in deme
lantrechte, das also spricht: wer eme an guthe eyn ander recht zusaget, wen her
vonn rechte daran hat, der vorluſset beyde rechte bilche daran, unndt er keynes
sal eme zu hulffe kommen noch zu statin. [Seite: 75]

LXXVII. [Dist. I. 46. 8.] Wer eynen geweren vorbrenget
an erbeguthin, das under eme angesprochin ist, zcuhit sich danne der gewere
vort an eynen andern gewerin, adder werdit die clage gefristet mit orteyln
adder mit andern dingen, szo sal man das vorwieſsen an gerichte zukommen unndt
zu teydingen, ab es der richter adder der kleger heyschet mit orteyln, unndt
dit ist lantrecht unndt witpildesrecht, undt seint sie nicht ingesessen
borger, szo ist os ouch der stat recht.

LXXVIII. [Dist. 1. 46. 9.] Wer erbe adder farende habe
hat in geweren von rechte adder von unrechte, den sal nymant uſswieſsenn, man
breche ome danne alrest die gewere mit rechte unndt mit rechter clage. Das ist
lantrecht, witpildesrecht und der stat recht.

LXXIX. [Dist. I. 46. 10.] Werdet eyme erbegut adder
ander gut, welcherley das ist, vor gerichte in seine antworthe vorteylet, das
her nicht gewerin mag, unndt seder icht gewelde daran ane gerichte, so ist es
eyn fredebruch, unnd man sal ome umme volgin vort mit gerichte und mit
rechte undt mit rechtin gecleyden, unndt dit ist lantrecht unndt witpildesrecht.

LXXX. [Dist. I, 46.11.] Vorkouffet eyner erbegut
adder ander gut, der des keyne gewere hat, noch gewerin mag, das mues her lassen
mit bueſse und mit wetthe vonn rechte. Dit ist lantrecht, witpildesrecht undt
der stat recht.

LXXXI. [Dist. I. 46. 12.] Vorkouffet eyner adder
vorsetzet erbgut, adder ander gut mit unrechte, und wedderspricht das der des
guthis erbe ist mit rechte, was der vorkouffer darvon genommen hat, das
mues her widdergebin. Sterbit her aber er das geschidt, sein erbin
musſsen oſs geildenn unndt widdergebin, unnd hyrnoch mogin die erbin vor die
schult nicht gesweren, ist anders die sache vor gerichte gehandelt, unnd
bekennet her adder hat bekant, das her das geilt adder das gut darvonn hat
ingenommen, adder ist oſs sust fromen leuthenn wissentlich. Dith ist landtrecht,
witpildesrecht unndt der stat recht.

LXXXII. [Dist. I. 46.13.] Leſset eyner sein gut adder
vorkumerth her oſs, do seiner nehesten erbin eyner seinen willen hat zugegeben,
dar nach der das volwort darzu gethan hadt eyner sippe nehir, wer der ist, der
mag das nicht widdersprechin. Sint aber nehir erbin zwene adder drey adder
meher, unndt willekorin sie das alle nicht, szo en mag jener das guth nicht
gelasſsen ane alleyne seine gewunnen guthe, die her selber erkriegin,
vordienet, gekoufft. adder irworbin hat, die leſset, die vorkouffet, die
vorsetzet her ane er allen willen mit rechte, adder gebet sie bie seime gesunden
liebe, weme her will, unnd do mogin sie ome nicht ingelegin; undt dith ist
keyserrecht, lantrecht, witpildesrecht unnd der stat recht. [Seite: 76]

LXXXIII. [Dist. I. 46. 15.] Undt were eyn erbe
irstorbin in witpilde uff eynen gast adder uff eynen burger, der enwegk
gezcogin were, unndt hette das erbe hinder ome gelasſsen, und eyn ander spreche,
ome were schade dorvon gescheen, und wolde das erbe bekummern darumme, das ensal
man nicht stathen, es were danne erclaget vor gerichte, er der besitzer des
erbes enwegk zcoch, und das man oſs ouch bewieſsenn mochte, ab eſs frevel adder
unrecht were gewest, szo muste man das dorvon widder thu. Dith ist
landtrecht.

LXXXIV. Ist das eyn man undt eyn wip gut mit eynander irerbeyten, unndt
gewinnen eliche kinder, unnd die kinder sterbin en alle, szo mogin sie danne
woll, bie gesundeme liebe, er erbe unndt gut, das sie irerbeit haben,
vorkouffenn, vorsetzen adder vorgebin, ab sie wollin, ane der erbin willen und
insprache eynes iglichin. Sterbet er aber eynes, es sie der man adder die frowe,
szo en magk das ander danne, das do lebende bleibet, nicht vorkouffen, noch
vorsetzen, ane des willen, der sein nehiste erbe ist, unnd ist er me dan eyner,
die eme gliche nahe gesippe sint, midt der aller willen mues es gescheen; aber
do man erbe teylet, do en ist des nicht. Dit ist keyserrecht, landtrecht,
witpildesrecht unndt der stadt recht.

LXXXV. Godt der sprach also wedder die kinder von Israhel: dinen zcenden unndt
dinen ersten fruchte saltu gothe opphern. Denn zcenden gibt man noch in Hesſsen,
an dem Reyne, in Wettereybenn, unndt in mannichen landenn zu den gotheshussern, unnd gotishauser haben ouch dormede etzliche lehin belehindt ummb der
manschafft willen. Aber sancte Bonifacius, der dith lant bekorthe, der konde die
Doringe nye zu dem glouben brengenn, her muste en den zcenden uff dem feilde
wandeln in denn hundisten, unnd den nennet man nhu tetzman, das ist der zcende
dez zcenden, und muste sie darzu vorheben des andern zcehenden von deme vyhe.

LXXXVI. [Dist. II. 5. 1. ER. III. 46.] Zcu sanct Bartholes tage sint allerhande
zcinse unnd pflege vordinet; unnd zu sancte Walpurgis tage ist der
lemmerzcehinde vordinet; zu unser frawen tage wortzwye ist der gensezcehende
vordinet; zu sanct Johannes tage ist allerley zcehinde von fleische vordynet, do
man mit pfennigen denn zcehinden abeloſset, wan ouch das vyhe hat vorworffenn
adder vorwerffet; zu sancte Margarethen tage ist der zcehinde vordinet, was do
gemandelt ist unnd gestocket; an sancte Mertins tage ist winzcehinde vordynet;
doch gibt man wynzcehinden an etzlichenn stethen unnd landen in den keiltern,
wan her gepresset wirdet. Keyserrecht unndt landtrecht.

LXXXVII. Den tetzman gibt man aber also hie nicht vonn den fruchten, sundern her
ist vonn alder gesatzt uff den acker, darnach das [Seite: 77]
der gewest ist unnd gut. Nymant hat acker in dem lande zu Doringen gehabt ane
tetzman, her sie danne der gotishawser eygen. Das aber etzliche acker nicht
tetzman gebin, das ist also kommen, das sie gotishuser ummb ire notdorfft
habin, adder das dye erbarn luthe von den gotishawsern dormede umme der
manschafft willen belehint sint wordin, adder das die ecker also lange wuste
gelegin han, das er tetzman in vorgessenheyt kommen ist, adder er den
kirchin mit gewalt vorhaldin wirth. Doruber so ist eyn iglicher von gottlichin
unndt geistlichin rechte unnd ouch von keysserrechte den tetzman von seime erbe
schuldig ierlich gothe und denn gotishawsern zu gebin, unndt mit dem besten
gekorne also her doruff mit erst gesatzt ist wordin. Dith ist ouch
landtrecht.

LXXXVIII. [Dist. II. 5.1. ER. III. 46.] Des mannes saedt, die er midt seime pfluge
vordynet, die ist vordynet, wan die eyde ober das landt geferet. Der garthe ist
ouch vordynet also her geerbeytet wirt adder gepflantzet. Geilt vonn
mullen unndt von zcollin, und vonn badestobenn, verwehusin unnd steyngrabin
unnd derglichin, der zcins werdet vordienet, wan er tagzceidt kommet zu jarin,
zu halbin, zu vertil jaris, zu manden, adder zu wochin, dornoch das usgesatzt
ist wordin. Der zcins ouch von den wingarthen, der ist vordinet, wan die
tagzceidt kommeth. Dith ist landtrecht undt witpildesrecht.

LXXXIX. [Dist. II. 5. 2. ER. III. 47.] Beheildet eyn kint sein jarzcall vor dem
zcinstage, szo hat es das gut vordienet, szo sal es dan uff nehemen: vorjerzcidt
es sich aber also noch dem zcinstage, szo hat es danne den zcinſs
vorloren von deme guthe. Darummb wan eyn herre adder sust ymandt erbit uff eynes
kindes halbin, boymgarthin adder krutgarthin, adder wingarthenn adder
desglichin, und bekostigt die biſs an sanct urbans tag, also her zu rechte
pflegin unndt warthin und erbeytin sal, szo nemmet der herre, adder der sie also
geerbeyt hat, von rechte die fruchte darabe. Dith ist lantrecht.

XC. [Dist. II. 5. 3. ER. III. 48.] Hadt eyner des kindes lant laſsen besewe
er dan es sich beieret, der herre beheildet die saedt unnd die stuppeln,
adder ab es nhu wingarthenn sindt die winphele, ab sie in der erdin stehin an
den winstocken. Her ensal ouch keyn holtz des kindes laſsen houwenn adder graſs
abesneyden, ab sich das kindt beierit. Beierit sich aber das kint vor der saedt,
der herre hat vorlorin sein erbeit und das kindt gildet ome nicht, also tuth
ouch der herre deme kinde noch des kindes erbin, wanne her das ane das angefelle
nymmet. Und dith ist lantrecht und witpild.

XCI. [Dist. I. 44. 4.] Eyn kint, das zu seinen jaren
nicht kommen ist, das mag wol eynen formunden haben, unndt mag ouch wol
vorkouffen adder vorlasſsen sein erbe mit seines formunden willen und seiner
erbin, [Seite: 78] das her, noch das kint, darnach nicht wedderruffen mogin, wan seine formunden
noch seine erbin das nicht widdersprechin zu rechtir zcidt, also sie eſs zu
rechte thun soldin. Dith ist keyserrecht, landtrecht unnd witpildesrecht unnd
der stat recht.

XCII. Dye eildern mogin eren kindern woll formunden gebin, die in erin jarin
sint, ane allerhande hindernisse unnd widdersprache der geborin moge, unnd ouch
widder den willen der kinder. Dith geschriebin in dem wertlichenn gemeynen
rechte institut. u. s. w. und die formundin, die also vonn den eildern
redelichin gekorin werdin, die dorffen nicht vorwissen den schadin der kinder.
Das ist gesatzt durch des glouben willen, den die eildern zu en hattin, do sie
die formundin satztenn. Dit stet geschriebin institut. de satisdatione tutorum.
Aber die formunden, die gekorin sint, die musſsen vorwiessen unnd rechen von den
guttern der kinder vonn jare zu iare, unnd mogin noch ensullen das den kindern
nicht unpfleglichen vorthuen, und was sie also vorthan han, das sullin sie en
geildin, Werin ouch die mage in zweytracht gewest mit den eildern, do sie
storbin, szo were in die formuntschafft zumale gantz von rechte vorsagt. Dith
ist keyserrecht unnd das gemeyne beschriebin recht.

XCIII. Ist die muter ere kinder formunde, die under erin iarin sint, wan sich
die vortruwet eyme andern manne, so ist sie alsobalde der formuntschafft
beroubet. Dith stet gescriebin ex. de ap. unnd ist das gemeyne beschriebin recht
unnd ouch der stat recht.

XCIV. Nuen sache sint dovon eyn frowe er lipgedinge vorlusset. Die erste ist, ab
sie von deme erbe, das er gedinget ist, fruchtbar boyme lesſset hawin, und das
erbe wustet ane lowbe der erbin; es enwere danne das sie besser boyme an die
stat pflantzen liesse. Die ander ist, ab sie luthe von deme guthe wiesethe, die
zu dem guthe geborin sint. Die derthe, ab sie das gut uſs den gewerin liesse in
frommeder luthe hende, domethe sie os vonn dem rechtin erbin brechte; aber
formunden mochte sie wol doruber han, sie thu es danne wedder in rechtir zcit,
wan sie dorumbt geschuldiget wirdt also beschriebin stehet 1. I. c. XXI. Dith
ist landtrecht. Unnd das lipgedinge sal ouch gegebin sie also recht ist, das
lehin midt der lehinherrin willen, das erbe midt der erbeherrin globeden, undt
das eygin vor dem gerichte. Die fierde sache ist, ab sie das riche vorrithe. Die
funffte ist, ab sie er ee breche, das man das offenberlichin bewieſsen mochte
adder wissentlich wurde; dowidder dith recht nicht sein sall, das also in deme
lantrechte luthit: eyn wip die mag mit unkuſsheit ires liebes ere wiplichin ere
krencken, aber ere recht [Seite: 79] vorlusſset sie
dormede nicht, noch er erbe; dith sal man vornehemen von eyme
ledigen ungemanten wybe, dith ist ouch nicht zu vornehemen ummb lipgedinge
sundern ummb erblichin anfal. Die sechste sache ist, ab sie wissentlich erme
manne des thodes gerameth hat. Die siebinde ist, ab sie mit eyme frommedin manne
alleyne batte in eyme vasſse, ane eris elichin mannes willen. Die achte, ab sie
des nachtes unerlichin uſse blebe, es enwere danne das sie er man uſsschluge des
nachtis unnd wolde sie in deme huſse nicht lasſsen. Die nuhende ist, ab sie ane
des mannes willin lotternde worde, also eyn lirern, coclenern, unrethern
unnd desglichin. Dit ist ouch das geschrieben gemeyne recht unndt stehet in
auctentic. C. ut liceat.

XCV. Sechs sache sint, do eyn man seine medegifft, die ome mit seime wibe wordin
ist, vorwercket und mit dem rechtin vorlieſsen mag. Das erste ist, ab eyn man
das riche vorrethet. Das ander, ab her des riches schadin mede weys unndt
nicht warneth. Das derthe, ab her seines wibes todt wissentlichin ramit. Das
vierde ist, ab her sein wip unerlichen vorlichin wolt. Das funffte, ab er sie
mit unkuscheyt beluget, unnd sie erloſs wolde machin unnd das nicht bewerin mag.
Das sechste, ab her eyn ander wip pobin sie in soime huſse hilde, unnd
das nicht laſsen wolde. Dith ist das beschrieben gemeyne recht und
keyserrecht.

XCVI. [Dist. I. 45. 1.] Wer erbe und eigen ansprechen
well, der sal es thun mit gerichte. Was man anders anspricht, das hat keyne
macht, unnd heyst nicht angesprochin, und der ansprach ist nicht zu volgin, das
sie ymande zu schadin moge kommen zu seime rechtin. Dit ist lantrecht,
witpildesrecht unnd ouch der stat recht.

XCVII. [Dist. I. 43. 2.] Weme man eyn gut anspricht,
adder das eme nicht recht geeygent ist, unnd das jar unnd tag in seiner wer
gehat hat ane rechte widdersprache, das beheildet her mit seines eydes hant uff
dem stabe, diewile her nicht lehin noch die gewere beludt hat. Belutit her aber
die gewere, szo mues her sie selbsiebinde behalde; belutit her aber
lehin, szo mues her die selbdritthe behalde. Dit ist noch lantrechte unndt noch
witpildesrechte. Czuhit her sich des an das gerichte, hat her daz danne denn
richter mit zwen scheppen, szo endarff her keynen eydt thun. Were oſs aber an
deme gerichte irstorbin, adder wie oſs were, das man der schepphen nicht gehabin
mochte, szo bewieſse her es selbsibinde der ingesessen luthe in deme gerichte,
also recht ist. Dit ist alles lantrecht unnd witpildesrecht.

XCVIII. [Dist. I. 43. 3.] Wer eyn erbe behaldin wel,
das her gekoufft hat, adder vor gerichte enpfangen hat, der lege die finger uff
die [Seite: 80]
heilligin adder uff den stab, unnd der eydt sal also gereicht werde: das ich das
eygen adder das erbe mit sogetanen geilde gekoufft han, und das geilt sal her
benennen, das ich in meyne gewere bracht midt dem richter unnd mit den schepphen
unnd mit den dingluthen, unnd mit orteylen, und habe des meyn
fredepfennige geben, unnd habe das dornoch ober jar unndt tag in meyner rechtin
gewere gehat, also myr god helff unnd alle heylligin.

XCIX. [Dist. I. 14. 4.] Well her erbgut
behaldin vor das es en anirstorbin ist, der eydt sal danne also gehin: das dit
gut adder gelth, adder welcherley es ist, das myr anirstorbin ist unndt also
in myne were mit rechte komment ist, das myr got also helfe unnd alle heylligin.
Dith ist lantrecht unndt witpildesrecht.

C. [EG. 41.] Welch man erbgut hat in seinen nutzlichen gewerin von eyme
herrin, der man mues es woll behalden uff denn heylligen vor sime herrin, wan
her es seime herrin vorguldin hat. Dith ist witpildes unnd der Stadt recht.

CI. [EG. 5.] Wer gut hat von eyme herrin und lowkent sein der herre, das mag der
man seinen herrin oberkommen mit seinen mannen und midt andern bederffin
luthin, und der herre sal den man weder gewerin in sein guth unnd sal ome seinen
schadin ussrichtin zu rechte. Dith ist landtrecht und der stat recht.

CII. [EG. 13.] Wo eyn man lith an seime lesten ende, hat her erbe adder guth,
das enmag her nicht vorgebin ober sein bettebredt an der erbin willen. Sint aber
die erbin do kegenwertig unndt swigin darzcu, sie musſsen vort ummer swigin.
Dith ist landtrecht, aber noch der stat recht sullin sie er joworth dorzcu thun,
wanne nymant seine eldern danne irzcornen sall.

CIII. [LR. III. 32.] Seget sich eyner frey und eyn ander spricht her sei sein
eigin, also das her sich ome zu eygin gegebin habe, das mues jener wol
unschuldig werdin, eſs sie danne vor gerichte geschehin. Spricht her
aber, her sie sein ingeborner eygin, her mues en uff den heilligin behaldin
selbsiebinde seiner moge adder worhafftiger luthe. Mag aber diesser seine
frieheydt selbsiebinde behaldin, die seine mage sint, drye von seime vather und
drye vonn seiner mutther, die vorlegin allen gezcugk, und wer ouch die gewer hat
von eyme manne, der mues en midt merem rechtin enzcihe danne jener, der sein
darffit. Dith ist landtrecht unndt witpildesrecht.

CIV. [ER. III. 86.] Tuth eyn man lant uſs wol
besaedt, das man eme das wedder besaedt sulle antworthin, zu welcher zceidt der
in deme [Seite: 81]
jare sterbit, man sal es den erbin widder besaedt antworthin, wan her en nicht
lenger gewerin mochte, wan diewile her lebethe. Die erbin sullin ouch von der
saedt szogethan zcins adder pflege gebenn jeme, an den das gut gehorit, also man
jeme solde, der os uſs thet, wan es sein selbis pflug nicht beging, do her
starb. Dith ist lantrecht unnd der stat recht.

CV. [Dist. I. 47. 8, 9. ER. I. 80.] Eyn wip en mag an eris mannes willen wedder
lipzcucht noch zcinsgut gelaſsin noch vorsetzen, es thu er danne liebesnoth,
also hyvorin dem XXIV stucke geschriebin stet; unnd tut sie das, wer danne das
gut inne hat, der sal den genies vonn rechte widder kerin. Dasselbe ist es, ab
sie varindes gut vorkoufft ane notdorfft, unnd der doruff gelegin hat,
der mues seinen schadin vorclagin, darumme das her es widder recht genommen
hatte. Thudt es er aber noth, das sal die frowe deme gerichte kunt thun und sal
zu denn heilligen swerin, das sie des zu eris libesnot nicht enperin mochte, so
mag sie es vorkoufen adder vorsetzen, unnd er man der mues es ledigin, ob her
wel, unnd der doruff gelegin hat, der blibet des wol ane wandel. Dith ist
eyn gemeyn gut recht, keyserrecht, lantrecht, witpildes und stat recht.

CVI. [Dist. I. 47.10.] Enwerit eyn man seime wibe eris
gutes icht, und leſset er ere notdorfft nicht, nemmet dan das wip eris mannes
schult icht zu ere notdorfft, der ist der schuldiger kegin erem manne ledig, wan
der man und das weip keyn gezweyet gut nicht enhan, ab sie das bewieset mit
rechte. Dit ist lantrecht, witpildes unndt ouch der statrecht.

CVII. [Dist. I. 47. 11. ER. I. 82.] Gebet eyn man sime wibe erbegute, das
vorsetzet her wol adder vorkouffet es zu seiner notdorfft, also das her bewere
mit sime eide, das es seine rechte notdorfft sei gewest; mag man aber bewieſsen
das seines liebes notdorff nicht sie gewest, szo enmag her das nicht
gethun. Das selbe enmag ouch das wip, ab er er man die notdorfft nicht en gibt.
Dith ist lantrecht unndt ouch stat recht.

CVIII. [Dist. I. 48. 1.] Hadt eyner erbegut, do eyn
ander lipzcucht ane hat, das gut erbet her uff seine nehisten erbin, wan her
gesterbit, und jener der beheildet seine lipzcucht glichewol daran. Das ist
keyserrecht, lantrecht, witpildesrecht und der stat recht.

CIX. [Dist. I. 48. 2. ER. I. 83.] Werdet eyn phaffe geteylet von seinen erbin
adder geswistirdin mit seinen erbegutthin, der en mag her nicht gelassin, wedder
vorkouffen, noch vorsetzen, adder vorgebin ane der erbin willen, adder ane erbin
globede, sundern seinen liebesnot, ab er die bewiset. Do das nicht wedder sein
sal, das hye vorgeschriebin stet, wo sich geswistirde teylin, das eyn iglichs
das seine thun moge, war es wolde; das ist zuvorstehene den leyen, die sich dormede
[Seite: 82] bewiebin und kouffschlagin; aber die phaffen mogen des nicht gethun und ist ouch
dorumme, das die phaffen gebruchin geistlicher lehin, das sie des erbes nicht
also wol bedorffin erin erbin zu entpfrommeden. Aber eyn phaffe mag wol sein
erbe vorkouffen adder vorsetzen, weme her well, zu seime libe zu eynem mal ane
seiner erbin willin. Dit ist lantrecht, witpildesrecht und ouch der stat
recht.

CX. [Dist. l. 48. 3. ER. I. 84.] Vorkoufet eyner eyme phaffen, adder eyme
begebin manne, zcins adder geilt an erblichin guthen, wan der gesterbit, der
also zcinse zu seime liebe doruffe gekoufft hat, es were phaffe, monch, adder
leye, darnach sal es widder gefallin an den, der es vorkouffte, adder an seinen
nehisten erbin und das mag eyn gerichte mit den schepphen adder eyn rath
adder voyt wol vorschriebin. Abe zu voreygene adder ewigin zcins doruffe zu
machene, dorvon es den rechtin erbin ane erbe globe entzcogin mochte werden,
adder das eyner gemeynde er recht adder er nutz doran mocht engehen, adder eyme
herrin dinst, adder die herschafft: das sal wedder der voyt noch das gerichte
noch die stat bestetigen ane der aller willin und volge die es angeruren magk.
Dith ist landtrecht, witpildes und der stat recht.

CXI. [Dist. 1. 48. 4. ER. I. 85.] Man sal in deme witpilde weder pfaffen noch
geistlichin lutin, noch gestin, erbegute noch zcins guthe an erblichin
guthin voreygene, das in der stete witpilde unnd gerichte lith, unndt darzu sal
wedder das gerichte, noch der rath, loube gebin. Man mag en wol eygene zu pfande
setzenn wedder zu loſsene, adder eyme eyne lipzucht darane zu machene, adder zu
vorkouffene, also doch das doruber formunden an gerichte yme rechtin werdin
gemacht, die in deme witpilde gesesſsen sint, die der stat unnd deme gerichte
rechtis dovon pflegin, wan sich das gebort. Dith ist lantrecht, witpildes unnd
der stat recht.

CXII. [Dist. I. 48. 5.] Es en hath keyn rath
noch keyn gerichte macht, brieffe zu gebene ussewennigen luthin, weder ober erbe
noch ober eygin, darummb das widder gerichte adder rath eris rechtin noch pflege
nicht woll gewarthen kan; wan sundern den, die in witpilde sitzen, den mag man
wol abekouffenn unndt vorkouffen, und brieffe gebin unndt kuntschafft, unndt er
sache beschriebin in deme rathe adder an dem gerichte, wie daz noth thudt, unndt
das sal alles mit gezugen beschriben werde. Dith ist lantrecht, witpildes
unndt der stat recht.

CXIII. [Dist. I. 48. 6. ER. I. 86.] Eyn iglicher inkommender man magk in witpilde eygin unndt erbe entphaen, der nicht rechtloſs ist, unnd
[Seite: 83]
das ist also recht noch der stat rechte, also her rechtir pflege dorvon thudt
und thun wel. Das ist aber in lantrechte unndt in keysir rechte nicht; do
enpheet eyn iglicher man erbe und eygin noch seiner geburth und beheildet doch
wol sein recht.

CXIV. [Dist. I. 48. 7. ER. I. 87.] Was erbe antretet, das von geborth wegin
nicht mag entredit werde, das sal man in lantrechte gehin uff die
kuntschafft. Was denne der merer rath in der kuntschafft spricht, das sal man
volgin, und die sullin er eyde darzu thun. Aber noch witpildesrechte unndt
noch der stat rechte ginge man der sache uff denn rath zu der kuntschafft, unnd
was eme danne der rath dorzu spreche, des endorffte her nicht swerin danne bey
seyme vordirn eyde, den her der stat pflichtig ist zu haldenn vonn seiner
eildern wegin, adder den her seime herrin und der stadt adder bsondern zu dem
rathe unnd der scheppenstule selbir vor gethan hat.

CXV. [ER. III. 77.] Wer do erbeytet eynes andern
mannes lant unwissentlichin, adder das es eme eyner gethan hat, der nicht
rechtis zu dem lande hat, werdet her vonn deme, des das lant zu rechte sein
sall, geschuldiget, diewile er es erit, unnd erit her es furder, sein erbeyt
vorlussit her daran, aber jener, der es ome zu erbeytin gethan hat, der sal eme
den schadin irfullin. Besewet her es unnder der clage, her vorluset seine erbeyt
unnd seinen samen daran. Was aber eyn man beseuweth unbeclaget, her beheildet
die saed, ab er wol mit gerichte von deme lande geteylet wirt, und gibet ome
seinen zcins dorvon noch gliche unde bescheydenheyt, der das lant gewonnen hat,
unnd snidet uff dasmal die fruchte in. Dith ist der statrecht. Irferet er es
aber zcitlichenn unnd weys, das der acker sein nicht ist, szo ist anders, also
hievor in dem XXXVI stucke geschriebin stehet.

CXVI. Hadt eyner erbguthe vonn eyme herren, unndt entpfrommedet ome die, es sie
mit bescheydene, vorsetzene, vorkouffene adder vorgebene, adder in wellicher
weys das geschit hinder deme erbeherrn, her vorlusset das erbe, und der
erbeherre underwindet sich des mit rechte, unndt kommet an des erbin nummermer,
der es ome entpfrommedt hat. Dith ist geschriben u. s. w.

CXVII. Es vorlusset eyner sein lehinguthe unnd das recht dorzu in dryerley
sachen. Zu dem erstin: sterbt der herre, unndt komet danne der das lehin hat,
unndt entphet es nicht in jare unndt in tage vonn den erbin, adder bethet es
vonn on nicht, szo hat her das lehin vorlorin. Du ander ist: kommet eyner nicht
vor die erbin seines erbherrin, wan der gesterbet, unnd swerit unnd globet en,
ab sie des mutende sind, szo [Seite: 84]
hat her aber die lehin vorlorn. Das derthe: hat her seime lehinherrin, wer der
ist, globet unndt gesworin, unndt thut er denne widder die geswornne truwe, die
sein lehinherre vor an eme nicht gebrochin hat, szo vorlusset her sein
lehinguth, unnd es ruret ome darzu sein ere; magk her aber bewieſsen, das sein
lehinherre vor an ome gebrochin hat, unndt hat sich des ouch vor erclagt, her
blibet bey seyme lehin und bey den erin. Dith ist das keyserrecht unnd das
beschriebin recht unndt stet u. s. w.

CXVIII. [Dist. I. 32. 2.] Eyn iglicher man, der magk
wol seines rechtin guthes anig werde mit rechte, ab her es vorkouffet, adder
vorsetzet, adder ufflesset, adder vorgehet kegin seime herrin, ab es ome
vorteylet werdeth mit lantrechte, adder in wellicher weyſse es eme unbezwungen
abgehet, szo ist doch die were gelost mit rechte, unndt dorumme szo en mag
nymant seine gewere abegezcuge ieme, der die gewer hat, sie entwerde ome danne
abgewonnen, do her zu antworthe stehin, adder werde dorummb beclagt,
adder geladin also recht ist zu dren gerichten. Lantrecht.

CIXX. Wan du sneidest deinen acker adder lessest deinen wingartin, szo en saltu
es nicht alzcu reyne uffsegin adder nachleſsenn, sundern arme luthe, die
sullin des gebruchin; unndt entphellet der fruchte ymande, adder werdet do
etwas vorgessen, das stehende, hangende adder liegende bleibit, das ist midt
rechte der armen unndt sie sint nymande dorummb pflichtig zu antwortin, man sal
es en ouch nicht widder nehmen. Dith ist eyn gottlichs recht undt stehet
geschriben Deut. XXIV.

CXX. [III. 85.] Wer des andrn korn uff dem
feilde sneydet, unndt wenet, das es sein korn sey, adder seines herrin,
des knecht adder snether her ist, ist nhu das korn riffe, szo missethudt her
nicht daran, also das her es nicht heymfure, ab er des innen werdit, das es sein
nicht ist. Aber seine erbeyt sal ome der lonen, des das korn gewest ist, adder
sal ome adder seime herrin, des snether her ist, also vel widder lasſsen
sneyden. Ist aber das korn nicht riffe gewest, szo muess er deme seinen schadin
dorummb legin, deme her korn gesnethen hat, adder der, der den sneter doran
gewist hat. Dith ist lantrecht, witpildesrecht unndt ouch der stat recht.

CXXI. [Dist. II. 10. 10. ER. III. 79.] Wer unrechte wege feret ober gewonnen
lant, vonn iglichem rade sal her gebin eynen phennigk, eyn ritender man eynen
halbin pfennig, unndt sullin dorzu den schaden geilden, ab do saedt uffe stehet,
unnd dorvor mag man sie wol pfenden. Werin sie aber die pfant wedder recht, man
bestetiget sie midt dem [Seite: 85] gerichte, szo mussen sie
danne dem gerichte buessenn mit dren schilling pfennigenn unnd dornoch pfandesrecht thun. Dith ist lantrecht.

CXXII. (LR. II. 28.] Wer ober ungeerbeyt lant ferit, es en sie danne eyn
geheiget wesse, her blibet des wol ane wandel unnd ungepfandt. Dit ist der stat recht.

CXXIII. Wer holcz howeth in andern mannes holtze, adder widin in seime
widich, adder desglichin, adder snidet ome grass abe uff seime erbe, do her es
geheiget hat, adder vischet ome in seime wasſser, sein wandel seint dry
schillinge pfennige, unndt sal ome dorzu denn schadenn lege. Vischet her aber in
tichen, die gegraben seint, adder howet her holtz, das gesatzt ist, adder
obesboyme, adder grebet her steyne uſs, die zu maelsteyn gesatzt seint, her muss
drissig schillinge pfennige gebin, unnd vindet man en an der stat, man muss on
wol uff haldin vor den schaden ane des richters orloub. Dith ist lantrecht.

CXXIV. [(ER. III 72.)] Lesset eyn man sein korn
usse stehenn, wan alle luthe er korn habin inbracht, werdet es ome dan zufurt
undt geetzet adder vortretit, man endarff es ome nicht geilden, noch keynen
wandel dorummb thun. Dith ist statrecht. Dasselbe ist es ummb ander fruchte zu
feilde.

CXXV. Es en sal nymant sein obes loſsen hangenn in eynes andern mannes garthin;
her sal sine boyme mit erin esten in seime garthenn behalden, adder sal die
zcelgin abehowen, es wolle ome danne sein nackebur gerne vortragin. Was obes
danne in seinen garthen hanget, das ist vonn rechte des halb, in des hoffreythe
ess hanget, unnd das ander halbe teyl ist des, in des garthen der boym stehet.
Es sal ouch keyn boym mit seinen zcelgin hangen ober eynes andern mannes dach,
uff das ome nicht dorvon gesche mit deme winde unndt von den blettern, die das
gerynne stoppfen, unndt licht unndt luft ome werin, her wolle es denne ome gerne
vortragin. Dith ist lantrecht und der stat recht.

CXXVI. [ER. III. 24.] Eyn iglicher sal seinen teyl
hofes befredin kegin seyme nackebuere, unndt wer des nicht thudt, geschiet
dorvon seime nackebur schadin, den man bewieſsen mag, den mues her geilden.
Geschiet ome ouch selber uſs seines nackebuers hoffereyte schade, den mues her
vortragin, unnd sein nackebuer ist dorummb nichtes pflichtig, her mochte en den
des oberkommen, das her des mit mutwillen gerameth hette adder vorhenget. Unnd
wan her sich befrieden wil, szo sal her seinen nackebur darzu nemen, und
sal in seiner kegenwertikeit seine swellin lassen legen, adder seine zunstecken
lassen sticken, unndt magk her sein nicht kegenwertig gehabin, szo neheme her
dorbey zwene seiner mage, adder zwene er beyder nackebure; unnd ist danne eyn
zun, [Seite: 86] szo sal her die stertzen adder stemme
an den gerthen in seinen hoff kerin, tuth her des nicht, unnd komet es, das sich eyn kint adder eyn vyhe
vorwundet adder vorlemet dorinne, her mues den schaden geilden. Dith ist
landtrecht, witpildes unndt der stat recht.

CXXVII. [ER. III. 84.] Wer malboyme adder
malsteyne uff dem feilde adder zu den wingarthen setzin wel, der sal dorzu
nehemen die beyderseyth landt adder weynwachs adder desglichen daran habenn;
werdin uneyn doruber, szo nemen die dorzu, die des feildes kuntschafft
wiessen. Dasselbe ist es umme die boyme zu setzenne. Dith ist landtrecht,
witpildesrecht. Dith selbe ist es umme die malreyne und die malgrabenn. Dith ist
der stat recht.

CXXVIII. [ER. III. 23.] Flichtet der hoppfe in
eynes mannes garthen ober denn zun kegin seime nackebure, wer dan die wortzeln
in seime hoffe hadt, der griffe ober den zun, so her verrist mag, unnd zcyhe
den hoppfen bramen, was eme danne volgit, das ist sein; was do andersit blibt,
das ist sein; was do andersit blibet, das ist seines nackeburs. Dith ist landtrecht, witpildes unndt der stat
recht.

CXXIX. [ER. III. 14.] Wo eyn gebelmure, adder
sust eyn hoch mure stehet zuschen zwen husern, die sal nymant abebrechin, sie stehe
in dem gebw adder ussewennig dem gebaw, her wolle dan eyne bessere dar machin.
Es en sal ouch nymant muren nidderbrechin, die umbe seine gehit, her wolle
sie dan bessern. Es en sal ouch nymant eynen keller noch born uſsbrechin, ab her
wol uff eyner wusten hoffstat stehet, her sie dan gantz vorstorbin unndt
allerdinge eingefallin. Dasselbe ist ouch ummb ander gewelbe, muren,
trebergrubenn unnd derglichen. Dith ist der stat gesetze unndt recht.

CXXX. [LR. II.51.] Alle genge adder gemach, undt die sweynkobin, unnd die
offen, die sullenn zu dem minstenn vonn seines nackeburs hoffreyt stehin drie
fusse noch deme lantrechte. Si sullin ouch kegin eynes andern mannes hoffredte
bewerket sein biſs uff die erdin. Dith ist landtrecht unndt witpildesrecht. Aber
noch der statrechte szo sullen die gemache pober der erdin nicht stehin dan
neun fusse von sime nackebure zu dem mynsten. Sie sullin ouch kegin den gassen
nicht nahe stehin, noch kegin den gengen bie der muren umme der wechter willen.
Die swinkoben und die gemach under der erdin, die sullin von eynes andern
mannes hoffreyte funfftehalbin fuſs uff das nehiste stehin, und bis uff die
erdin bewercket sein, die offen ouch also beschlossen, das die [Seite: 87]
funcken seime nackebur nicht schadin. Dasselbe ist es ummb die rouchlocher.
Der stat recht.

CXXXI. Eyn iglichs hues in eyner stadt das hat anderthalbin fues vor seiner
thor, das ome nymant in deme rechtin widder seinen willen bekrodin sal, es hat
undt sal ouch habenn zuschen seime nackebure ouch eyn iglicher anderthalbin
fueſs, unnd dorummb szo sal eyn iglich gelenge zwuschen zwen hawsern, do beyde
trouffe invallin, dryer fusse with sein. Kerit aber eyner seinen gebel kegin
seines nackebures trouffe, szo mag her seinen gebel setzenn, do sein anderhalb
fueſs wendet in die lengen, kerin sie aber beyde gebilwende zusammen, do vor die
gelenge gewest ist, her mues die trouffe in eyne rynnen vahen, adder seine
nackebuer dorummb gnugk thun, adder die hawsunge anderhalbin fueſs inzciehenn.
Buwet aber eyner mit steynen, der vorbowet wol sein hoffstat gantz, ab her wel,
wan sein trouffe hart an der muren nydder fellet. Es sal ouch nymant seine
trouffe adder wasserloufft adder gerynne in eynes andern mannes hoff wieſsenn,
das her in seim hoffe behaldin kan. Statrecht.

CXXXII. Die oberhenge an den hawsern, die sullin in der gasſsen also hoch
stehin, dass die luthe dorunder gewandern mogen. Eyn iglicher mag venster
machenn an seime hawse, wie vel her wel, unnd wo her wel, her sal sie aber
vorpfosten unnd befredin, das nymant doruſs gestigenn adder gegissen moge in
seines nackeburs hoff. Der nackebur mag ouch kegin den fenstern wol buwen, ab es
en vordrusset. Statrecht.

CXXXIII. Setzet sich eynes mannes haws, adder ist ome die swelle vorfulet, das
her buwen mues, undt kan in die gelenge nicht dorzu kommen, das her es undervahe
unnd die swellen gelege, sein nackebuer mues ome des gonnen, das her ome sein
want do kegin ufsschlage, und die stotzel in sein hues setze, unnd wes her dorzu
bedarff, biſs also lange, das her es gemacht; her sal on aber vor guttlichin
dorummb bethenn, unndt vorsagt her eſs ome kuntlichin, darnach szo brenget her
en mit rechte darzw, das her es eme stathen mues, adder ome den schaden legen,
den her neheme an seime huſse, den her bewieſsenn konne. Wan diesſser auch seime
nackebure seine want also geuffent, szo sal her ome das hueſs tag unnd nacht
bewarin, undt bewachin, das her dovon keynen schaden entphae, unnd darnach sal
her eme sein want widder lasſsen zumachin und begaten midt derselbigen materien
glich noch deme [Seite: 88]
also sie vor was, besser unndt nicht erger, wo her mag. Dit ist alles
keyserrecht, witpildesrecht gemengent, unndt gantz der stat recht.

CXXXIV. Es sal nymant seime nackebuer schadin mit seime gebuwe thun, also das
her ome sein infart adder sein licht adder seinen wasserloufft vorbowe, adder
das her seine rynnen adder trouffe brenge uff sein dach, adder wende und
desglichin, do ome schaden von enstehet. Dith ist das beschrieben recht unnd
stet geschriben Institut. secundo libro, titulo tertio.

CXXXV. [ER. III. 4.] Vorkouffet eyn man
sein hues mit seyner zugehorunge, so haldet man das gemeynlich, her habe dormede
vorkoufft alles das ertfeste unnd naylfeste dorinne sey, unnd das ist also, ab
dieselbin dingk, die dorinne naylfeste unndt ertfeste, zu dem hawse zu nutze
adder zu zcirunge gehorin undt dorch des huses notdorfft adder zcirunge gemacht
sint. Hat sie aber eyn man dorch seines hantwerkes unnd erbeyt willen gemacht,
adder durch seiner besondern lust willin, szo volgen sie dem hueſse mit rechte
nicht, unnd das sal man also underscheydenn. Vorkouffet eyn smet sein hawes,
seinen smedestog, denn mag her uſsgrabin und mit eme nehemen, her sal aber die
grubin reyne zu machen; seine blaſsbelge, seinen leschesteyn, seinen feilstog,
das nemmet her mit ome, unndt seinen notstall. Eyn botthener der hebet uff seine
brucken , do her seine bodeme und vasse uffe fugete unnd desglichen. Eyn becker,
der nemmet mit ome seinen kessel der ingekleybt ist; der goltsmidt seine del,
die her umb sich gewettet hat und desglichin; eyn snider seine bruckenn, do her
uffe erbeytet. Also desglichen mit denn andern hantwergken. Sie sullen aber, wo
sich das geboreth, die locher widder zumachen. Alle ricke, die man nicht
uſsgeziehen mit den henden mag, die volgin deme hawse. Die gemalten tucher ober
den betthen ader ober der stat, do man isset, die volgin deme hawse nicht. Die
luchtin, die an kethin hangenn unndt nicht mit bilden adder mit schilden gemalet
sint, die volgin deme hawse. Alle glaſsefenster, die volgin deme hawse; hat aber
eyner glaſsefenster, do bilde adder woppen ane gemalet seint, die volgin deme
hawse nicht. Alle gegetther vor denn fenstern volgin dem hawse, ausgeschlosſsenn
die mit stricken adder bilden adder buchstabenn gesnethen seint. Die
glaſseschencke die angenegeilt seint, die volgin deme hawse, sie werin dan
sunderlichenn mit kostlichem gesnitze, also von den gegettern gesprochin ist.
Noch diesser dinge glichenn mag man sich vort noch denn andern stucken richten.
Werdet aber in dem kouffe anders beteydingt, szo volget es anders dornoch. Dith
ist der stat recht unndt etwas eynn mit witpildes rechte.[Seite: 89]

CXXXVI. Vorkouffet eyner eyne bruweesſse, eyne badestobenn, eyn verbehaws adder
desglichin, szo kouffet her alles das dormede, das vonn rechte dorzu gehorit, ab
es dorinne ist, also die bothen, vaſs, bencke, kessel uund derglichenn, domede
man bruweſse, verbehuſse unnd badestobin pfligt zu haldin. Desselbin glichen ist
es ummb mullen und backhuse, die gemeyne sint, es worde dan anders in dem kouffe
uſsgenommen. Dith ist stat recht.

CXXXVII. Von keyserlicher und von konniglicher gewalt, noch deme also die aldin
rechtbucher haldin, und die romer bie dez keyſser Constantino gezciten gesatzt
haben allen luthen, in keyserrechte, in lantrechte unnd in witpildesrechte,
freheyt unnd frede eyme iglichen manne in seinen fier pfelenn, das ist in seime
wonhuſse und in seiner hoffreyte, also das her dorumme werdiclicher unde
fredelicher und mit groserme recht wandern sulle wan ussewennige luthe. Ouch szo
ist die frieheidt des hawses unnd der frede also, das nymant dem andern des
tages noch des nachtes in sein haws louffen sal, noch keynen oberlast wedder mit
worthenn noch midt wercken thun sall.

CXXXVIII. [LR. III. 79.] Wo gebuer eyn nuwe dorff besetzen, unndt machen das von
nuwens an mit uſsradin adder ummebrechin wiltnisses unndt ungeerbeyther stete
und ackers, den mag der herre doruber, wer der ist, wol gebin erbe adder zcins
adder gemeynde undt recht an den guthin; wol das sie zu den guthin von rechte
nicht geboren seint, szo machet her sie doch zu rechtin erbin des dorffes unnd
seiner zugehorunge. Keyn recht mag her on aber gegeben, noch sie en mogin ouch
das selbr nicht gekieſsen, noch gewilkorn, do sie das lantrecht, noch des
gerichtes recht, mede gekrencken. Keyn uſsgesessenn man der ist pflichtig in dem
dorffe zu antworthen noch eren sunderlichen dorffrechte mer dan noch dem
gemeynem lantrechte, her clage dan uff erbe adder uff guth, das do gelegin ist,
adder in eyner stat gebiethe adder gerichte, die er besundern recht hat; wan wo
der man beclaget werdet, do mueſs her antworthen zu deme guthe das do gelegin
ist. Dith ist lantrecht unnd witpildesrecht.[Seite: 90]

[Volget das dritte buch von farender habe. (Hs. E).]

Ich thadt uff zceyt bedenckenn
On neydt undt argen whan,
Horeth iar von seltzamen swenckenn,
Als es nuhe ist gethan,
Nimandt thut mehr fragen
Nach kunsst, ere, ader wycczen.
Ein ider das wyrdt clagen,
Szo er am gericht sall sycczen,
Poſsheyt undt laster straffenn,
Uorann das recht entscheydenn,
Richtten, orteylen, undt schaffenn,
Gegen idem bey seynen eydenn.
Ow er dann treffe dye maſs,
Las ich Godt selbst richtenn,
Das er recht urteyll wye undt was,
Thw gnugk seynen eyden undt pflichtenn.

I. Sencte Augustinus der schreibt in deme buche vonn der stat gotes also: were
es das got zcitlichs gut unnd habe denn luthin umb ere bethe willenn uff
ertriche nicht vorlege, szo muchten etzliche thummen sprechenn, got hette der
zcitlichenn guthe nicht macht denn luthenn zu bescherenn noch zu gebenn; were
oſs ouch das er das zcitlich guth allermenlich bescherthe unndt gebe, wan her
dorummb gebethenn worde, szo woldin ome die luthe zu hant nicht mer dynenn danne
umme zcitlichs guth, von deme dinste wordin wyr nicht togensam, sundern girick,
und dorummb szo sint das die bestenn richtum uff ertriche, die man nicht [Seite: 91]
vorlieſsenn kan, wann man sie irwerbet. Hat eyn man der zcitlichenn guthe nicht,
her sal sie dorumb mit untogunt unndt midt bosheyt nicht erkrigenn; hat er aber
die guthe woll, unndt gebruchet her er togentlichin, her vindet sie hyrnoch in
dem ewigenn lebenn. Es sal keyner fromer cristen seinen menlichen mudt
homutiglichen irhebin, ab ome got glucke gebit unnd bescheret eme zcitlichs gut;
her sal ouch seinen trostlichenn muth nicht betruplichen und vorzceglichen
nidderschlagen, ab en zu gezciethen unglucke ruret unnd ome das zcitlich gut
engehet, wan das zcitlich gut das ist der armen vorthumethen trost uff ertriche,
es en ist aber der seligen lon nicht. Dith schreibt alles sanct Augustin.

II. Hugo von sencte victore, der groſser lerer, der spricht, das in den
guthenn, die wyr besitzen, vierley ding haldin sullin, uff das sie unns zu guthe
kommen. Das erste ist: das wyr nicht die zcemelichin ding unzcemelichen
irwerbin. Das ander: ab wyr sy zcymlichin erworbin habenn, das wir er nicht
unzcemlichen gebruchenn. Das derthe: ab wyr er unzcemlichin gebruchenn, das er
doch nicht alzu vele sein. Das leste: das wyr die zcemlichen ding nicht
unzcemlichin enthaldenn. Dorummb ſso ist das der groſste unndt der edelste
schatzt uff diessem ertriche, das man noch lare unndt noch wisheyt ringe, wan
dorvon kommet alles gut uff diesser erdin, unndt den schatz wel got nymande
gebenn ane seine vliessige bethe.

III. Es spricht Salomon: ober das heyl und ober alle suberlichkeit habe ich
lieb gehabt die wiesheyt unnd alles gut ist myr mit er kommen. Abe vele luthe
spricht meister Hugo betrugt, das sie wiese wollin gesehen werdin vor der zcidt,
unnd das sie anheben wieſse zu schynende under den luthin, undt es nicht en
sein, und schemen sich des, das sie in warheyt sein, und dorummb sint sie
dester verrer vonn der wisheyt, wan sie nicht wieſse sint, sondern sie
woldin gerne wieſse geacht werdin. Es ist gar eyn begerlich ding eyme wieſsen
manne die underwisunge der schrifft, die seine natur lobelich machet, undt eme
zciret; aber eyn unwieſser, der wiese gesehin wil sein, der schemet sich
underwiesunge unndt achtet der schrifft kleyne. Es habin doch etzliche riche
herrin er vaterlandt dornoch gerumeth unndt er veterlichs erbe vorzceret, das
sie die wisheyt irkrigenn mochten, unnd darnoch mit groſser erbeyt und langeme
vliesse gelegin obern den buchern; von dorhine ſso vindet eyn wieſser man,
das er wieſser werdet in der schrifft, vindet der striter, das her mit crafft
unnd listen gesterket werdet, do findet inne der furste, das er vile luthe in
plichet zusammen brengt, undt es en ist keyn weſsen in der werlde under allem
volcke, do nicht von der schrifft kuntlichen sein togunt uff das beste von
gemeret werdet, unnd ouch y man [Seite: 92]
eyn kunstlichs ding tiffer suchet, y es erlicher fundet wirdet; wes man in der
jogunt nicht lernen well, das kan man in dem alder nicht. Zum ersten sal man
lernen guthe sethe unndt dornoch volget die wiſsheyt methe; was man vor nicht
oberspelet, wan die zceit kommet, das man sein bedarff, so veylet die kunst
dicke; dorumme szo lerne von allen luthin gerne das du nicht enkanst, dein
demutigkeyt machet dyr das also gemeyne, das die nature eyme andern zu eygen hat
gegebin; du wirdest wieſser dan ymant, ist das du vonn allermenlich lernen will,
wan wer von allermelchen etzwas nemnet, der richer wirt dan ymant. Wan nhu eyn
anhebin der wisheyt ist gottliche vorchte, wie dieselbe alle zcit brenget eyn
togentsammes leben, das togensamme leben frede under denn luthin, szo ist eyn
iglichs unfredesam und untogensam mensche nicht wieſse, wan es spricht der
wieſse man, das in eyne untogentsamme sele nummer wiſsheyt komme.

IV. Das ander zceichen ist an den sethin, das die zcuchtig sint, das derthe
ist an den worthen; unndt uff dieſse beyde redet der lerer Ysodorus also: zcuch
dich vonn boeſsen sethen, das du die ich brengst in gewonheyt, wan der
gewonheyt bant werdin unsanffte gelost; mache deine rede, das sie unstrefflich
unndt nutze sey; gedenke nicht das du uff aller melches rede antworte tust,
sundern antworte wan dir das geboret; mercke ouch was du redest unnd was du
vorswigest, unnd biſs in deinen redenn wol erfarin; merke wan es zcit sie zu
redin, wo du des stat habest unnd wie vele dir gebore zu redin; die masse halt
vor allen dingen in dinen worthen; was die luthe mit eynander reden, das
begere nummer zu wiessen; laſs die sorge underwegin, die dich nicht angehet,
und nere dich dines wolgewonnenen guthes und habe sere gedult.

V. Wol das dith buch nhu sagen sal von farinder habe nach der stat rechte,
wan alle guthe, die beweglich sint, die man gefurin, getriben ader getragin
mag, das heysset alles farinde habe; zcinse zu libin unndt uff widderkouff,
die sint farinde habe, es enwere danne das erbliche guthe, also hueſs unnd
hoff, ackir, weſsen, wingarthen, vischweyde, boymgarthen adder ander
garthen, adder erbliche zcinse unnd desglichen vorkoufft werin unndt mit dem
geilde zcinse uff wedderkouff gezeuget, ſso volgethen die erbin dem zcinse an
erbiſs stat. Alles geilthafftig gut und was man gessen adder getrincken mag,
das ist farinde habe. Pferde, vyhe unndt gescherre, huesradt, kleyder
und kleynothe: das rechnet man alles zu varender habe. Aber in deme
lantrechte do ist es anders: do gebet man den mannen, die zu dem schilde
geborin sein, hergewete, unndt den meyden und den frowen die gerade; do
[Seite: 93]
gefellet ouch lipgedinge, morgengabe, brutschatz unnd muesteyl, do man sich noch
der stat rechte nicht adder wennig noch keret. Mit welcheme guthe der man
irsterbet, das heysset noch lantrechte alles erbe, vyhe, pferde, kowe, schaff,
swein, win, korn unnd getrencke, ane das es etwas den mannen und wiben
underscheydin ist, also itzunt hievor benant ist wordin mit hergewethe, gerade,
musteyl.

VI. Eyn man von rittersart noch lantrechte, wan her hochzcidt gehat, szo
gibt her seime weybe wol zu morgengabe, also sie zu tische sitzet, ane der
erbin globede, eyn knecht adder eyne mayt, die under jarenn seint, und zcinse
und gezcymmer unnd veltgenge und vyhe; unnd worde er vonn den erbenn darnach bie
erme manne adder noch seime thode darin gesprochenn, sie beheildet sie woll mit
erme eyde mit rechte ane gezcugnisse. Aber eyn man, der nicht von
rittersart ist, der gibt seime weybe ouch wol zu morgengabe eyn pferdt adder
eyne kw adder anders was deme glich, des sie sich gebruchen mag. und dith ist
alles lantrecht.

VII. Eyner frowen gibet ouch eyn man lipgedinge ane seime eigin, adder an
erbe, adder an zcinsen, aber her muess es thun mit der erbin loube, wie jung
sie seint; unndt das lipgedinge kan dan der frowen nymant gebrechin, wedder
geborene erbin adder suſs nymant, sie vorwercke es danne selber noch deme also
hievor geschriebin steth in deme XCIII capittel dez sechstin buchin von dem
erbe
unndt werdit wol das wip vonn erme manne mit rechte geschydin, sie
beheildet glichewol er lipgedinge, das her er mit erbin loube gegebenn hat.
Dith ist landtrecht unnd witpildesrecht und der stat recht.

VIII. Zcu der gerade gehorin alle schaffe, unnd genſse, unnd kasten mit
erhabin lieden, und flasch, wolle, garn, betthe, pfole, kuschen unnd
linlachin, becken, hantfaſs, luchter, unnd alle wibliche kleyder, unnd
kleynothe, fingerlyn, vorspan, krentze, vaſsunge, halſsbant, armegolt,
seiltir, dutzse buchir, sediln, sleger, laden, tepte, bencklachin,
ruckelachin, vorhenge und alle gebende, und was kleynothe alleyn den frouwen
zugehorin, alle spigeln, kemme, borsten, kleyder, swamme, rockelin,
spynneln, woyffen, schreyn, werckeramen, undt was linen tuchis gesnetin
were zu frowen kleydern adder zu linlachin, spangen, perlin undt siedin bant,
borthenn unndt beslagin brotmesser. Dith gehorit zu der gerade.
Lantrecht.

IX. Hergewelle ist, das eyn erbar man mit eme furit, also her
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mit seime herrin zu feilde lith. Das ist sein gezcelt, sein bette, mit zwen
linlachin, pfole, kuschen, deckelachin, eyn kessel, eyn hole, eyn topff, sein
harnisch, sein geschutze, tartzhen unnd eyne langen laden, unnd
desglichen, das gehorit den mannen alleyne zu, also das lantrecht uſswiſset.

X. [LR. II. 26. 4. III. 66. 1.]
Nymant sal eynen nuwen marth irhebin,
noch montze, her habe es danne von dem keyser adder romischen konnige,
und es geschee danne ouch mit des gerichtes willenn, do es inne gelegin ist,
unnd man sein dan oberkommen wirdt, szo sal der konnig seine hantschuch zu
warzceichen darsenden, darmete man bewieſset, das es sein wille sey, unnd
szo sal man uffenrichtin eyn zceichen mit eyner holtzilnn adder gemalten
hant, domede bewieſset ist die friheyt des marthis von deme konnige. Es sal
ouch keyn mart dem andern neher gelegt werden dan eyne dutzsche myle weges.

XI. [LR. II. 26. 5.] 14] Es sal ouch nymant montze schlagin adder pfennige
andern pfennigen gleich. Dith ist keyserrecht unndt lantrecht.

XII. [Dist V. 38. ER. III. 87.] Des
koniges Strasse, das do ist eyn lantstrasse uff deme feilde, die ist
allermelchem gemeyne, die sal also breith sie, das eyn wagin deme andern unnd
zwene man dorbey gerumen mogin. Sie sal habin uff das mynste achtzechen fuesse
an der weyte. In der strasse sal nymant grabenn, noch die bekrodin, das es erre
zu wandern, ane ehafftige noth. uff der strasse sal der ledige wagin rumen dem
geladenn, unnd der mynner geladenn dem mergeladin. Der mynner pferde vor hat
an der zcal, der sal rumen ummb das her baſs gewenden mag, unnd williche mynner
last hat. Der karre sal rumen dem wagin unnd der slete dem karrin. Eyn iglicher
geladin wagin sal rumen dem miste, umme das man en unsenffter, ungewiesser unnd
ungerner fureth denne eyne ander last. Wer aber eyn wagin wol geladin mit
luthin, wibin, und kindern furet, dem sal billiche der mistwagin entrumen ummb
edilichkeyt mensclicher nature, die mit miste nicht zu geilden were. Der
ritinder man sal ouch entrumen dem wagin, her sie geladin adder ungeladin, unnd
ouch dem karrin unnd slethen; her sal ouch rumen eyme geladenn pferde, mule undt
esele. Der gehinde sal entrumen dem ritinde; sint sie aber in eynem tiffen,
engen wege, adder uff eyner smalen bruckenn, szo sal der gehinder stille stehen
biſs der ritinder ober adder vor en hen kommeth. Jaget man eynem ritindem adder
gehindem noch, unnd ist der wegk nicht gerume gnugk, sal der
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wagin, karre ader slethe stille halden biſs das sie vor kommen. Welch wagin,
karre, slethen, zuerst uff die brucken adder in den vort, adder in den engen weg
kommet, der sal erst oberfarin, her sie geladin adder ler. Dit ist keyserrecht,
lantrecht, witpildesrecht unnd der stat recht.

XIII. Eyn iglicher sal ober lant von rechte zcollis frye seyn, her vare,
rythe adder gehe, von seime libe, wo her nicht schiffis adder brucken
bedarff. Ydoch so hath man in etzlichen groſsin weilden zcolle gemachet umme
das man do die luthe huthin sal vor mordern unde strutern. Wer nhu
bruckenzcoll, wasserzcol, adder waltzcol entpfuret, der sal en fierfeldig
zu buesse gebenn. Begehet her aber frevel mit were adder mit andern dingen,
die buesse wirdet herther noch der herrin gesetze, die den zcol dar
geschicket han. Eyn gehinder gibt eynen pfennig, eyn ritender eynen halbin
pfennig, eyn geladener wagin fier pfennige hen und irwidder, eyn karren gibt
zwene pfennige, der lerer wagen unnd der lerer karrin gebin halb also vel.
Eyn pferdt mit eyme soyme, eyn muol adder eyn geladener eſsel, unnd der
man dormede, die gebin beyde eynenn pfennig. Pfaffen, geistliche luthe,
unnd ritter, unnd erbar luthe, die gebin nicht; ist das sie in eren wirdin
erscheynen, szo sint sie zcolles frye. Dith ist keyserrecht, lantrecht.

XIV. So zcollet man ouch in denn stethenn unndt martflecken dorch
des marthes willin, der iedermanne frey zu kouffenn unnd zu vorkouffen ist.
Wer den zcol wissentlich entpfuret, der sal XXX Schillinge pfennige zu buesse
gebin noch lantrechte, aber noch der stat alden rechte unndt frieheyth ſso
steht die buesse noch der schepphen irkentenisse. Noch der statrechte
unnd alder friheit so gibet zu zcolle eyn iglicher uſslendischer adder gast von
eyme wagin kopphers adder wynes vier pfennige unndt nicht mer, unnd von eyme
wagin kornes, byres, fleisches adder ander spiſse zwene pfennige.
Vorkouffet eyner eyn malder getreydichs, welcherley das ist, her gebet eynen
pfennig; vorkouffet her eynen scheffell her gibt eyn scherff; vorkouffet
her eyn mul her gibt vier pfennige; vorkouffet her eyn pfert, her gibt
zwene pfennige; vorkouffet her eynen esel, her gibt zwen und drissig pfennige;
vorkouffet her eynen ochſsen adder eyne ku, her gibt eynen pfennigk;
vorkouffet her eyn alt volwachſsen sweyn, her gibt eynen pfennig;
vorkouffet her eyn sweyn das nicht volwachſsen ist, eyn schoff adder eyn
zcegin, her gibt eyn scherff, Vonn eyme wagin vol gewandes gibt her vier
[Seite: 96]
pfennige; von eynes pferdes last, was das treget, zwene pfennige; von eyme sacke
adder gebundeln, das eyner hinder sich zu pferde gebunden hat, gibt her eynen
pfennig; von eyner last, die eyner uff seyme rucke treget, gibt her eynen
pfennig; vonn eyme sattel adder swerthe, wer das kouffet, gibt man eynen
pfennig. Was eyn man anderley dorober kouffet, gibt her vonn eyme schilling
werth eynen pfennig, von secchs pfennig wert eyn scherff, unndt was
dornoch under sechs pfennig wert ist, do gibt man nicht vonn. Statrecht.

XV. Eyn iglicher man der ist von rechte geleytes frey, der seines liebes unnd
seines guthes uff der strasse ebenthuer und wage stehen will unnd der geleytes
entperin. Dorummb sal man nymande vonn rechte zu gleyte dringenn, der sein
entperin wel. Weme ouch der herre sein gleyte gibet, dem sal her vonn
rechte vor schadin stehin, also verre also sein gleyte wendet, ist das her
dorummb sein geilt nommeth, unnd dorummb szo ist doruff kein geildes zcol
gesatzt. Eyn her, der mag heyschenn undt nehemen zu gleythe, was her well.
Dith ist gemeyn recht.

XVI. [Dist. IV. 42. 13.] Weme eynes mannes habe
zufluschet uff deme wasser, der sall sie deme widdergebe, des sie gewest
ist, unndt mag her den nicht gehabe, szo sal her sich dozu zciehen also
recht ist. Kommet jener, des die habe ist undt gewynnet die mit rechte unndt
ouch kuntlichen, szo sal her diessen, der die habe funden hat, seine kost
geildenn noch fromer luthe irkentenisse. Kommet aber nymant, der sich zu
hant dozuzcihe, szo sal her das gut uffbiethen vor gerichte unnd sal es dan
halden unvorthan sechs wochin, unndt freget man dornoch, her sal es bekennen,
das her es habe. Loukent her sein aber, wan man dornoch freget, szo
ist es eyn dube. Kommet man des hinder en, unndt vindet es bie eme, szo mues
her es widdergebin mit buesse unnd mit wetthe, wan er es unerlichenn enhaldet
hat. Her hat aber nicht dube begangen, die eme an den leip adder an seinen
gesunt gehen, sie swechet eme aber die ere, also das man zu wirdikeyt unnd
zu erlichen amechtenn nicht kisen noch setzen sal, unndt zu gezcuge nicht
frome gnug ist. Desselben glichenn ist oſs ouch, ab eyner etwas findet uff
der strasse unnd des loukent, her en darff es aber vor gerichte uffbiethenn,
sundern in der kirchen lassen uffenbaren, ab man dornoch fragethe.
Lantrecht, witpildesrecht unndt der stat recht.

XVII. [LR. II. 37.] Jaget eyn man dieben
adder roubern gut abe, das seiner nackebur gewest in deme gerichte, do her inne sitzet, adder in der
herschafft, her sal es widder geben, dorummb das eyn iglicher
[Seite: 97]
nackebuer deme andern pflichtig ist, seinen fromen zu werbin unnd seinen
schadenn zu warnen unnd den eme helffe zu werne, wo eme widder recht wirdet
zugelegt; unndt des die habe gewest ist, der sal deseme seine koste, ab die
doruber geschehen weren unnd gethan, unndt denn schaden, ab her denn in ichte
genommen hette, noch mogelichenn dingen gantz ledigen, also das frome lewthe
irkenthen. Ist die habe aber eynes frommedin uſs eyme andern gerichte adder
herschafft gewest, szo sal her sie uffbiethenn dry ferzcen tage noch landrechte,
adder uffenbarin den ambtleuthenn unndt nackeburen, adder deme rathe,
ab eſs in eyner stat ist, noch der stat rechte, unndt sal es haldin sechs
wochenn; kommeth indes der sie vorlorin hal, szo sal her eme der zwey teyl
widder geben, unndt denn derthen teyl behaldenn vor seine erbeyt unnde muhe,
unnd darzu so sal her bezcalt nehemen seine koste unndt aczunge, ab es vyhe ist,
unndt den schaden geguldenn, also vorgesprochenn ist. Kommet aber in den sechs
wochen nymant, szo sal her deme richter zwey teyl gebin, in des gerichte her
gesessen ist, unnd der sal ome dorvonn seine koste unndt schaden legen noch
mogelichen dingen, unndt her beheildet den dertten teyl vor seine ebenthur
unndt muhe. Dith ist das beschriebin recht unndt steth geschr. in li, 2. cap.
37
.

XVIII. [Dist. V. 30. 1.] Was dorffe adder stete
bey eyme wasser legin unnd eynen tham habenn, do sie die die flut mede
bewaren, das sie en icht schaden thu, szo sal eyn iglichs dorff des tammes
seynen teyl bewaren undt vestene vor der flut. Kommet aber die flut also
groſs, das sie den tam zubricht, unndt ledit man die luthe gemeynlichen dorzu,
die dabey gesessenn seint, welcher denn nicht hilffet bauen den tham, der hat
vorworcht sogethan erbe, also her bie dem thamme hat, ab her meynethe, das es
die andern umb seinen willen nicht liessen, unnd ab sich er eyner mit dem
andern behelffen wolde, unnd das wasser danne den luthen gemeynlichen
danne schaden thethe. Dith ist lantrecht. Unndt desselben ist es umme
lantwere zu grabenn und zu bewarne, die wer zu machen, unnd derglichen.

XIX. [L.R. II. 39. 2. II. 68.]
Welch wegefertiger man korn uff den acker
etzet mit seinen pferdin, undt snidet das in secke, adder an gebunt adder
garbenn, das her mit eme gefure, werdet her doruber betrethen, her gildet den
schaden noch seime werde unndt ist ledig; unndt furet her es aber mit eme,
adder wel es furen, her mues den schaden geildenn unnd die thadt vorbuessenn
dem gerichte. Irliget eyme wegefertigen manne sein pferdt unndt leſset das
anbiesse uff der strasse an korn adder an ander getreyde, also das es mit den
hinderfuessen uff der strasſse bleybe, unnd das eme ouch der wegefertiger man
nicht vorsnide, her blibet es ane wandel, wan nymant gernne ſsogethane
atzunge, der [Seite: 98]
wegefertig ist, zu feilde ane notdorfft thut. Dith ist lantrecht unndt
statrecht.

XX. Was eyner mit fure schadenn thudt, also das her es mit fliesse nicht
bewaret glich also sein eygen, das mues her geildenn. Ist das eyn man adder
seyn gesinde eme das hauſs anstosseth, unnd vorbornet sein nackebuer dan mit
eme, her endarff des schadenn nicht geilden umme des willenn, das her den
schadin bewart hat also seinen eigen, das her mit seime schaden wol bewieſsenn
mag. Werdet her abe von seime nackebuer do vor gewarneth, das her zusye,
unnd sein gesinde ummb torlich geluchte straffe, unnd vorbornet danne, denn
schadenn mueſs her seime nackebuer dan legenn, ab her wol mede schadenn
von brandes wegen genommen hat. Dith ist lantrecht, witpildesrecht unndt
ouch der stat recht.

XXI. Allen schaden und unrecht, den eyn man thut von unvorstandenheit, unnd
von vorsumenisse und vorwarloſsunge wegin, ab der schade ome wol leyt ist,
szo mueſs her en doch geildenn, wan die unwissenheyt die enschuldiget en
nicht, ist das her es zu rechte wiessen soilde, undt wolde sein nicht wiessen
adder lernenn, das her woste. Konne her aber adder mochte sein nicht
gewiessen, szo enschuldiget on die unwissenheyt, dith ist das beschriebin
recht undt steht de iniuriis et damno, si culpa; wan unmogelichkeyt die
enmag nymanden vorbinden zu keynen dingen, de regul. iuris.

XXII. [Dist. IV. 42. 14.] Welch man dem andern
liheth eyn pfert, adder kleyder, adder huesgerethe, adder welcherhande varinde
habe es ist, adder in welcher weyſse her eme die auſs seinen gewerin brenget,
mit bethe adder mit borgen, das her das mit willen tut, unndt vorkouffet sie
danne der sie in seinen gewerin irkregin hat mit warheyt adder mit unwarheyt,
adder vorsetzet sie, adder vorspelet sie, adder werdet ome die habe
abegeroubet adder vorstoln, jener der sie also vorlegin adder vorsatzt hat,
der mag keyne vorderunge doran gehabe, wan her mues sin alleyne warthin an
deme, dem her es gelegin hat, adder gesatzt, adder eme mit worthin
angewonnen hat, unndt sterbet her vor eme, her mues seiner habe wartinde sein an
seinen erbin unnd an seime guthe, das her gelassen hat. Dith ist lantrecht,
witpildesrecht unnd ist ouch der stat recht.

XXIII. Borget eyn man golt adder silber, adder groschenn, adder phennige,
die sal her geildenn in sogetaner werde, also her sie geborget hat; das golt
mit also gudeme golde, das silber mit also gudeme silber, die muntze igliche
mit derselbin werde unndt nicht erger. Unnd mag her sollicher montze nicht
wol gehabe, szo gebe her ander genge were also vel dovor, das her das
geborgte geilt bezcale also gut unndt [Seite: 99]
also thuere, also das zu der zcidt gewest ist, do her es borgethe adder globte
ane schadin zu bezcalenn. Dith ist lantrecht, unndt der stat recht, unndt eyn
gut gemeynn recht, unnd des meyster Johannis Andree.

XXIV. Vorlihet eyner korn adder vorkouffet adder vorborget etwas desglichen,
woll das her das in seiner hausunge unnd gemache beheldith, wan her die
slussel zu dem hauſse, schunen, louben, kammern, schrencken, kasthen,
laden adder derglichenn, welcherley das beheltenisse ist, do das inne sey, das
her vorlegin, vorkoufft, vorgebin adder vorsatzt hat, mit rechte geantworth
unnde bracht, unnd ist danne numme seyn, es sie eme bezcalet adder nicht,
adder sie umme sust gegeben, adder sie vorlegin, adder vorsatzt, adder
vorpfant. Dith ist das beschrieben gemeyne recht, und ist keyserrecht, unnd
ouch der stat recht.

XXV. Eyner der dem andern mancherley geilt schuldig ist, vor korn, vor
fleysch unnd vor gewandt adder welcherley das ist, unnd gildet eme des eynen
teyl mit geilde adder mit ander gewar der geilder mag das abeslahen an
welcher summen der schulde her wel, unnd das stehet alle wege an des willin,
der do schuldig ist, unndt nicht an ienes mannes willen, dem man geilden sal
adder gildeth. Dith ist das beschrieben recht unnd stet institut, li. IV.
titulo secundo [?]
unnd ist ouch keyserrecht, lantrecht unnd witpildesrecht und ouch
der stat recht.

XXVI. Eyn man, der etwas vorkouffet umme eyne summen geildes und werdet
deme vor das geilt eyn borge gesatzt zu bezcalende uff eyne benante tagzceit,
machet der dornoch eynen andern kouff mit demeselbin umme dieselbe habe, adder
gibt dem lenger tagzceidt hinder dem borgin, szo ist der borge mit rechte der
borgeschaft los, es geschee danne mit underscheyde unnd mit gezcugen, also das
die summe geild und die tagzceit nicht gewandelt werdin, adder das sich die
borgen des sich dorzu vorwillekorthen, ab des kouffes unnd des geildes mer
worde, das sie glichewoll haldin woldin. Dith ist das beschriebin recht undt
stet institut. li. quarto titulo tercio [?] unndt ist lantrecht, witpildesrecht
und der stat recht.

XXVII. Vorkouffet eyner etwas und meynet, es sey sein, unnd es ist eynes
andern, her begehet darumme keyne duberye, es gehet ome ouch nicht an seine
ere; wan noch dem rechten nymant duberye begehenn kan, dan der do
begerunge unnd willen hat zu stellende adder zu behaldene adder zu gebruchene
adder darzu zu helffene, das sein nicht en ist. Ouch ſso en mag nymanth
erloſs werdin wedder seinen willen. Dith ist das beschriebin recht unndt ist
keyserrecht, lantrecht unndt statrecht.

XXVIII. Tut eyner eyme etwas zu behaldene und vorluſset es der, adder vorterbet
es eme in dem behelttenisse, adder werdet eme [Seite: 100]
gestolen, adder verbornet ome, her endarff sein nicht geilden, kan her das uffenbar
brengen adder mit seime eide bewerin. Dith ist das beschriebin recht undt steth
Institut. tercio libro, titulo quinto decimo [?]. Aber noch deme lantrechte [EG.
18.] gibt eyn. man dem andern sein gut zu behaldin, und vorluſset her
das unnd das seine darmede, szo entgildet her sein nicht mit rechte; wel man eme
aber des nicht gloubenn, das her das seine mede vorlorin habe, szo mues er es
uff den heylligenn behaldin; vorluſset her aber seines guthes ouch nicht
dormede, ſso mues her es geildenn. Deſseme rechten gestehen vil gelarther
luthe, beyde pfaffenn unnd leyen, der in dem rechten erfaren sint, nicht, unnd
meynen das dicke etwas eyme vorstolin werde alleyne, das eme zu behaldene
gethann werdeth, unnd mit fliesse bewaret, unnd soilde her danne das geildenn,
das her in truwen besorget unnd heildet, szo geschee ome unrecht; unnd dorumme
so ist dith der stat recht und ist eyn mit dem beschriebin rechte: [Dist. IV. 42. 17.] vorluset eyn man etwas, das eme zu
behaldin gethan werdet, adder vorterbet, adder sterbet, ab es eyn vyhe ist, her
sal es nicht geildin im rechtin, thar her sein recht darzuthun, das es ane sein
schult gescheen sei. Dith ist statrecht.

XXIX. [Dist. IV. 42. 19, 20.] Was man eyme manne
liehet adder setzet zu pfande adder vor geilt, das sal her widdergeben
unvorterbet, adder sal es geilden noch seime werde. Sterbet aber pfert adder
vyhe in der satzunge, ane des schult, der es under eme hat, bewiset her das mit
fromen leuthenn, adder thar sein recht darzu thun, her engildet sein im rechtin
nicht; her hat aber sein geilt vorlorin, dovor oſs ome zu pfande stunt,
es enwere danne das er satzunge adder globede das bewaret hette. Dith ist der
stat recht.

XXX. Tut eyner eyme onendelichem adder eyme unwitzigen manne etwas zu
behaldenn, adder lihet ome etwas, vorluset her das, adder vorterbet ome adder
vorsumet es, in wellicher weyse das geschiet, her mues den schadin habin, wol
das hievor unnd ouch in deme gemeyne rechte stet, was man eyme manne zu behaldin
thu, das sulle her widder gebin. Das ist aber zu vorstehen an redelichen,
vornunfftigen luten, unnd nicht an vorsumenden, unredelichin, die des eynen
gemeynen lumunt haben. Dith ist das gemeyne recht unnd stet beschriebin
institutionum libro tercio titulo XV, unnd ist ouch der stat recht.

XXXI. [LR. III. 5. 1.] Was man eyme manne liehet adder zu behaldin thut
uffenbar, mag her das bezcugin selbderthe, man mag en dube noch roubes nicht
dorummb gezcuge, man sal abir jenen vorladenn drywet y ober fierzcen nacht
zu vorstehene sein gut, ab her wolle. [Seite: 101]
Enthut her des nicht, man geweldiget ienen, der doruff geclagt, zu deme guthe.
Den tag sal aber vorkundigunge, der das gut under eme hat, deme, der eſs eme
thedt zu haws unndt zu hoffe, ab her sein ane schaden bleibin wel. unnd dith
ist der stat recht.

XXXII. Lihet eyn man dem andern gelt adder korn adder anderswas zu gebruchen
uff eyn pfant, und thut seinen vleys dorzu, das her das pfant beware,
vorlust her das pfant adder werdet es ome vorstolen: des das pfant ist, der
mues den schadin habin und her ist dormede des gelegen dinges, also des geildes,
kornis adder worumme es eme gesatzt ist, danne nicht ledig, her mues in deme
rechten bezcalen darzu unnd geilden, ab deſser bewieset seinen vleys, adder mit
seime eyde beweret, also ouch vor geschriebin stet; unnd ab her das seine
nicht ouch mede vorlorin hat, das hilffet doch nicht, wan eyn dip allezceidt
in vorchten undt in fluchten ist mit seiner dube, das her nemmet was eme
gefallin mag, unnd was her allerbest enweg brengen mag, nhu mag her es zu
male underwilen enweg nicht brengen, und etzwan kaume eyn ding alleyne.
Dith stet geschriebin institut. libro tercio titulo XV.

XXXIII. Ist es das eyn man dem andern redet, geilt, korn adder anders was,
uff eyne tagzceidt zu bezcalende, her mag en in dem rechtin nicht er deme
benanten tage dorummb fordern, noch uff denselbin tag gantz uſs, wan
derselbe glouber der mag en mit rechte nicht er gefordirn danne noch der
tagzceidt des andern tags. Dith ist das beschriebin recht unnd stet
institut. libro III. titulo XVI.

XXXIV. Vorliehet eyner etwas, korn, geilt, byer, wein, fleysch, adder welcherley
ding es ist, unnd leſset das mit eme, zwen, adder dren, adder mehern luthin
entzeln globen, was her des er eyme gildeth, das ist her vonn en allen ledig,
unnd sie mogin on mit rechte nicht forder gedringen noch gefordirn, ab her das
wol in seime globe nicht uſsgenommen noch vorzcalt hat. Dith ist das beschriebin
recht unndt stet institut. li. III. titulo XVII.

XXXV. Wer do kouffet adder vorkouffet, werdet deme der kouff darnach unebenn, er
danne die kouffschatze von eme geandelogt werdenn, adder er dan sie iener
enphet, adder er das geilt bezcalet werdet, her mag en widderzcihen adder
lassen. Ist es aber das der kouffer etwas doruff gibt adder des winkouff
trincket, szo mag man den kouff mit rechte nicht widderzcihen, wan dith ist eyn
gezcugnisse eynes bestendigen kouffes. Ist aber des kouffschatzes doruff etwas
uſs der hant gegeben adder uſs der gewerin gelassen, adder ist der kouff
vorborgeth mit luthin, die dovor geredt habin, adder vorpfandet, adder
vorbrieffet, szo ist der koufft bestetiget und enmag mit nichte widderzcogin
werdin. Dith ist das beschriebin recht und steth institut. li. III. titulo XIV.
[Seite: 102]

XXXVI. Gebet adder lihet eyner eyme gelt zu kouffmanschatze, der mag wol
zcemlichin teyl von der winnunge nehemen, die hobiſslichin unnd
gottlichin irkregen ist, und doch also das her ouch wage mede habe, noch
deme also her teyl nemmeth. Dith ist das beschriebin recht und stet
geschriebin ex. de dote und ist ouch der stat recht.

XXXVII. Lihet eyner eyme geilt adder anders was in freuntschafft zu seime
kouffschatze unnd nutze, heyschet her dorvon icht, adder bedutet es mit
vorborgin worthin, adder leſset es eme eynen andern werben, unnd nemmet
genieſs dorvone, wie kleyne der ist, szo en ist doran wocher nicht;
schencket ome der etwas, der die habe inne hat, vonn eygener willekor unnd
unbeteydingt, deſser mag es mit gothe unnd mit erin wol nehemen. Dith
schreibt Raymundus
unnd ist gottlich erlich recht.

XXXVIII. Kouffet eyner etwas undt gibet seinen gotispfennig do uff, der
vorkouffer mag eme den kouff nicht vorzcihen, her mues en eme haldin. Wel
ouch der kouffer des kouffes oberig sie, er her obernechtig werdet, her
vorlust, was her doruff gegebin hat. Ist aber der kouff vorbrieffit, adder
vorborget, vorphendet, adder vorwinkoufft, sie muessen en uff beyden seyten
haldin, sie wollin sein den beyde mit willen oberig sein. Dith ist das
beschriebin recht unndt der stat recht.

XXXIX. Kouffet eyner etwas uff eynes andern usſspruch, was der usſspricht,
adder wie her das achtet ane argeliste, also mues es der kouffer bezcalin,
und iener der vorkouffte, der mues also bezcalt nehemen. Gebin sie eme aber
schult, das her er eyme gewegener in dem usſsproche gewest sie dan deme andern,
des enslehet her sich wol mit seime eyde, den her vor gezceyten der stat, do
her inne gesessen ist, adder zu deme amchte, ab her eyn ambtmann ist, adder zu
dem gerichte, ab her eyn schepphe ist, adder zu der herschafft gethan hat,
unnd her endarff en keynen eydt uff die heylligin swerin, umme des willin das
sie beyde des kouffes uff en gewillekort habin, des her villichte gernne
oberig gewest were. Wel her ouch den uspruch des kouffes nicht thun, her ist
sein wol vorhabin, unnd der kouff ist nicht gewest, den sie undereynander
gethan haben. Dith ist das beschriebin recht. Wegern sie aber den kouff
beyde, es sie vor dem usſsprache adder dornach, szo ist der kouff nicht.
Dith steht geschrieben institut. li. III. titulo XXIV.

XL. Tut eyner eynen kouff mit underscheyde, den mues her halden noch deme
unterscheyde, also her gescheen ist; unnd ab der woll vorwinkoufft, adder
vorbrifft ist adder vorborgeth, geschith die [Seite: 103]
underscheydunge darmede nicht, so gehit der kouff ab. Dith ist das beschriebin recht
undt steth institut. li. tertio und ist ouch der stat recht.

XLI. Vorkouffet eyner etwas recht unnd redelichin, das her nicht geandelogin
kan, unnd werdet das geswechet, er dan es bezcalt werdet, es sey vonn brande,
von wassere, adder vonn andern zufelligenn sachin, wie die kemmen, unnd das es
ouch an argelist unnd ane sache des vorkouffers gescheen sey, den schaden mues
der kouffer habin. Ginge ouch dem kouffschatz etzwas fromen zu, das queme dem
kouffer zu guthe. Dith ist aber anders an den dingen, die man eyme
geandelogin mag, her enhabe danne das gut entpfangenn unnd habe es in seinen
geweren, szo endarff her des nicht schadin noch fromen gewynnen, wan diewile der
man eyn ding besitzet, diewile ist her des dinges herre. Dith ist das
beschriebin recht unnd stet institut. tertio libro 27 titulo, unnd ist ouch der
stat recht.

XLII. [EG. 66.] Welch man eynen kouff mit dem andern thut recht unnd redelichen,
der sal denn kouff eme haldin bis an den derthen tag, es were danne, das er
eyner dem andern den kouff hette globet lenger zu haldin. Dith ist zu vorstehene
ummb erbe, adder redeliche farinde habe zu kouffschatze, unnd nicht ummb kleyn
ding, das man zu marthe tregit unnd die hocken teglich feyle habin. Dith ist der
stat recht.

XLIII. [EG. 67.] Ist das eyn man dem andern eynen kouff vorkouffet, und globeth
eme den kouff zu vorborgene, unndt enthudt des dan nicht, szo ist iener, der
vorkouffet hat, des kouffes ledig unnd loſs, und her hat das gude macht, das her
die habe eyme andern vorkouffe ane allin schadin. Dith ist statrecht.

XLIV. Vorkouffet eyner erbe adder zcinse umme gereyde geilt, und vorwinkouffen
den kouff, unnd werdet ome des geildes eyn teyl bezcalet, unnd das ander teyl
vorzcogen ober die eme adder ober die zcinszcidt, ist das geilt nicht ober
halb bezcalet, szo gefelleth der geniess adder zcins mogelicher deme vorkouffer
dan dem kouffer, her mues en eme aber mit gerichte angewinnen, hat her en
anders in gewerin.

XLV. Ab eyner klaget, her habe etwas gekoufft unnd her sie in deme kouffe
betrogin und bezcuket, unnd mutet das man eme darummb eynen wandel thu, do
antwort der vorkouffer zu, her habe etwas feyle gebothin, und habe das vorkoufft
uffenbarlichen, szo her thurst mocht, und hoffe das ymande dorummb icht
pflichtig sey. Hie ist nhu zu [Seite: 104]
mercken: ist der kouffer betrogin also her claget, unnd kommet die trogin vonn
des dinges wegin, das vorkoufft ist, szo ist der vorkouffer dem kouffer eynen
wandel darummb pflichtig, wan eyn iglicher mag den andern in den andern in dem
kouffe betrigen, also das her die kawffschatze theurer adder neher mues
kouffenn, darnach das her sich des vorstehet unnd gewarten kan, dorummb ist
das die trogin kommet von den vorkouffers wegin, das her die kouffschatze
gelobit hat, szo ist her nymande dorummb pflichtig. Werdit aber der kouffer
betrogin mit worthin, das her mer wan halb also vel dorummb gegebin hat, also
eyn gemeyner loufft uff die zceidt was, das es zu rechtim kouffe geguldin
hetthe: wes danne ober das halbe teyl ist, das sal der vorkouffer dem kouffer
vonn rechte irstathen, unnd do sullin die schepphen uund die ratisman an sein,
das es geschee, wan sogethane bezeuckunge wider got unnd wedder das gerneyne
recht ist; unndt wolle her danne das io nicht thun, her were deme gerichte adder
deme rathe bueſse dorummb pflichtig. Dith ist das beschribin recht unnd der stat
recht.

XLVI. Ab zwene, drye, adder mer luthe eyne geselschafft uff kouffmanschatzt mit
eynander gliche machin, sie habin dorane gliche winnunge unnd vorlust. Ab das
von en vor nicht vorzcalt und mit redin geluttert werdit, so ist es doch in dem
rechtin glich also. Legit aber eyner under en zwey teyl adder meher, der sal dan
zwey teyl der wynnunge adder vorlust ouch nehemen. Das aber der zwey teyl
gelegit hat, adder dem andern eris teyles etwas gelegin hat, mer teyl wynnunge
dan der vorlust innehemen, ab das wol under en vor uſsgesprochin ist adder
gewillekort, szo ist doch die geselschafft widder goth unnd wedder das recht und
tougk nicht, es en sie danne das der mer winnunge nehemen wolle unndt mynner
vorlust, das der die erbeyt thu vor die andern, unnd den lip woge, unnd also ist
es denne bestendig wan man eynen wol vindet under denn kouffluthin, der keyn
geilt noch keynerley habe in die geselschafft leget, unnd doch winnunge mede
nemmet umme der erbeyt willen, die her tuth, noch deme also eme vonn seine
medegesellenn gereth ist. Dith ist das beschriebin recht unndt stet institut.
libro 3, titulo 26
, unnd ist ouch der stat recht.

XLVII. Der kouffluthe geselschafft sal also lange werin biſs er eyne dem andern
die geselschafft uffsaget. Aber es en mag in deme rechtin noch en sal er keyner
deme andern das also uffsagin, das her es thu mit geferdenn, also das er eyner
wolle die winnunge alleyne uffhebin, adder das her meyne das der ander in dem
schadin adder in der vorlust alleyne sulle bleybin. Die geselschafft, die
vorgehet auch, ab der [Seite: 105]
gesellen eyner sterbit, adder ab sich die kouffschatze endet und gantz vorkoufft
wirdet, adder ab dem eynen sein gut von schulde wegin ist abgegangen. unde von
wertlichin adder geistlichen gerichte gemuwet adder gehindert werdet. Dith ist
das beschriebin recht und stet institut. li. tertio titulo 27
und ist stat recht.

XLVIII. Haben luthe geselschafft mit eynander mit kouffschatze, und vorwarloſset
danne eyner under en etwas, adder vorlust es, adder vorthoret os in dem
kouffen adder in den vorkouffen, adder in der rechenunge, adder mit der montze,
adder pagemende, die andern haben ome nicht umme den schadin zuzusprechin, wan
eyn iglicher sal sich vorsehin, das her in seyner geselschafft habe getruwe,
richtige, unnd vorstendige gesellen. Dith ist das beschriebin recht unnd stet
institut. li. 3º titulo 26 und ist statrecht.

XLIX. Ab eyner denn andern heischet adder retit, geilt zu liegende an
unredeliche kouffschatze, adder boſse habe zu kouffene, adder in den
kouffschatzt etwas arges zu thunde, her en ist eme dorummb nicht pflichtig
seinen schadin zu legin, noch eme keynes des abzunehemen. Dith ist das
beschriebin recht unnd stet institut. li. 3º titulo 27 unnd ist ouch statrecht.

L. Betet eyner adder heischet den andern eme etwas kouffen, weyn, gewant,
wortze, adder welcherley das ist, unnd benennet ome die summen geildes, darumme
her eme kouffen sal, adder thut eme die an gereitschafft adder an gewar, szo
sal her eme nicht turer kouffenn, dan her en gebeten adder geheyssen hat; nehir
mag her ome wol kouffenn. Beschuldiget her aber jenen dorummb, das her eme
thurer gekoufft hat, her ist ome umme das oberrige eynen wandel pflichlig. Hat
er ome aber befolin, das beste zu thune, adder ab es noth sie zuzulegin, adder
hat ome gesatzt die zcale, adder das gewichte, adder das maes der
kauffmanschafft, szo ist her ome doruber nicht pflichtig. Dith ist das
beschriebin recht unnd stet institut. li. 3º titulo 27.

LI. Haben luthe geselschafft in kouffmanschatze mit eynander, unnd wollin sich
die teylen, adder habin sich geteylet, und schuldiget er eyner den andern umme
rechenunge zu thune, der rechenunge darff er keyner mit luthin bewieſsenn noch
gezcugenn, her wolle es danne gerne thun; her thud wol seinen eyd dorzu,
darmede bestetigt her seine rechenunge, ab eme der seine gesellin nicht glouben
wollin, unndt her ist on doruber nichtes mer pflichtigk zu bewiesene, wan eyn
iglicher szogethane geselschafft zu eme nehemen sal, der her gloubin unnd
getruwen mag, und hat man eme gloubt der her uſsgab unnd innam, szo mues man ome
ouch [Seite: 106]
glouben der rechenunge. Ouch so en kan eyn kouffman seine hantirunge nicht
allezcit geuffenbarin. Dith ist das beschriebin recht unndt ist ouch witpildes
unnd der stat recht.

LII. Eyn iglicher, der eyn ding kouffet, der ist es in dem rechten schuldig zu
bezcalen, wan der vorkouffer das vonn ome andelogt, unnd der kouffer das entphet
in seine gewere: es en were danne in dem kouffe anders besondern vorzcalt unnd
uſsgenommen mit borgin, brieffenn, pfanden, vorzcinsen, uff tagzceite unnd
desglichen. Dith ist das beschriebin recht und steth geschribin ex. de simonia
unndt ist ouch der stat recht.

LIII. Vorsetzet adder vorlihet eyner etwas, unnd der es danne gebethenn adder
gewettet hat, der vorsetzet adder vorkoufft es vort eyme andern, iener des das
gut was, der es zu erste vorsatzte adder vorleich, der vindet es in frommeden
henden unndt vordert es, szo ist der neher das gut zu behaldin, der es zu der
zceit in gewerin hat, danne es eme diesser enzchie, der es zu erst vorlegin
adder vorsatzt hat; wel her es mit rechte widder gewinnen, her mues darumme
ienen fordern, deme her es leich adder vorsatzte. Ist es aber eme gestolenn
adder geroubet, undt hat es mit seime gudin willen uſs seinen gewerin nicht
gelassen, szo ist es anders, szo mag her es mit rechte vordirn. Dith ist das
beschriebin recht unndt ouch der stat recht.

LIV. Wer deme andern etwas redet und globet, wan her bey sinnen ist, der ist es
eme schuldig zu halden; gloubet her es aber uff eyne tagzceidt zu leisten, en
mag dan nymant mit rechte vor der tagzcit gefordirn, also ouch hie
vorgeschriebin ist. Ydoch sint vel globede, die eyn man vonn rechte nicht halden
darff zu dem globede. Do eyn man mit boſsen listen betrogin wert unndt mit
logelichen worthen, also ich habe dyr das in dein haus geandelogt unnd so das
danne nicht war ist, so bindet ouch das globede das darumme geschen ist zumale
nicht. In der sache adder in dem kouffe, darumme eyner eyn globede thut, darinne
szo sall her nicht bezcugket werde, noch betrogin, noch zu dem globede gelogin,
das globede bindet anders nicht, es sie zuvel gesaget adder zu wennig, adder sie
vorswegin. Globet eyner etwas zu lesten adder zu gebin, er danne er sterbe, das
globede beschediget on nicht, wan os toug nicht noch hat keyne macht in dem
rechtin. Dith ist das beschriebin recht, unnd ouch der stat recht.

LV. Kouffet eyner zcins adder lihit sein geilt eyme uff genisliche pfant, und
der zcins adder das geilt vonn des pfandes geniesse nicht abeslet, der thut
nicht recht, und ist yme rechtin ieme des das pfant ist, irstatunge schuldig
darumme, unndt thut her des nicht, szo ist her eyn wucherer und der
unbescheydelicher genieſs der ist alles recht wucher. Dith ist das
beschriebin recht und stet ex. de usuris.
[Seite: 107]

LVI. Kouffet eyner korn, wein, wollen, adder gewant, adder welcherley ander
kauffmanschatz es ist, die man gemessen adder gewegen mag, uff eyne benante
tagzcit zu bezcalne, also das es in eyme glichin bescheydenlichen kouffe
geschit, das ist wol recht, und ist keyn wucher, wan der kouffer der weys nicht,
noch der vorkouffer, ab es uff die zcit mer adder mynner gildeth. Vorkouffet her
es aber turer, danne es uff die zceit gegeldin mag, szo ist der kouff ungottlich
unndt ist recht wucher, was es doruber gildet. Dith ist geistlich recht und das
beschriebin recht und stet ex. de usuris.

LVII. Globet eyn man deme andern golt, silber, pfennige adder anderley gewar uff
eynen bestacketen tag zu bezcalene, unnd kommet danne der nicht, der die
bezcalunge nehemen sal, her vorlust dorumme nicht mer danne den tag, man sal ome
ouch dorumme die schulde nicht mynnere, noch ergere, noch widder bescheydenheyt
lenger vorzcihen. Dith ist der stat recht.

LVIII. Eyn iglich man der mag mit seime guthe, das her irerbeyt hat, unnd mit
seime gekoufften guthe, unnd mit seime gewonnen guthe, diewile her gehet unnd
stehet, machin was her wel, unnd es gebin weme her wel, unnd war her wel, also
das es nicht sey widder der stat gesetze unnd willekore adder des landes
gewonheyt. Dith ist der stat recht.

LIX. Hat eyn man unrecht guth uff eme und werdet siech, undt hat darumme
straffunge und ruwe ummb seine sunde, das gebit her wol unnd bescheydet es ober
sein bettebredt armen adder siechin luthin zu troste, zu den kirchin, zu der
spenge, zu bruckenn, stegin unnd wegin, war her gnade hat, ane seiner erbin dang
unnd willin, also das her es kuntlichen seinen erben mache, unnd seinen
selgerethern, das her es zu unrechte besessen habe. Dowedir das recht nicht ist,
das also spricht, das nymant ober sein bettebreth bescheydin sulle ane der erbin
willenn ober funff schillinge. Wer es ouch das die erbin das werrethin, wan her
es uffenbar en gemachte, sie vorlorin dorumme in dem rechtin er erbeteyl.
Dith ist keyserrecht undt beschribin recht.

LX. Ab eyner bier adder methe bruwet, unndt thud das mit eynes andern maltze und
hopphen, adder mit eynes andern honnige, also das her wenit, das es sein sey,
und darnach das dith geschit, der es gebruwet hat, der wel es behaldin, und wel
das maltz und den hoppfen adder das honig geilden, szo wel der das bier
behaldin, des der hoppfe unnd das maltz gewest ist unnd wel das holtz geildin,
das vorbrant ist, und die andern koste, unnd das lon, also wel ouch der den
methe behaldin, des das honnig was: weme volget nhu das bier, adder der methe?
billicher, spricht das beschriebin recht, es volget deme, der es bruwete [Seite: 108]
adder lieſs bruwen, danne ieme des der hoppfe, maltz adder honnig was. Das
beschriebin recht undt stet institut. unnd statrecht.

LXI. Nemmet eyner deme andern sein maltz adder seinen hopfen frevelichen, wan
her sich doruff richtet adder gerichtet hat, das her bruwen dormede wel, unnd
vorbruwet das ane seinen willen, claget es diesser, her mues dem gerichte den
vrevil vorbueſsen, unnd sal das maltz adder den hopphen zwefeldig geildin umme
den schadin, den deſser doran nemmet, das her ungebruwet mues bleibin, und en
darmede an seiner narunge hindert. Dith ist ouch deme glich also umme das
honnig, ab her methe bruwet. Dith ist das beschriebin recht unnd stet institut.
und ouch der stat recht.

LXII. Wel eyner eyn tuch lasen werckenn, unnd gebrichet eyme andern garnes, unnd
nemmet diessem sein garn, unnd lesset dormede sein tuch vollin bereythenn, her
sal diessem sein garn also gut und also vollig geildin in der zcit, das diesser
an seime tuche nicht gehindert werde. Werdet her dorvon gehindert, unnd mag das
kuntlichin gemachin, szo mues her eme das garn zwefeldig geildenn, unndt brenget
her on mit notrechte dorzu, her mues es gebuessen noch rechte. Desglichin ist es
umme weidt, umme schart, umme alan, umme weytachſsen, umme rothe unnd
desglichinn. Also ist es ouch in den andern hantwercken, den smedin umme das
iſsen, den schucharten umme das ledder unnd derglichen. Dith ist das
beschriebin recht und stet geschriebin institut.

LXIII. Eyner der topphen adder kannen, pflachsenn unnd ander gefesse derglichenn
leſset gieſsen von eynes andern mannes ertze, also das es mit unwissenheyt
geschieth, szo ist es eyn frage, wes danne das gefese vonn rechte sey, unnd wer
es billicher behalde. Die beschriebin rechte sagin, es sie das billicher, des
das ertz was, danne des, der es giessen lieſs, darumme das man ditthe widder zu
der ersten materien brengen mag, von der es gemachet ist, des man bier, methe,
adder wein, gewant, nicht gethun kan. Hat aber diesser, der es machen lieſs
seines erzis etwas darzu gethan, szo beheldet her es billicher unnd gildet ieme
seinen teyl ertzes. Dith stet geschriebin institut. also.

LXIV. Bwet eyn man eyn hues adder anderswas uff seiner hoffestat unnd gebrichet
ome holczes, steyne adder zcigil, kalg adder anderswas desselbin glichin, unndt
nemmet das seime nackebuer, wo es uff der gemeynde, adder vor seiner thor
lieth, und thut das uffenberlichin, ab her en nicht also balde gehabin kan, unnd
sayt das seime gesinde, adder seinem nackeburen, adder den zcymmerluthin, das
her es geilden wolle, das magk ome der mit rechte nicht vorargen, des es ist;
und claget her [Seite: 109] es, diesser blibt sein ane
wandel, her endarff es ome ouch dan nicht thurer geildin, danne es wert ist.
Hat her es aber in seiner befredunge liegin, also in
sime huſse adder hoffe adder in eyme andern beheltenisse, das sein ist, daruſs
sal man es ome nicht nehemen an seinen wiessen und willenn; geschee es aber
doruber, man muste ome den frevel gebuessen, aber man gulde es ome nicht
thurer, wan es wert were, darumme das der gebow der huser sich tregt zu dem
gemeynen nutze der stete unnd der dorffe adder slosse. Dith ist beschriebin
recht unndt stet institut. und ist ouch der stat recht.

LXV. Es en sal aber nymanth holtz, noch steyne, noch kalg, noch zcigil, adder
keynerley das zu gebuwe horit, sich underwinden, noch borgin, wo man an den
steten muren, thormme, adder borgfrede, slege, zune, adder anderley befredunge
buwet, ane besondern loube der ambtluthe, die des zu schicken han, wo es lith an
den stetenn des gebuwes. Wer das obertrethe, der muste das gebuessen noch deme
also die scheppfen, das gerichte., adder der rat, unnd die ambtluthe, eme das
kerin wollin, unnd es en schedelich mochte werdin. Wan die befredunge unnd die
muren seint heylig, umme das der unschuldigen lip, gut unnd ere dovon enthaldin
werdit, dorummb ſso ist der muren frieheyt also groſs noch deme wertlichen
rechte, also der kirchin unnd kirchoffe noch deme geistlichin rechte. Dith ist
das gemeyne beschriebin gut recht.

LXVI. Bwet eyner etwas, undt gebrichet eme holczes, zcigil, steyne, kalckes
adder anderswas derglichen, unnd nemmet das von eyner gemeynde, do man mede
brucken, stege, kouffhues, tantzehues, brothues unnd derglichen buwin wil,
adder anderswas, das nicht zu der stat befredunge gehorit, ader ab es gehorit zu
der befredunge unnd nicht uff der statt adder nahe dorbey lith, do man es
vorbuwen sal, und underwindeth sich des uffenberlichin an loube unnd willen der
ambtluthe, die des zu schiken han, her sal es drifeldig gelden; eynes darumme,
das her es darmede bezcale noch seyme werde; das ander, das her buese denn
schadin, wan her denn gebow des gemeynen nutzes darmede hindert; das derthe, das
her gebuese den frevel, das her os thet ane loube der ambtluthe. Dith ist das
beschriebin recht.

LXVII. Ist das eyn man uffenbarlichen guthis sich underwindet, das farinde habe
ist, unnd das eme mit andern luthenn gemeyn ist, und thud das ane willin der,
die des mit eme zu schicken han und das es denn gebw nicht anruerth, her sal es
mogelichin zwefeldig geildin umme deswillen, das her sich des alleyne underwant,
das alleyne nicht seyn was. Was in diessen stuckin der stete gewonde, gesetze,
willekor unnd [Seite: 110] geboth ist, die bueſse
werde grosser adder mynner, das gehit vor. Dith ist das
beschriebin recht.

LXVIII. In allen dingen, wo die luthe mit eynander mengen gliche guthe materien
unnd ouch gliche del, do teylen sie das gliche, das dorvon gemachet werdeth;
und mag man das ane schadenn nicht geteylenn, wer seyn dan unnder en aller
notlichst bedarff, der behaldet es, unnd legt die andern abe noch gliche; unnd
bedorffin sie sein dan alle glich wol, der edelste [aL.: eldeste] unnder en hette
des die kor, unnd mochte man des nicht erkennen, der ermster soilde os billiche
behaldin, wenn es ome swerrer zu zugene wer, dan den andern. Dith ist das
beschriebin recht unndt stet institut. unnd dem gestet die stat.

LXIX. Wo die luthe mit eynander gliche gude materien mengen, es sie en
wissentlich adder unwissentlich, wer danne das meiste teyl doran hat, der
beheildet es bilcher dan der ander, ab man es anders ane schadin nicht geteylen
mag. Ist aber die materie, die sie gemenget han, unglich an der guthe, wer danne
die kostlichsten adder die bestenn, adder die edilsten materien in dem gemenge
hath, der beheildet die herschafft daran, unnd legt die andern noch
bescheydenheit abe, ab es sich also geborit. Dith ist das beschriebin recht unnd
stet geschriebin in institut. unnd deme gestet ouch die stat.

LXX. Schribet eyner bucher uff eynes andern bapier adder pergamen, adder malet
eyner bilde uff eynes andern taffeln adder tuch, ab wol die varwe nicht also
kostlich ist also die tafel adder das tuch, unnd die tinte ouch nicht also
kostlich also das papir und das pergamen, nochdeme also hievor geschriebin ist,
das es deme kostlichsten unnd besten an der materien volgin sulle, das sal doch
hyran nicht seyn, wan der schrieber unnd der maler behalden billicher die
herschafft dorane umme ere kunst unnd arbeyt, die edeler ist unnd besser dan das
also geborit. Dith ist beschriebin recht unnd stet institut.

LXXI. Ist es das eyn man etwas vor seine thor werffet adder schothet, adder sust
durch lost, rum, adder zcorn, unnder das volg etwas werffet, adder sust sich
etwas dinges adder habe williglichin begebit, wer das vindet adder uffhebet,
des ist es mit rechte. Dith ist das beschriebin recht und steht in institut.

LXXII. Werffet eyner etwas uſs seime schiffe, ab her zu swer geladen hat, adder
von seime wagin, adder von seime libe, adder von seime pferde, ab her geiaget
werdit, adder enpfellet ome von seime wagin, karrin, pferde, adder von sime
libe etwas an seinen wiessen, wer das findet adder uffhebit, der sal es eme
widdergebin. Beheldet her er [Seite: 111]
aber wissentlichin, es ist eyn dube unnd gehet eme zu huet unnd zu hare; es
beschediget en an seime libe unnd gesunde nicht, es beflecket ome aber die ere,
das her zu keynen wirdigin amchten noch zu gezcugnisse nicht toug. Dith ist
beschribin recht unnd stet beschriebin in institut. 3º lib. titulo primo in fine
illius
.

LXXIII. Findet eyner schatz begrabenn vonn ungeschicht, den her nicht suchet,
tiffer dan eyn pflug geerin mag, der ist des richis, adder des forstenn, adder
des herrin, des das gericht ist. Vindet her aber schatz pober eyner vorch tiff
uff eyner gemeynde, szo ist her des riches, adder des forsten, adder des herrin,
in des gerichte her lith, halb und des vinders halb. Vindet her en also an eyner
gewiheten stat, also in eyner kirchin, adder uff eyme kirchoffe, szo ist der
schatz des gotishawses halb und ist sein halb. Vindet her schatz uff eyme
acker, hoffreyte, garthin, adder ander erbe, das sin nicht ist, adder uff
guthe, das eme pfandes stehit, szo ist her des halb, des das gut ist unnd ist
sein halb. Vindet her aber schatzt uff lande adder guthe, das sein ist, szo ist
der schatz sein alleyne unnd endarff mit nymande teylin. Dith ist das beschribin
recht unnd stet geschribin institut. de rerum divisione. l. thesaurus.

LXXIV. Hat eyn man acker, adder erbe, hus, adder hoff, unnd derglichin gemithet,
unnd suchet den schatz doruffe und vindet en, her gibt seine mithe dorvon und
beheildet denn schatz, unnd ist deme nicht pflichtig dorvon mer zu gebin, des
der acker adder das erbe ist. Hat en aber der gemiettet, des das erbe ist, unnd
erbeytet es umme lon, und vindet schatz doruffe von geschicht, szo ist her das
viertil sein und die andern dry teyl sint des, des das erbe ist. Dith ist das
beschriebin recht unnd stet beschriebin in institut. de rerum divisione.

LXXV. Vorsehet sich eyner schatzes uff seiner hoffreyte, ader uff sime erbe, und
mitet eynen knecht darzu umme lon, das her eme den schatz suche, unnd vindet der
knecht danne den schatz, man ist eme seinen gedinget lon schuldig und nicht
meher. Ist der knecht aber nicht gedinget, sundern gebethin das her eme helffe,
den schatz suche, und findet her en danne, der herre der hoffestat, des ackers
adder des erbis, der gibt dem knechte dorvon noch gnadin, was her wel, unnd ist
doruber nymande mer pflichtig zu gebene. Dith ist das boschriebin recht unnd
steth beschriebin in institut. de rerum divisione. l. thesaurus. Unnd ist dith
recht eyntrechtig mit dem heilligen ewangelio, do Christus sprach: das riche der
hymmel ist glich deme vorborgin schatze in dem acker, den eyn mensche vindet und
bergit en, unnd gehit unndt vorkouffet alles das her hat, unnd kouffet dormede
den acker; es wirdet aber vorbrochin umme der forstenn unnd herrin girheyt
willen. [Seite: 112]

LXXVI. Mitet eyner eynen acker, adder wingarthin, adder ander erbe, zu iarin:
der en mag mit rechte danne wedder silber, adder ertz, adder liederdin, adder
thon, adder mergel, adder steyne, adder leymen, adder sant, adder keynerley
desglichin daruffe lasse grabin ane des willen, deme her en hat abgemittet adder
abgewettet, ab her eme geilt doruff gelegin hat. Dith ist das beschriebin
recht und statrecht.

LXXVII. Hat eyn man willen, das her wallin wolle, und eyne verre sorgliche
reyſse thun, also kegin Rome adder obir mehir, unnd vorchtit das her nicht
lebenig widderkomme, adder vorsehit sich des todes vonn sichtum, adder von
wundenn, adder von andern dingin desglichin, unndt gibt eyme seime freunde bie
gesundeme libe, adder uff seime stule sitzende, gut unnd habe, und thut eme das
in seine gewere, kommeth der widder zu lande, adder genesith der krangheyt adder
der wunden, unnd heyschet das gegebin gut widder, jener dem es also gegebin ist,
der mues es eme widder kerin von rechte dorummb, das her zu der zcit in dem wane
gewest ist, do her es vorgab, das her seinen lip und sein gut begeben muste.
Gebit her os ome aber so her keyne besondern vorchte des thodis, noch wan nicht
enhant, unnd heyschet her es darnach widder, jener dem es gegebin ist, der
beheildet es mit rechte wol, ab her wel. Dith ist das beschriebin recht undt
stet institut. secundo libro, titulo septimo.

LXXVIII. Werdet schatz gemuret in muren, adder in keller, adder in ander gemach,
adder beheltenisse, und werdit funden, der schatz gehorit nicht an die
konniglichin gewalt, noch an die herschafft, noch an den richter; her gehorit an
die erbin unnd an die, uff der erbe her also funden werdet, wan der behaldin ist
in erin beslossen gebuwen unnd beheltenissen und nicht in der erdin. Ouch ſso
ist es allin luthin nicht bequemlich er gereitschafft in schencken, ladin adder
in kastenn zu legin, die dicke uſs erin huſsern wandirn mussen unnd sich
besorgin mussenn vor diebin undt vor brande. Dith ist der stat recht und
beschriebin recht.

LXXIX. Ab eyner lith in todes gewalt unnd wel sein selgeretter setzen, unnd
bescheydeth adder vorgibt etwas mit seiner erbin willin dorch seine sele, adder
tudt das an seiner erbin willen bie genendem libe, und spricht also: dith gut
adder geilt gebe ich lutterlichin durch got an eyne kerchin adder an eynen
spiettal adder an eynen altar zu eyner ewigen messe, adder zu eyner spende,
adder an eyne bruckenn, adder zu steynwegin, unnd benennet der eigentlichen unnd
besondern keynes mit namen, zw welcher kirchin, altir, spiettal adder
brucken [Seite: 113]
spende adder steynwege es sulle: hie ist eyn frage, wie die selgereter,
formunden, adder frewnde, darmede gebarin sullin zu rechte, ab es an erme willen
steth, war sie os gebin wollin adder nicht? Hie ist zu antworthen: neyn. Sie
sullin es von rechte zu der ermesten kirchin, altir adder spiettal gebin, der
ergin in der stat adder in dem gerichte ist, do die bescheydunge geschen ist,
adder zu der swechstin brucken adder steynwege, do des alter notist thudt.
Woldin es aber die selgerether durch gunst vorgebin, do sin nicht notlich wer,
es hetten zu werene die ambtluthe in dem gerichte, wan das ane zweivel also von
dem sterbinde gesatzt wart dorch innikeyt uff das beste unnd trostlichste seiner
sele. Dith ist das beschriebin recht.

LXXX. Eyn iglicher mensche, das sein selgerethe setzenn wel, ist das in dem
rechtin pflichtiger in seiner pfarre, ab sein do noth ist, dan anders wor, umme
deswillen das her die heylligent sacrament do nehemen mues, do seiner sele
selikeit ane steth. Dith ist das beschriebin recht.

LXXXI. Es ist ouch eyn iglicher cristen mensche in deme rechtin schuldig vier
stunt zu oppherne des iares in seiner pfarre, das ist zu ostern, pfinsten, zw
unsern frowentag wortzwey, unnd zu weynnachtin. umme dith oppfer szo mochte eyn
pfarrer sein pfarluthe im rechtin mit gerichte vordirn. Dith sal ouch sein zu
dem geringsten eyn guder genger gewonlicher pfennig. Deses ist nymant vorhabin
im rechtin danne die kinder under zwelff iarin und ober arme luthe, die sein
nicht gehabin mogin. Es sullin ouch entragin sein die uffenbarin rouber, die
uffenbarin wucherer, kerchin und gotishawser vorstorer, uffenbare hurin; also
verre also diese gnante sunder nicht ander gut zu opphirne habin, so
vorweiset sie got mit erme oppher, also beschriebin stet in dem funfften Moysi,
do got sprach: du salt nicht nehemen in dem tempel das sontliche lon eynes
gemeynen wibes zu opphere. Dith ist alles ouch das beschriebin recht unnd stet
beschriebin ex. de raptoribus et de usuris XVII q. IV.

LXXXII. Die gotishauser unnd die kirchen habin also groſsen frede und frieheyt
vonn gothe, von den bebistenn unnd von den keysern, das eyn iglicher dorinne
habin sal, der nicht eyn morder ist, unnd fluhet dor eyn iude adder eyn heyde,
her sal dorinne frede habin, unndt wer den frede bricht, her sie eyn richter
adder eyn ander, der ist alsobalde in des babest banne. Wer ouch dorinne gewalt
tribt mit zubrechene adder zuslahene, der ist in des babest banne.

LXXXIII. (LR. I. 22. 2.) Sterbin eyn man und sein wip, die gesinde habin, man
sal zu aller erst geilden unndt lonen deme gesinde, unnd sal en gebin er
vordinetes lon biss uff den tag, also her starb, unnd
[Seite: 114]
sal sie dornoch an denn kostenn haldin biſs uff denn drissigistenn, das sie sich
indes bestatin mogin. Wollin sie aber die erbin behaldin, szo sullen sie das
iar uſsdynen und erin vollin loen entphaen. Ist en aber vor zuvele lons gegebin,
er er herre adder ere frowen storbin, des endorffen sie nicht widder kerin.
Loukent man on ouch des lones von eyme iare adder vonn eyme halbin iare,
das mogin sie wol uff den heylligen behaldin, unnd man sal sie ane
vorzcog bezcalin. Habin sie ouch gedienet uff gnade, sie muessen der gnade an
den erbin warthenn. Dith ist lantrecht, witpildesrecht, der stat recht unnd das
beschriebin recht unnd gut gemeyn recht.

LXXXIV. (LR. I. 22. 2.) Sterbet eyn gemitter knecht adder eyne gemitte mageth,
er dan sie er lon allis vordienen, das en gedinget was, man ist erin erbin nicht
mer lones pflichtig, dan also vil sie noch der anzcal biſs uff die zceit, do
sie storbin, verdinet hatten, und das sal man ouch erin erbin adder weme sie es
bescheyden hettenn, unvorzcoglichenn bezcalen; habin sie abir uff gnade
gedienet, man ist on lon uff gnade plichtig unnd das sal man zu hant thun und
gutlichin richtin. Dit ist lantrecht, witpildesrecht, unnd ouch der stat recht.

LXXXV. [EG. 23.] Liget eyn man an dem thode unnd hat eynen frunt, dem her guthes
gloubet, und befelet deme seine schulde zu geildin, unnd gibt ome die schult
beschriebin, do frome luthe kegenwertig seint, und sterbit darnach und leſset
erbe unndt gut, der deme her das also befolin hat, der sal die schulde zuerst
geildin vor andern allin schuldin, die man hindennoch uff en clagt adder eme
zuspricht. Dith ist der stat recht.

LXXXVI. Kouffet eyner uff widderkouff zcinse, es sie pfenniggeilt adder
korngeilt, unnd gibt dorummb also vel gewonlich ist, das man es ewiglichin
kouffte, und tut eme die gunst, das her es widderkouffen moge umme also vel unnd
also gut geilt, welches iares her wel uff eyne tagzceit, also das der zcins uff
erblichin guthenn adder uff andern guthin in sollicher wieſse, ab die guthe
vorterbin, geswechit werdin unnd abenehemen, das der seinen zcins doran nicht
gantz gehabin mag, das her schadin danne mede trage: diesser kouff der ist
gottlich, erlich unnd recht.